Im Kunstverein stellt ein Leverkusener Fotograf und Künstler aus.
Kunstverein LeverkusenJürgen Dehniger zeigt in einer Ausstellung „Was übrig bleibt“
Immer noch ist es eine kleine Besonderheit, wenn der Kunstverein einen Künstler aus Leverkusen ausstellt: Jürgen Dehniger ist etwas über 73 Jahre alt, seit Jahrzehnten schafft der Opladener seine unverwechselbaren Kunstwerke, die im Groben meist aus großen analogen Fotos, Asche, Salz und Metall-Stücken bestehen. Sehr oft verwendet Dehniger auch Blei, weshalb seine Wandbilder auch schonmal 100 Kilogramm wiegen können. Zum zweiten Mal nach 1994 in seinem Leben stellt Dehniger im Kunstverein aus. „Lokales Fenster“ heißt die Ausstellungsreihe, sagt dieVorsitzende im Kunstverein, Susanne Wedewer-Pampus.
Der rote Faden: Vergangenes
Wie ein roter Faden zieht sich Morbidität durch die Arbeiten Dehningers. Alles, was er verarbeitet, hat mit Vergangenem zu tun, viele Materialien in den relief-artigen dreidimensionalen Bildern sind bereits im unveränderlichen Endzustand angekommen: Asche, Blei oder dicke Rostplatten etwa. Es gibt nur natürliche, stille mineralische Farben, nichts Schreiendes. Diese Materialien finden sich auch im Hauptbild der Ausstellung mit dem Titel „Was übrig bleibt“: Sofort sind Assoziationen da, wenn leere Kleiderbügel über kaum noch oder gar nicht mehr erkennbaren, gerahmten Fotografien hängen.
Auf einem Tischchen liegen massenhaft ungeöffnete Briefumschläge, die Dehniger aus Blei gefaltet hat. Schwer giftig ist dieses Werk, oder? „Man muss es ja nicht essen“, sagt Dehniger. Das Blei beziehe er vom Schrotthändler, das sei ziemlich teuer, sagt der Künstler. In anderen Bildern hat er Fotos von einem Förderturm und vom Typ Eisenbahnwaggon verarbeitet, in denen die Nazis Millionen Menschen in die Vernichtungslager gefahren haben. In anderen hat der Fotograf Bilder von Kollegen verewigt, Bildberichterstatter, die in Vietnam getötet wurden oder verschollen sind. Wieder ein anderes Bild zeigt Panzer, noch gerade so erkennbar. Ein zeitlos-aktuelles Bild. „Die habe ich alle in Israel fotografiert“, sagt Dehniger. Mehrfach hielt er sich in dem Land auf. Unter anderem als Gastdozent für gehobene Fotografie.
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Ein Fotograf, der das Handwerk gelernt hat
Die Basis für die Bilder sind meist Fotografien, das ist auch weiter kein Wunder, denn Dehniger ist ein gelernter Fotograf von der Sorte, die die Techniken noch in aller handwerklicher Breite gelernt haben und die analogen Verfahren beherrschen. Nach einer Lehre bei Sander in Köln studierte der Leverkusener Fotografie in Essen. Jürgen Dehniger hat dann über Jahre als Fotograf gearbeitet, zum Beispiel für die Industrie. In Wiesdorf gründete er in Rufweite des Bayerwerks die damals bekannte „Fotofabrik“, nahm Kollegen hinzu, um im Kollektiv Aufträge zu bearbeiten – nicht nur für Bayer, auch für Zeitungen und Zeitschriften. Die Fabrik hatte ihre Räume später im alten Wiesdorfer Bahnhof am Rudolf-Mann-Platz unterm Bayerkreuz. Das Kollektiv sei ein nach innen gleichberechtigt-sozialistisch organisierter Handwerksbetrieb gewesen, in dem alle Kollegen gleich viel verdient haben. Ein Versuch, der aber irgendwann gescheitert ist.
Ausstellung bis Sonntag, 21. Juli
Die Bilder von Jürgen Dehniger sind im Domizil des Kunstvereins in den Remisen von Schloss Morsbroich nicht lange zu sehen, bis zum 21. Juli: Die Eröffnung ist am Freitagabend, 12. Juli 2024, um 19.30 Uhr. Der Kunstverein hat freitags von 13 bis 17 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei.