Amtsgericht: Deutsche Betrüger müssen Entschädigung an Leverkusener zahlen – nach sechs Jahren.
Fieser Bitcoin-BetrugLeverkusener Richter verurteilt Mann aus Dubai

Das Amtsgericht Leverkusen in Opladen.
Copyright: Ralf Krieger
Wer wissen will, was passieren kann, wenn ungebremste Geldgeilheit auf Gier trifft, war am Mittwoch, 5. März, im Amtsgericht Leverkusen gut aufgehoben. Der dprt verhandelte Fall von Betrug und Bedrohung liegt schon über fünf Jahre zurück. Damals lebte der geschädigte Chemikant noch bei seinen Eltern in Steinbüchel. Über Facebook war der 19-Jährige an zwei Männer geraten, die nur wenige Jahre älter waren als er selbst.
„Die waren psychologisch total überlegen“, sagt er im Zeugenstuhl und beginnt fast augenblicklich zu weinen. Die Staatsanwältin reicht ihm ein Taschentuch. Die beiden wegen Betrugs und Bedrohung Angeklagten hatten dem jungen Mann eine 250-prozentige Rendite versprochen, wenn er nur Geld mit ihnen gemeinsam investieren würde, erinnert er sich. „Wir sind mega-reich“, er könne gemeinsam mit ihnen viel Geld machen, hatten die beiden ihn geködert.
Und der Leverkusener fiel darauf rein. Einen Kredit von 50.000 Euro hatte der Jung-Chemikant bei der Leverkusener Sparkasse mit knapp 20 Jahren bekommen, das Geld sollte er in Bitcoins umwandeln und an die Betrüger transferieren, so der „Anlageplan“. Natürlich verlor er seine Bitcoins auf Nimmerwiedersehen, wie er später merkte.
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Mann lebt heute in Dubai
„Ich war total manipuliert“, sagt er, „Du hast mir die letzten fünf Jahre zerstört“, spricht er einen der Männer an, die ihn um das Geld betrogen haben, für das er manchen Monat 900 Euro zurückzahlen musste. Einer der Männer, die ihn betrogen haben, lebt heute in Dubai als Selbstständiger. Er sagt, er berate Personen und Unternehmen, die sich im Emirat niederlassen wollen. 12 bis 13.000 Euro verdiene er damit. Die Miete betrage 3500 Euro, ergänzt sein Rechtsanwalt. Gelernt habe er eigentlich nichts, das Studium abgebrochen, „ich glaube, es war BWL“, sagte der Mann mit einem süddeutschen Dialekt, der nur wenige Jahre nach den Taten, wegen derer er angeklagt ist, in das Wüsten-Emirat gezogen sei. Seinen Rollkoffer und Handgepäck hatte er im Gericht dabei. „Darf ich das hier hinstellen?“, fragte er artig.
Betrug war der Vorwurf, nur der Mann mit dem Rollköfferchen musste sich wegen einer Bedrohung gegen den Steinbücheler Chemikanten verantworten. Als der junge Leverkusener nämlich keinen Kredit mehr bekommen habe, weil die Sparkasse Leverkusen ihm nichts mehr geben wollte, und zehn bis 20 Kreditanfragen bei den unseriösesten Banken erfolglos blieben, sei der Mann plötzlich sehr böse geworden: Wenn er nicht noch Geld nachschieße, lasse er dem Leverkusener von ein paar Bekannten die Beine brechen, die wüssten auch, wo er wohne.
Das schockte den Chemikanten nachhaltig: Über ein halbes Jahr hatten sich die drei regelmäßig in Video-Konferenzen freundlich, smart und einvernehmlich mit der vermeintlichen Geld-Vermehrung befasst, und dann diese Wendung. „Das war auf einmal ein anderer Mensch“, sagte der Leverkusener unter Tränen. Er sprach da erstmals mit seiner Mutter und brach den Kontakt zu den Betrügern ab, die ihn ein halbes Jahr an der Angel hatten.
Die 50.000 Euro in Bitcoin, die der Leverkusener 2019 bei der Sparkasse auslieh und umwandelte und an die zwei smarten Männer transferierte, könnte man heute nach sechs Jahren ziemlich genau für das Zehnfache verkaufen. Aber sie schlummern ja vermutlich passwortgeschützt im „Wallet“ eines der Betrüger. Genau weiß man das nicht, denn die elektronische Währung ist maximal intransparent und deshalb bei Gaunern aller Art beliebt.
Amtsichter Dietmar Adam fand ein wahrhaft weises Urteil: Für den erlittenen Betrug bekam der Leverkusener von den beiden Betrügern 30.000 Euro Wiedergutmachung zugesprochen. Für die Beinbruch-Bedrohung gab er dem Mann aus Dubai zwar nur eine Verwarnung, aber unter Auflagen: Der bisher nicht vorbestrafte muss straffrei bleiben und jeden Hotel- und Wohnungswechsel zuverlässig zwei Jahre lang mitteilen, sonst droht eine Geldstrafe von 30.000 Euro. Und: Der deutsche Dubaier muss nochmal 20.000 Euro an den Chemikanten überweisen.
Wer rechnen könne, sagte Richter Adam, sehe, dass der Geschädigte sein Geld somit zurückbekomme, „wenn auch ohne die damals in Aussicht gestellten Gewinnaussichten“.