Leverkusen – Lagerplätze, Stapel von Rohren, große Bauplätze, auf denen sich die Baggerketten durch die nasse Erde wühlen: Fast ebenso still, wie die Vorbereitungen für den Bau über Jahre liefen, so auffällig ist der Pipelinebau für die Hochdruck-Gasleitung jetzt. Und die Auswirkungen sind im Stadtbild nicht mehr zu übersehen.
Die Bauarbeiten laufen, die ersten paar Hundert Meter Leitung sind gelegt. Es ist eine Matsch-Hölle: Zu besichtigen nördlich der Solinger Straße an der Stadtgrenze von Rheindorf und Opladen. Hier kann man sich ein Bild davon machen, was auf den gesamten Leverkusener Norden und Osten zukommt. Bis zu 30 Meter und breiter ist die Bauschneise.
Flüssiger Matsch
Neben einer mit Holzbohlen befestigten Baustraße für die Bagger, Rohrtransporte und Monteure wurde der Graben ausgehoben, daneben liegt der Aushub. Es gibt keine Bau-Pause wegen des schlechten Wetters, der Matsch bei dem Regen auf der Trassen-Baustelle ist unbeschreiblich. Zum Teil steht so viel Wasser auf der Baustelle, dass die Holzstraße schwimmt und die Bauarbeiter wie in einem Yachthafen über schwankende Bohlen laufen. „Man muss schneller drüber laufen, als man einsinkt, dann gehts“, sagt einer. Mit einem großen Güllefass an einem Trecker saugen zwei Mitarbeiter den flüssigen Erdmatsch auf.
Während die ersten Abschnitte in Mehlbruch schon wieder zugeschüttet werden, bewegt sich die Baustelle auf den nördlichsten Zipfel von Opladen zu, Richtung Sandstraße.
Hindernis Autobahn
Das erste große Hindernis für die Pipeline-Verlegung sind die A3 und die Opladener Straße in Reusrath und die L 288, die Hardter Straße nach Leichlingen. Unter denen wird ein Tunnel durchgetrieben. Ein Bohrer zieht die 90 Zentimeter dicken Pipeline-Rohre mehrere hundert Meter unter den Straßen durch auf die andere Seite, schreibt die Baufirma. Was an der Autobahn möglich ist, hätten sich viele sicher auch in wertvollen Wäldern gewünscht, da wurde gerodet (wir berichteten).
Auch in Steinbüchel bei Meckhofen wird das Rohr unter der Bundesstraße durchgeschoben. Hier wird in einem Zug ein Spielplatz unterquert. Das Verfahren heißt „Microtunneling“.
Zwischen Fettehenne und dem Engstenberger Weg ist eine riesige Baustelle entstanden. Zwar wir der Oberboden überall abgeschält, aber Zweifel darüber, dass die Bodenqualität durch starke Verdichtung in den unteren Schichten sehr leidet, sind angebracht, weil überall sehr schwere Maschinen stehen oder fahren.
Nach Opladen kommt die Baustelle nach Leichlingen an den Rothenberg. Dort gibt es heftigen Protest gegen die Leitung. Doch der kommt spät: 2013 wurde alles genehmigt. Offenbar war das Verfahren juristisch korrekt, obwohl es keine öffentliche Versammlung in Leverkusen gegeben hat, bei der es sicher Einsprüche gehagelt hätte. Die Galgenfrist für den Wald an der Waldsiedlung ist mittlerweile auch abgelaufen. Dort wird die Schneise aktuell gerodet.
In einer früheren Version des Artikels stand noch, dass an der Waldsiedlung gemäß früherer Pläne noch nicht gerodet werde. Seit wenigen Tagen wird dort aber die Schneise geschlagen (rar).