Leverkusen – Eigentlich wollte Werner Baumann am Dienstagmorgen das Impfzentrum einweihen. Der Termin im Erholungshaus wurde dann ganz kurzfristig abgesagt. Bayers Vorstandschef sei anderswo gefordert, hieß es. Seit Donnerstag ahnt man, worum es ging: Gespräche mit Curevac. Der Konzern verpflichtet sich als Geburtshelfer für den zweiten deutschen Corona-Impfstoff.
Das in Tübingen entwickelte Vakzin ist seit dem 14. Dezember in der Phase-III-Studie, an der 36.500 Probanden teilnehmen. Bayer soll mit seiner Expertise in Zulassungsverfahren helfen, diesen Prozess weiter zu beschleunigen: Die Massenstudie muss ausgewertet werden, Prüfungen sind erforderlich. Dabei spielt nicht nur Erfahrung eine Rolle, sondern auch Manpower. Und in der Pandemie ist jeder Tag, den der Impfstoff früher verteilt werden kann, wertvoll.
Wie Biontech/Pfizer
Erst am Mittwoch hatte die Kanzlerin mit mehreren Ministern beraten, wie man die Versorgung mit Corona-Impfstoff verbessern könnte. Dabei dient Angela Merkel und ihrem Kabinett das deutsch-amerikanische Duo Biontech/Pfizer als Vorbild: Ein kleiner Impfstoff-Entwickler tut sich mit einem Pharma-Giganten zusammen, der seine Logistik-Kapazitäten einbringt und womöglich auch Produktionsstätten. Letzteres ist bei dem Tandem Curevac/Bayer recht unwahrscheinlich: Weder im Chempark noch in Wuppertal gibt es die Möglichkeit, schnell auf Impfstoffe umzusteigen. Aber das wird geprüft.
Vorerst wird sich an jedoch Curevacs Produktionsziel von 300 Millionen Dosen in diesem Jahr nichts ändern. Und auch das ist nur möglich mit Hilfe der Wacker Chemie, die ihr Werk in Amsterdam einbringen wird, und dem Luxemburger Pharma-Zulieferer Fareva. Bayer soll aber seine Lieferketten in den Dienst von Curevac stellen.
Doch auch ohne Impfstoff „made in Leverkusen“ zeigt sich der Oberbürgermeister froh über die jüngste Entwicklung: „Es ist wichtig, dass möglichst schnell wirksame Impfstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Es ist daher eine sehr gute Nachricht, dass die Bayer AG die Kooperation mit Curevac eingegangen ist“, so Uwe Richrath auf Anfrage.
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„Bayer kann hier das Know-how und die Erfahrung eines Global Players zur schnelleren Entwicklung des lebensrettenden Impfstoffs einbringen. Ich freue mich sehr, dass ein Leverkusener Unternehmen dazu beiträgt, die Pandemie erfolgreich zu bekämpfen. Dies wird ganz konkret auch uns allen in Leverkusen zugute kommen.“