Leverkusen – Was haben Lebensmittel im Supermarkt, Benzin an der Tankstelle und das Kölsch in der Stammkneipe gemeinsam? Richtig, sie werden teurer. In nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens steigen die Preise, so auch in der Gastronomie und Bierbranche. In Köln wurde nun sogar die magische Grenze von zwei Euro für ein 0,2l-Glas Kölsch in manchen Kneipen überschritten. Müssen auch die Leverkusenerinnen und Leverkusener solche Zustände befürchten?
Die gute Nachricht gleich vorweg: Nein, müssen sie nicht. Der Kölsch-Preis steigt zwar auch in Leverkusen, von Kölner Verhältnissen kann jedoch nicht gesprochen werden. Gerhard Zech vom „Notenschlüssel“ in Wiesdorf musste den Preis pro Kölsch zum Beispiel von 1,70 Euro auf 1,80 Euro anheben. Grund dafür sei ein Logistikaufschlag pro Fass. „So etwas gab es früher nicht“, erzählt er.
„Die Leute akzeptieren das"
Diese Entwicklung sei aber auch bei anderen Biersorten zu beobachten. In seinem Irish Pub wird auch Guinnes ausgeschänkt, welches ebenfalls teurer geworden ist. Entscheidend sei aber das Verständnis der Gäste. „Die Leute akzeptieren das", sagt Zech.
Hagen Norhausen, Dehoga-Kreisvorsitzender und Betreiber der „Gaststätte Norhausen“, hat den Preis vor kurzem ebenfalls anheben müssen. Das 0,2l-Glas Kölsch wurde um 20 Cent von 1,60 Euro auf 1,80 Euro erhöht. „Coronabedingt mussten wir im letzten Jahr schon erhöhen. Mit den steigenden Allgemeinkosten, wie zum Beispiel bei der Braugerste, haben wir erneut reagieren müssen", berichtet Norhausen.
Neuer Tarifvertrag im Hotel- und Gaststättengewerbe seit 1. Mai
Außerdem gelte seit dem 1. Mai ein neuer Tarifvertrag für seine Angestellten. „Das ist völlig in Ordnung, dass meine Mitarbeiter mehr verdienen. Trotzdem müssen wir das bei den Preisen berücksichtigen." Von Kölner Verhältnissen sei man aber noch entfernt: „Zwei Euro für ein Kölsch sehe ich hier noch nicht", sagt der Gastronom.
Matthias Wolf von der Bierbar „Trend“ musste die Kölsch-Preise bereits im vergangenen Jahr von 1,60 Euro auf 1,70 Euro anheben. Grund dafür seien auch hier die Vorgaben der Brauerei. Im „Früh am Markt“ ist der Preis pro 0,2l-Glas Kölsch ebenfalls gestiegen. Dort wurde auch um zehn Cent von 1,50 Euro auf 1,60 Euro erhöht.
Eine erneute Erhöhung könne man nicht ausschließen
Auch Michael Axmann von der Kneipe „Zur Quelle" musste den Preis für ein Kölsch im April von 1,50 Euro auf 1,70 Euro erhöhen. Er ist froh, dass in Leverkusen keine Kölner Verhältnisse herrschen. „Aktuell kommen wir alle noch ganz gut damit klar", sagt er. Zwei Euro für eine Kölsch-Stange kommen für ihn definitiv nicht in Frage.
In der Kneipe „Telegraphen Klause“ an der Straßburger Straße in Schlebusch bleibt der Preis von 1,60 Euro bestehen. Die Betreiberin habe in absehbarer Zeit auch nicht vor zu erhöhen, erzählt sie. Ebenfalls bestehen bleibt der Kölsch-Preis im Schlebuscher Brauhaus. An den 1,90 Euro pro Kölsch soll sich erst einmal nichts ändern.
Jochen Küppers vom „Bierbrezel“ in Opladen hat den Kölsch-Preis um zehn Cent von 1,60 Euro auf 1,70 Euro erhöhen müssen. Grund dafür seien auch hier die Preisvorgaben der Zulieferer. Eine erneute Erhöhung könne man nicht ausschließen. Wichtig sei aber, den Kunden nicht zu viel zuzumuten. „Wenn man zu schnell erhöht, kann das auch nach hinten los gehen", sagt Küppers. An den Erhöhungen hänge außerdem ein „Rattenschwanz", weil zum Beispiel auch sämtliche Getränkekarten erneuert werden müssten.
Nicht nur klassische Kneipen sind gezwungen die Preise zu erhöhen. Auch im Scala-Club musste der Kölsch-Preis angepasst werden. Nach Angaben des Betreibers Fabian Stiens kostet das 0,2l-Glas in Opladen nun 2,30 Euro statt zwei Euro. Grund dafür seien auch hier gestiegene Preise auf Lieferanten-Seite. Allerdings dürfe man nicht glauben, solch eine Erhöhung werde eins zu eins umgelegt.
„Da wären 30 Cent schon extrem viel. Dabei handelt es sich ja um eine Mischkalkulation, weil insgesamt die Preise steigen. Wenn Speiseöl teurer wird, werden nunmal auch die Fritten teurer", berichtet Stiens. Auch andere Faktoren, wie zum Beispiel der Mindestlohn, spielen eine Rolle. „Ich finde das ja gut, wenn die Leute anständig bezahlt werden", so Stiens. Dass sich das auf die Preise auswirkt, müsse jedoch klar sein. Die Gäste scheinen es noch gelassen zu nehmen. „Bisher hat sich noch niemand darüber beschwert," erzählt Stiens.