Leverkusen – Das ganze Spektrum der Leverkusener Industriegeschichte soll ab dem Sommer 2022 auf der Industrieroute Leverkusen gezeigt werden. Der erste Abschnitt wurde in der Zündholzfabrik Salm in Hitdorf präsentiert. Nun wird die Route weitergeführt: im Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer mit einer Ausstellung zur Industrialisierung in Schlebusch und Manfort. Eine blaue Linie führt durch die Ausstellung und die wichtigsten Stationen der Route.
Das Hammerwerk „Freudenthaler Sensenhammer H.P. Kuhlmann“ entwickelte sich von 1778 an hier zu einem Fabrikdorf mit Fabrikanten- und Arbeiterwohnhäusern. Hier wurden bis 1985 Sensen und Sicheln früh-industriell produziert und die Industrialisierung der Region angestoßen.
Der Sitz des rheinischen Industrieadels
Von hier aus weiter an der Villa „Rhodius“, der Seidenweberei „Andreae“ und der „Sachsenvilla“ vorbei, führt die Route zur „Villa Wuppermann“, die die Familie Wuppermann 1885 übernahm. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung zum Sch loss Morsbroich. Der Staat beschlagnahmte die ehemalige Deutschordenskommende 1818 und wurde dann von dem Kölner Bankier Abraham Schaaffhausen erworben, dessen Erben es dann an den Viersener Seidenfabrikanten Friedrich von Diergardt veräußerten. Dieser nutzte das Rokoko – Schloss vom Typ „Maison de plaisance“ als Land- und Sommersitz, es bildete aber auch den Mittelpunkt eines umfangreichen Grundbesitzes aus Forsten.
Spätere Generationen der Von Diergardts ließen Morsbroich stilgerecht erweitern. So entstanden der prachtvolle Spiegelsaal und ein Jagdzimmer – hier logierte der rheinischen Industrieadel.
Das nächste Ziel der Route ist das Walzwerk Wuppermann. Im Jahre 1879 verlegte Theodor Wuppermann seinen Metall-Betrieb von Düsseldorf nach Manfort – wo heute nur wenige Hallen von der Produktion zeugen. Er spezialisierte sich auf warmgewalzten Bandstahl und kaltgewalzte Profile und gehörte hier zu den führenden Unternehmen. Mit dem Bau eines Verwaltungsgebäudes wurde die Firmenzentrale mit Werkseingang und Pförtnerhaus an den Hemmelrather Weg verlegt. 1983 übernahm die Krupp Stahl AG das Werk, aber schloss es nach drei Jahren.
Dynamit und ein dunkles Kapitel
Über die Maschinenfabrik Eumuco erreicht man den Bahnhof Schlebusch beziehungsweise Manfort. 1867 ließ die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft eine Verbindung zwischen ihrer Strecke Wuppertal–Düsseldorf und Köln–Deutz errichten. Dabei wurden Bahnhöfe in Mülheim und eben zwischen Wiesdorf und Schlebusch angelegt. Letzterer bildete die Grundlage für die Ansiedlung später bedeutender Betriebe. So entstand hier eine neue Ortschaft, das heutige Manfort.
Nach dem Abbruch des ursprünglichen Stationsgebäudes sind vom Bahnhof noch die historische, um 1915 errichtete hölzerne Bahnsteigüberdachung und die eindrucksvolle Stahlkonstruktion der Gleisträger in der Unterführung erhalten. Erst im vergangenen Jahr wurde der Bahnhof in „Leverkusen-Manfort“ umbenannt.
Weiter über die Gleise am Güterbahnhof Morsbroich vorbei und durch die Siedlung Heidehöhe erreicht man die Dynamit Nobel. Das Werk war das erste, das den neuen Sicherheitssprengstoff Dynamit von Alfred Nobel produzierte. Zunächst wurde Dynamit vor allem für Berg- und Tunnelbau verwendet. Dann begann ein dunkles Kapitel: Im Ersten Weltkrieg kam dem Dynamit eine zentrale militärische Bedeutung zu. Leverkusens Industrie wurde Teil einer ausgedehnten Munitionsherstellung mit Tausenden von Beschäftigten.
Bis zum 15. Juni kann die Teilausstellung „Schlebusch und Manfort“ im Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer, Freudenthal 68, dienstags bis donnerstags von 10 bis 13 Uhr und am Wochenende von 12 bis 17 Uhr besichtigt werden. Wer nicht nur im Museum der Route folgen möchte, kann diese auch perfekt als Fahrradtour bestreiten.