Über 100.000 Euro an Spendenzusagen liegen in Hitdorf vor.
Köln-LeverkusenHitdorfer treiben zur Eile beim Kauf einer neuen Rheinfähre
Wenn es nach dem Vorsitzenden des Hitdorfer Bürgervereins Leben in Hitdorf (LIH) ginge, wäre alles ganz einfach: „Den Leverkusener Anteil für die Fähre St. Michael könnten wir sofort überweisen.“ Die Bürgerliste hatte eine Spendenaktion erdacht, die sie gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein LIH durchführt. Der Gedanke kam unmittelbar, nachdem die Fähre „Fritz Middelanis“ vom technischen Mitbetreiber HGK (Häfen und Güterverkehr Köln) endgültig für irreparabel erklärt wurde.
Neben anderen, sagt der LIH-Vorsitzende Heinz Gladbach, sei eine großzügige Spendenzusage vom Hitdorfer Mineralölhändler Heinz Brinkschulte gemacht worden. Der habe die runde Summe von 100.000 Euro für eine neue Fähre zugesagt, so Gladbach.
Baugleiche Fähre wäre erwerbbar
Nachdem die Leverkusener Politik mit großer Mehrheit im Rat den Kauf einer neuen oder gebrauchten Fähre beschlossen hatte, fürchtet man nun in Hitdorf, dass die Verwaltung die Sache jetzt verschleppen könnte. Allerdings reicht es nicht, wenn Leverkusen eine neue Fähre will, auch der Kölner Rat müsste einen gleichen Beschluss fassen.
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Die zwei Fährmänner und die zwei Kassierer seien nach wie vor von der Betreibergesellschaft der Hitdorfer Fähre angestellt. Was, wenn die Fährkapitäne sich irgend woanders hin bewerben würden? Es wäre sicher schwierig, für die Arbeit neue Fachkräfte zu bekommen, sagt Gladbach, „Und wir hoffen nicht, dass uns ein anderer Interessent die Fähre St. Michael noch wegschnappt.“
Diese mit der Fritz Middelanis fast baugleiche Rheinfähre könnte die Fährgesellschaft jetzt noch ziemlich günstig für 230.000 Euro kaufen. Die Befürchtungen teilt auch die Hitdorfer CDU, die den Oberbürgermeister in einem Brief auffordert, schnellstens eine außerordentliche Versammlung der an der Fähre beteiligten Gesellschafter einzuberufen.
St. Michael: Noch ist diese Fähre zu haben
Eine Stadtsprecherin sagte dazu, dass turnusmäßig eine Sitzung in der Mitte des Jahres abgehalten werde. Eine außerordentliche Gesellschafterversammlung sei derzeit nicht terminiert, der Kauf einer neuen Fähre könne nur mit der Kölner Seite gemeinsam beschlossen werden.
Die „St. Michael“ liegt am Rhein in Rheinland-Pfalz zwischen Mainz und Bingen in Oestrich-Winkel am Kai und wird dort im Prinzip nicht gebraucht. Dem Vernehmen nach wäre sie für 230.000 Euro zu haben. Die Fähre kann 18 Autos befördern, 60 t Nutzlast insgesamt. Die 360 PS starke Fähre sei zwar älter als die „Fritz Middelanis“, aber angeblich sei sie technisch besser in Schuss. Gladbach hofft, dass bald eine Sitzung der Gesellschafterversammlung der Fährgesellschaft stattfindet, denn müsste über den Kauf einen Beschluss fassen.
Aber auch die alte „Fritz Middelanis“, die mit defekter Motorensteuerung immer noch im Niehler Hafen vertäut ist, soll nach den Recherchen von Karl Schweiger von der Bürgerliste entgegen der Angaben der Betreibergesellschaft HGK noch reparabel sein. Er hatte beim Hersteller der Antriebseinheiten (Schottel, Koblenz) und bei der Werft Informationen eingeholt. „Für schätzungsweise eine Million Euro können wir die 'Fritz Middelanis' mit vier nagelneuen Antrieben wieder flott bekommen“, sagt der Bürgerlisten-Fraktionschef. Dass der Schiffskörper in bestem Zustand sei, sagte unlängst ein Sprecher der HGK.
Man zieht an einem Strang: In der Frage der Fähre sind in Hitdorf derzeit ein paar Parteigrenzen durchlässig. Einen Bürgerantrag, der von der Stadtverwaltung forderte, ab sofort transparen über den „Fortgang der Entwicklung zur Fähre Hitdorf-Langel permanent“ zu informieren, wurde am Donnerstagnachmittag im Ausschuss für Bürgereingaben und Umwelt abgelehnt: SPD und Grüne hielten das nicht für notwendig.
https://www.leverkusen.de/leben-in-lev/Mobilitaet/hitdorfer-faehre.php
In einer früheren Version des Artikels hatten wir irrtümlich mitgeteilt, der Bürgerantrag sei im Ausschuss angenommen worden. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.