AboAbonnieren

LeverkusenAn der A1 in Wiesdorf wird vorerst kein Lärmschutz errichtet

Lesezeit 3 Minuten
Die A1-Baustelle zwischen Dhünn und Europaring: Auf Lärmschutz wird man hier noch lange warten. Foto: Ralf Krieger

Hier endet die alte Lärmschutzwand an der A1-Baustelle zwischen Dhünn und Europaring. Auf eine neue wird man hier noch lange warten müssen.

Eine Beschränkung der Geschwindigkeit auf 60 Stundenkilometer in der Baustelle ist laut Autobahn GmbH „unverhältnismäßig“.

Normalerweise ist es in Wiesdorf in der Kolonie II schön leise. Das ist jetzt anders: Erhöht, wie auf einem Präsentierteller, ziehen nebenan die Lkw und Autos unter dem Wasserturm auf der Autobahn 1 entlang.

Noch vor wenigen Monaten hieß es, dass die Autobahn die acht Meter hohen schallschluckenden Lärmschutzwände im Herbst 2024 aufstellen wolle. Einen Sommer mit Lärm, mögen sich manche damals gesagt haben, kann man aushalten. Doch aus diesem Plan wird nichts. Es wird noch zwei weitere Sommer ohne Lärmschutz geben.

Lärmschutz kommt frühestens 2026

Das kam nun durch eine Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ heraus. Weil sich nichts tat am Rand der Autobahn, haben wir die Autobahn GmbH erneut gefragt, wann an der Autobahn 1 in Fahrtrichtung Dortmund oberhalb von Wiesdorf die Wände aufgestellt werden. Ein Sprecher der Autobahn GmbH schickte nach acht Tagen Bearbeitungszeit diese offizielle Mitteilung: „Die Lärmschutzwand in Fahrtrichtung Dortmund von der Hochstraße A (A1 im Kreuz Leverkusen-West) in Richtung zum Kreuz Leverkusen kann erst zu einem späteren Zeitpunkt baulich umgesetzt werden. Das wird nach jetzigem Kenntnisstand frühestens in der zweiten Hälfte 2026 der Fall sein, gegebenenfalls auch später.“

Das sind allerdings keine guten Nachrichten für den Stadtteil. Häuser in der Johannes-Wislicenus-Straße zum Beispiel stehen keine 100 Meter von der Autobahn entfernt. Seit der Eröffnung der neuen Leverkusener Brücke ist auf dem gesamten Autobahnabschnitt zwischen Rhein und Europaring eine Baustelle eingerichtet.

Die A1-Baustelle zwischen Dhünn und Europaring.

Die A1: Alle paar Sekunden fährt hier ein Lkw mit Höchstgeschwindigkeit entlang.

Der ganze A1-Abschnitt zwischen Merkenich und Europaring wurde 2016 planfestgestellt, das heißt, dass der Mega-Ausbau auf bis zu 60 Meter Breite im Kreuz Leverkusen-West und die zwei sechsspurigen Rheinbrücken, eine für jede Richtung fix und fertig genehmigt ist. Das wird durchgezogen, obwohl sich derzeit zeigt, dass die Kapazität der ersten Brücke im Prinzip für den Verkehr ausreicht. Ein wahres Wunder wäre es, wenn noch irgendwer diesen Bau noch stoppen könnte, ihm wäre die Ehrenbürgerwürde gewiss. An der Genehmigung der Stelze arbeitet die Autobahn GmbH noch, die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens wird für Ende 2026/Anfang 2027 erwartet.

Beim Thema Lärm sind zwar Autos ein kleineres Problem. Seit der Freigabe der neuen Leverkusener Autobahnbrücke kommen aber auf der A1 mindestens im Zehn-Sekunden-Takt Lastwagen vorbei. Es ist laut an der Autobahn. Die Lastwagen dürfen auf und hinter der Brücke mit Höchstgeschwindigkeit fahren, auch für die Strecke auf dem Damm am Wasserturm hat die Autobahn GmbH Tempo 80 festgelegt, das heißt aber, sie fahren meist 90 mindestens. Bei Tempo 60 wäre die abgegebene Schallenergie grob geschätzt ums Vierfache geringer (minus 6dbA).

Wir haben auch bei der Autobahn GmbH nachgefragt, auf welcher rechtlichen Basis an diesem Autobahnteilstück Tempo 80 und nicht 60 möglich ist. Die Antwort: „Baustellenverkehrsführungen werden gemäß den Richtlinien für die verkehrsrechtliche Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen (RSA) grundsätzlich sowohl für Pkw als auch Lkw mit einer Grundgeschwindigkeit von 80 km/h geplant.“

Baustellenverkehrsführungen werden grundsätzlich sowohl für Pkw als auch Lkw mit einer Grundgeschwindigkeit von 80 km/h geplant
Autobahn GmbH

Im begründeten Ausnahmefall könne man die Geschwindigkeit sowohl absenken als auch anheben. Der Sprecher geht nicht darauf ein, ob die Autobahn GmbH die Zustände in dem Wiesdorfer Wohngebiet für eine triftige Begründung hält. Er schreibt: „Gleichwohl sind Geschwindigkeitsbeschränkungen unterhalb von 80 km/h, insbesondere in Anbetracht der Verkehrsfunktion der Autobahn, in der Regel unverhältnismäßig.“ Unterschiedliche Geschwindigkeiten für Lkw und Pkw seien generell abzulehnen.

Von seiten der Stadtverwaltung gibt es dazu auf Anfrage nur eine unverbindliche Mitteilung: „Uns ist die Lärmschutzproblematik im Bereich an der A 1 bekannt.“ Die Anliegen und Beschwerden der Anwohnerinnen und Anwohner nehme man sehr ernst. „Als Stadt wollen wir schnellstmöglich einen besseren Lärmschutz für die Bewohner erreichen. Deshalb befinden wir uns im Austausch mit der Autobahn GmbH, um auch eine kurzfristige Verbesserung des Lärmschutzes zu erreichen.“