An Weiberfastnacht erobern die Jecken in Wiesdorf die Luminaden und den Rathausschlüssel vom Oberbürgermeister.
Bilder vom Karneval in LuminadenJetzt regiert Prinz Marijo I. in Leverkusen
Es geht ja nicht anders: Oder soll der Prinz mit dem Fahrstuhl in die fünfte Etage fahren und dem OB Uwe Richrath unter Ausschluss der Öffentlichkeit den Schlüssel abringen? Also sind an Weiberfastnacht mal die Luminaden das Rathaus. Als um 9.55 Uhr das Tanzkorps der Opladener Stadtgarde einzieht, ist es noch trüb. Das ändert sich beim Ausmarsch – die Sonne lässt sich blicken, es herrscht Licht in den Luminaden. Und auch das Publikum ist aufgetaut.
Das wird immer zahlreicher, je näher der große Moment kommt. Zunächst unbemerkt, schleicht sich ein Super Mario mit Schnürres und enormen Augenbrauen in die erste Etage. Dabei hätte man doch vorbereitet sein können: War das nicht der Karnevals-Dezernent mit seinem Gefolge, der sich da durch die Menge gedrängt hatte? Marc Adomat ist es dann auch, der das freundliche Bombardement mit Kamelle und De-luxe-Material eröffnet. Sogar Lindt-Herzen regnen herab. Na, wenn das mal nicht in einer neuen Haushaltssicherung mündet!
„Startbahn statt Stelze“ – bloß nicht!
Kann Super Mario allerdings egal sein. Der wird ja absehbar jetzt aus dem Amt getrieben. Wenigstens bis Aschermittwoch. Aber nicht ohne Rückzugsgefecht – und Aufgabenheft für den staatsen Mann im Ornat, der unten auf der Bühne längst die Mehrheit hinter sich hat. Da kann die Riege der Dezernenten und -in noch so viel Bestechungsmaterial regnen lassen. Prinz Marijo, sagt Super Mario, soll den „Verkehrsdinosauriern in Berlin“ den Marsch blasen.
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Damit die irgendwann begreifen: „Es heißt Tunnel statt Stelze. Nicht Startbahn statt Stelze.“ Marijo verspricht’s – und hat auch schon eine Idee, wie man mehr Power nach Berlin bringt: Einfach dann protestieren, wenn Bayer 04 das nächste Auswärtsspiel in der Hauptstadt hat. Hat doch schon mal geklappt, die Fan-Base zu mobilisieren gegen den Mobilitätswende-Wahnsinn.
Die sonstige Liste der Wunderdinge, mit der sich Super Mario im Amt halten will, zerpflückt Marijo Stück für Stück. Die Tollität ist nämlich bestens präpariert. Und das liegt nicht daran, dass sich der Prinz seit drei Jahren warmläuft: „Ich habe einen Praktikanten bei Dir eingeschleust“, ruft der Narrenherrscher dem Oberbürgermeister zu.
Nicht, dass noch das Ufo abhebt
Deshalb sitzt jeder Konter. Für die vielen Kilometer Kabel, die der OB noch ziehen lassen will, damit das Rathaus endlich so richtig digital wird, brauche man doch Handwerker, versetzt Marijo. Und er ist ja einer. Und die Sache mit dem Photovoltaik-Mantel für die Bay-Arena, den sich der Umweltdezernent so wünscht? Schnapsidee, meint Marijo: „Dann wird’s da drin dunkel und die treffen das Tor gar nicht mehr.“
Schließlich die Wildblumenwiese und die Windräder auf dem Rathausdach: Das wird doch statisch gar nicht klappen. Außerdem: „Wenn die Windräder sich zu schnell drehen, fliegt uns noch das ganze Ufo weg“, fürchtet die Tollität.
Apropos drehen: Entscheidend ist auf dem Rad. Als der OB seinen sicheren Platz auf der Empore auf- und sich nach unten vor die Bühne begibt, nimmt die Schmach ihren Lauf: Unten stehen zwei Fahrräder aus dem Fitness-Studio. Auf denen wird das Rennen um den Rathaussschlüssel entschieden – und der demokratisch gewählte Herrscher hat gegen den Herrscher der Herzen keine Chance: Viel zu groß ist der Widerstand, gegen den Super Mario anstrampeln muss. Während Marijo sich vor Lachen kaum auf dem Rad halten kann, als er seinen Konkurrenten beobachtet.
Es dauert bei weitem keine elf Minuten, bis der Oberbürgermeister ausgepumpt auf- und den Schlüssel abgibt. Endlich beginnt wieder die Jeckenherrschaft in der Stadt. Und das gleich mit einer Machtdemonstration: Lauter Ex-Prinzen tanzen Stippeföttche.