Zu Beginn gab es Unstimmigkeiten, wer die Flutschäden am Jugendzentrum beseitigt. Nun ist die Sanierung auf der Zielgeraden.
JahrestagDrei Jahre nach dem Hochwasser wird der Lindenhof zum Schmuckstück der Stadt
„Die Flut war das Schlimmste und Beste, was dem Lindenhof passieren konnte.“ Das sagen die Kinder und Jugendlichen, die das Jugendzentrum bis zu jenem verheerenden Hochwasser vor genau drei Jahren besucht haben, berichtet Einrichtungsleiterin Caroline Wilk. Der Verlust ihrer zweiten Heimat und der Umzug in das deutlich kleinere Ausweichquartier hat viele der Kinder schwer getroffen. Gerade für sozial benachteiligte Jugendliche in Manfort sei der Lindenhof immer ein extrem wichtiger Anlaufpunkt gewesen, sagt auch Andrea Pesch von der städtischen Gebäudewirtschaft.
Aber der Lindenhof ist mehr als das. Er ist auch ein außergewöhnlicher, denkmalgeschützer Bau. Und schon jetzt, rund drei Monate vor der geplanten Fertigstellung, ist zu erkennen: Er wird ein altes, neues Schmuckstück der Stadt werden.
Vor dem geistigen Auge kann man sie wieder tanzen sehen, die Besucher der legendären Lindenhof-Disko der 70 Jahre. Im großen Saal, zwischen holzverkleideten Säulen, unter indirekt beleuchteten, hohen, weißen Decken, auf einer riesigen Tanzfläche in wunderschönem hellen Fischgrätenparkett. Gerade wird der Sockel der Bühne gestrichen, die mit neuem technischem Equipment ausgestattet wird.
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Das gibt es nun auch im Keller, der am 14. Juli 2021 bis unter die Decke vollgelaufen war und sämtliche Technik unter Wasser gesetzt hat. Im Rahmen der Möglichkeiten wurde die neue Heizung aus einem noch tiefer gelegenen Kellerloch nach oben geholt, für die neue Lüftungsanlage wurde sogar ein eigenes Podest in die ehemalige Kegelbahn gebaut.
Auch von außen wurde Vorsorge getroffen, dass das Wasser künftig draußen bleibt. Direkt vor der Fensterfront des großen Saals bildet der kleine Mutzbach einen Teich. Durch den Starkregen ist dieser am 14. Juli 2021 so voll gelaufen, dass er auch den Lindenhof überschwemmt hat. „Der Wasserpegel ist jetzt gesenkt worden“, erklärt Ute Schmidl von der Gebäudewirtschaft. Zwei Mal im Monat kontrollieren Mitarbeitende des Wupperverbandes den Wasserstand und die Abläufe. Außerdem wurde eine Außenmauer erhöht, auch mobile Hochwasserschutzwände sollen noch eingerichtet werden.
Dass der Lindenhof drei Jahre nach dem Hochwasser immer noch eine Baustelle ist, liegt nicht nur am Ausmaß der Schäden. Direkt nach der Katastrophe hatte es Unstimmigkeiten gegeben: Das Gebäude an der Weiherstraße gehört der Stadt und war zum Flutzeitpunkt in Treuhandverwaltung der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL). Die WGL habe zunächst zugesagt, „alle notwendigen Maßnahmen durchzuführen“, berichtete die Stadtverwaltung damals. Einen Monat später, habe die WGL erklärt, wegen der hohen personeller Auslastung nicht in der Lage zu sein, die Schadensbeseitigung am Lindenhof durchzuführen.
In der Zwischenzeit wurde von Mitarbeitenden, Jugendlichen und Freiwilligen der meiste Unrat aus dem Jugendhaus geholt, Trocknungsmaßnahmen wurden aber nicht eingeleitet. Deutlicher Schimmelbefall war die Folge. Die WGL wies die Schuld von sich: Sie habe mit der Stadt lediglich einen Betreuungsvertrag, der Instandhaltungen bis zu 5000 Euro einschließe. Die Kosten der Flutsanierung wurden zuletzt auf rund 6,6 Millionen Euro geschätzt, finanziert werden sie zu 100 Prozent aus der Fluthilfe „Wiederaufbau NRW“ des Landes.
Letztendlich sprang die Sparkasse der flutgeplagten Stadt zu Hilfe und organisierte über einen Immobiliendienstleister den Wiederaufbau des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem späten 19. Jahrhundert. „Die Zusammenarbeit hat wirklich gut geklappt“, lobt Pesch. Und auch Caroline Wilk ist sehr zufrieden: „Wir konnten viel mitbestimmen, haben zum Beispiel gemeinsam mit den Jugendlichen die Farbe der Vorhänge ausgesucht. Die Vorfreude bei allen ist riesig.“
In das kleinere Übergangsquartier an der Manforter Straße kommen täglich rund 30 bis 40 Jugendliche. „Wir sind dort sehr eng zusammengewachsen, es ist eine äußerst familiäre Atmosphäre“, sagt Wilk. Und doch erwarten alle den Rückzug: Wenn nichts mehr schiefgeht, soll es in den Herbstferien Mitte Oktober so weit sein.
Die Möglichkeiten scheinen grenzenlos: Im halbhohen Keller sind zwei mit vielen Steckdosen ausgestattete Werkstätten entstanden, daneben gibt es mehrere gemütliche, von kreisrunden Lampenringen erleuchtete Zimmer. „Das ist die moderne Antwort auf die alten Kronleuchter“, erklärt Wilk. Im großen Saal gibt es außer der Bühne auch noch eine große Küche mit Thekenbereich. Ein Highlight ist das ehemalige Kaminzimmer mit halbrunder Glasfront und einer riesigen, historischen Weltkarte an der Wand.
Am meisten aber freut sich Wilk, endlich wieder Platz zu haben. „Für Sport, Tanz, Billard, Rollbretter – alles, wobei die Kinder sich nach einem langen Schultag austoben können.“ Und den werden sie haben im neuen Lindenhof. Einem Lindenhof, der mehr als drei Jahre schmerzlich vermisst wurde, aber schöner zurückkommt, als er je wahr.