Nächstes Jahr muss Leverkusens neuer Stadtteil zu Ende abgerechnet sein. Vollendet ist er damit noch nicht.
BahnstadtDas alte Opladener Kesselhaus soll endlich fertig gebaut werden
Vielleicht klappt es nun bis nächsten Sommer mit dem alten Kesselhaus. Davon geht Alfonso López de Quintana jedenfalls aus. Der Geschäftsführer der Bahnstadt-Gesellschaft berichtete am Montag, dass ein neuer Investor für das Bau-Projekt gefunden sei. Der wolle die restlichen 20 Prozent erledigen und das Denkmal bezugsfertig machen. „Im Grunde fehlt nur noch die Fassade. Innen ist alles fertig ausgebaut“, so López de Quintana.
Zuletzt hatte der Essener Bauträger „4bricks“ die Hoheit über das alte Kesselhaus, in dem laut Plan 32 komplett eingerichtete Apartments und eine Gastronomie entstehen. Aber im Mai wurde das Unternehmen zahlungsunfähig – und die Opladener Baustelle, auf der sich freilich schon seit Sommer 2022 nichts mehr getan hatte, wurde endgültig stillgelegt. Die Durchhalteparolen von „4bricks“ erwiesen sich als wertlos. Jetzt soll der Knoten durchschlagen werden. Bei der Kölner Zeitwohn-Agentur „ipartment“, die das Opladener Kesselhaus schon eine Zeitlang beworben hatte, wird man das mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen.
Beim Wohnungsbau hakt es
Die andere, viel größere Pleite-Baustelle des ebenfalls in Essen ansässigen Investors Harfid bereitet den Bahnstadt-Planern noch etwas mehr Kopfzerbrechen: Das Unternehmen sollte im Westen 144 Wohnungen bauen. Angefangen wurde noch nicht, denn seit September vorigen Jahres ist Harfid zahlungsunfähig. Zwar hat Insolvenzverwalter Biner Bähr mit der Neustrukturierung der Firmengruppe begonnen. Aber das Opladener Projekt wurde noch nicht in Angriff genommen. Dass jemand anderes einspringen kann, ist allerdings ausgeschlossen: Harfid ist Eigentümer des Grundstücks, das von der Europa-Allee und der Friedrich-List-Straße begrenzt wird.
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Dafür gibt der derzeit mit Abstand größte Investor in der Opladener Bahnstadt López de Quintana und seinem Co-Geschäftsführer Andreas Schönfeld keine Rätsel auf. Der in Opladen ansässige Entwickler Cube Real Estate arbeitet weiter an der Realisierung des Bahnhofsquartiers. Das ist der Komplex, der nördlich des Busbahnhofs die Bahnstadt mit der Innenstadt verbinden soll. Der Bauantrag werde gerade in der Stadtverwaltung bearbeitet; nach wie vor rechne der Investor mit einem Baubeginn Ende nächsten oder Anfang übernächsten Jahres und der Fertigstellung 2027. „Da spüren wir Zug im Projekt“, lobt López de Quintana im Büro der Bahnstadt-GmbH.
Trotzdem soll der Bruno-Wiefel-Platz im Norden des Busbahnhofs keine Brache bleiben, bis nebenan die Häuser stehen. „Rund die Hälfte“ des Platzes werden demnächst hübsch gemacht, versprach Andreas Schönfeld. Dann kommt auch das Toilettenhäuschen auf den Müll, die alten Fahrradboxen hingegen werden anderswo weiterverwendet. Am Opladener Bahnhof gibt es für beides Ersatz im Rad-Parkhaus. Dessen 400 Plätze – 300 sind abschließbar unter Dach – sind übrigens bei weitem noch nicht ausgebucht. Was indes mit den Wegen dorthin zu tun haben könnte. „Die Lützenkirchener Straße ist gefährlich“, ließ sich am Montag Kurt Krefft vernehmen, Leverkusens AFC-Vorsitzender.
Womit er Schönfeld das Stichwort gab für den Umbau der Bahnallee, die für Autofahrer längst recht unwichtig geworden ist. Sie soll längs der Bahnstadt, also bis zur Verschwenkung im Süden, an der sie in die Humboldtstraße übergeht, stark verändert werden. Im Osten bekommt sie einen Gehweg; insgesamt wird sie zur Fahrradstraße. Geht es nach dem ADFC, werden keine halben Sachen gemacht und der anschließende Bereich gleich mit angepackt. „Das ist dann Sache der Stadtverwaltung, betonte Schönfeld – „an uns soll es nicht liegen“.
Abseits dieser großen Umbauten arbeitet die Bahnstadt-Gesellschaft kleinere Projekte ab. Neben dem Handwerkerzentrum im Südosten wird ein Bouleplatz gebaut, gerade wird ein Stück Grünland neben dem Magazin mit Trimmgeräten bestückt.
Was die staatlich finanzierten Dinge betrifft, geht die Bahnstadt Opladen in die letzte Runde. „Ende 2024 muss alles abgerechnet sein“, sagt Alfonso López de Quintana. Was danach mit „seiner“ Bahnstadt-GmbH geschieht? „Muss dann politisch entschieden werden“, erklärt Paul Hebbel, Ex-OB und seit langem Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadt-Tochter. Klar ist: Wenn die Entwicklungsgesellschaft ihr Werk getan hat, ist die neue Bahnstadt noch längst nicht fertig.