Box-Weltmeisterin Dilar Kisikyol kommt aus Rheindorf und besuchte kurz nach ihrer erfolgreichen Titelverteidigung die alte Heimat und gute Freunde.
Heimat LeverkusenRheindorfer Box-Weltmeisterin Dilar Kisikyol engagiert sich für Mädchen
Wenn Dilar Kisikyol einen Ring betritt, dann ist Alarm angesagt – denn dann schenkt die Boxerin sich und ihrer Gegnerin nichts. Dann ist erst Schluss, wenn der Gong ertönt. So wie zuletzt, als sie am 16. März in Stralsund ihren WM-Titel der WIBF (Women's International Boxing Federation) über zehn Runden gegen Marisa Gabriela Nunez aus Argentinien verteidigte. Es war Dilar Kisikyols zehnter Kampf als Profi-Boxerin – und ihr zehnter Sieg.
Indes: Wenn sie einfach nur einen Raum betritt – ganz ohne Ring und großes Publikum und Gegnerin – dann ist kein Kampf, sondern gute Laune angesagt. Dann macht sich eine spürbare Atmosphäre des „Schön, dass wir alle zusammen hier sind“ breit. Dann, um den Volksmund zu bemühen, geht die Sonne so ein bisschen auf. Zumal, wenn der Raum, den Dilar Kisikyol betritt, in ihrer alten Heimat liegt: in Rheindorf.
Hier, in Leverkusens nördlichstem Stadtteil, ist sie schließlich aufgewachsen. Und hierher kommt sie immer wieder gerne zurück aus ihrer Wahlheimat Hamburg. „Mindestens alle zwei Monate“, wie sie betont. „Um meine Familie zu besuchen.“ Und manchmal auch, um den OB – der ja ebenfalls alteingesessener Rheindorfer ist – und ihre alten Freunde vom TuS zu treffen.
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Schließlich hat sie in dessen Kampfsportabteilung das Boxen erst gelernt. Trainiert von Baki Hoxhaj. Ehrensache, dass er auch dabei ist, als Dilar Kisikyol nun wieder auf Stippvisite war, um „Hallo“ zu sagen. Um ihren Weltmeisterinnen-Gürtel zu zeigen. Um viele liebgewonnene Menschen zu drücken. Und um ein paar Worte loszuwerden.
Zum Beispiel diese: „Ich mag Hamburg. Es ist meine Wahlheimat. Aber wenn ich hierher nach Rheindorf komme, dann ist das etwas ganz anderes. Dann ist das Wärme. Dann ist das Familie. Zuhause.“ Oder: „Ich habe dem TuS Rheindorf alles zu verdanken.“ Es ist ein „alles“, das sie erstens genauso meint, wie sie es sagt, und das zweitens eine ganze Menge umfasst. Denn Dilar Kisikyol ist nicht nur Profi-Boxerin und amtierende Weltmeisterin in ihrer Disziplin. Sie ist auch eine, die anderen maximal viel geben möchte. So kämpft sie nicht nur im Ring, sondern auch außerhalb darum, das Boxen aus der Klischee-Ecke des Brutalen rauszuholen. Es sei ein Sport, der verbinde und neben Disziplin vor allem Respekt im Umgang mit anderen vermittle.
Großes soziales Engagement
Zudem ist da ihr soziales Engagement, das sie nicht minder eifrig und konsequent vorantreibt wie ihrer Karriere: Dilar Kisikyol, neben dem Boxen auch Sozial-Pädagogin und Gymnastiklehrerin, hat das Projekt „Du kämpfst!“ ins Leben gerufen. Das fördert Integration, Inklusion und die interkulturelle Bildung und richtet sich per Empowerment – der englische Begriff steht für Ermächtigung zu Autonomie und Selbstbestimmung – an Mädchen und Frauen, denen die Rheindorferin Mut und Selbstbewusstsein vermitteln will in einem, wie sie selbst sagt, Sport, „der noch immer viel zu häufig als Domäne der Männer angesehen wird“. Zudem unterstützt Dilar Kisikyol Frauen bei deren Kampf gegen Parkinson – und zwar per Boxtraining. Was schlussendlich bedeutet: Sie ist an allen Ecken und Enden aktiv.
Nicht zuletzt auch für ihren Heimatverein, der seit geraumer Zeit Probleme hat: Die Fußballer und Fußballerinnen warten mehr und mehr vergeblich auf einen Rasenplatz. Die über 600 Mitglieder der 1995 von Baki Hoxhaj gegründeten Kampfsportabteilung haben kaum noch Platz fürs Training und suchen verzweifelt nach neuen Räumlichkeiten über die Sporthalle an der Deichtorstraße hinaus. „Wir leisten hier wichtige integrative Arbeit in einem Stadtteil, in dem das wirklich notwendig ist“, sagt der von allen nur bei seinem Vornamen gerufene Coach Baki.
Er nimmt gemeinsam mit der umtriebigen Vorsitzenden Heike Bunde sowie TuS-Geschäftsführerin Anna Sahin die Politik in die Verantwortung. Und stößt bei OB Uwe Richrath auf offene Ohren: „Wir wissen um die Wichtigkeit dieses Engagements. Und wir wissen, dass wir hier ein höheres Tempo anschlagen müssen.“ Er werde alles daransetzen, das zu tun. Immerhin sei er ja selber ein „alter TuS-Verbundener“: „Ich bin nicht nur in Rheindorf aufgewachsen. Ich habe hier ja auch lange Handball gespielt.“
Und was nun Dilar Kisikyol angehe, liege der Fall nicht minder klar auf der Hand: Sie zeige mit ihrem neuerliche WM-Titel und mit ihrem Engagement, dass „Leverkusen so viel mehr ist als nur die Werkself“, auf die sich gerade alle Welt stürze. Starke Worte anlässlich des Besuchs einer in jeder Hinsicht starken Sportlerin aus der Stadt.
www.dilarkisikyol.de