Zum Ende seiner Amtszeit schaut der langjährige Verbandschef wegen der Mittelkürzungen im sozialen Bereich besorgt in die Zukunft.
Nach über 30 JahrenLeverkusener Caritasdirektor Wolfang Klein hört Ende September auf
„Das fällt mir schon schwer“, räumt der noch amtierende Direktor des Leverkusener Caritasverbandes, Wolfgang Klein, mit Blick auf seine letzte Arbeitswoche in der Geschäftsstelle in Schlebusch ein. „Die Arbeit hier bei der Caritas ist schon eine sehr erfüllende Arbeit. Man macht das ja nicht mal einfach so, weil da einem irgendein Job angeboten wird. Es geht darum, dass man eine Tätigkeit hat, die wirklich sinnstiftend ist.“
Ganz bewusst habe er nach seinem Betriebswirtschaftsstudium keine Stelle in der freien Wirtschaft angetreten, so Klein. Zunächst sei er beim Generalvikariat des Kölner Erzbistums im Bereich der Erwachsenenbildung für die Organisation der Bildungswerke und Bildungsstätten tätig gewesen, bevor er, nach einer weiteren Station als Geschäftsführer des Katholischen Jugendamtes, zur Caritas nach Leverkusen kam.
Wolfgang Klein hofft, dass Leverkusen sozial bleibt
Über seine 21-jährige Amtszeit als Caritasdirektor sei die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und der Politik immer „auf Augenhöhe“ und sehr fruchtbar gewesen, berichtet der gebürtige Wipperfürther. Nichtsdestoweniger nehme er insbesondere auf bundespolitischer Ebene wahr, wie sich die Zielrichtungen verändert hätten. „Wir erleben ja, dass die Kluft zwischen Arm und Reich stetig größer wird und es traut sich aber keiner da dran zu gehen“, empört sich Klein. Beispielsweise könnten Kinder von der aktuellen Grundsicherung seiner Einschätzung nach nicht menschenwürdig leben. Da sei es nicht verwunderlich, wenn sich manche junge Menschen wegen fehlender Perspektiven nicht als Teil dieser Gesellschaft ansehen würden.
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Obgleich die Stadt nur sehr bedingt Einfluss auf solche Dinge wie die angespannte Haushaltslage nehmen könne, empfehle er dringend: „Leverkusen, bleib sozial!“ Dieses „soziale Gewissen“ ist dem scheidenden Caritasdirektor beinahe in jeder Äußerung anzumerken. Seien es fehlende Investitionen in der Flüchtlingshilfe oder in der Bildung: „Die Menschen dürfen nicht links liegen gelassen werden mit der billigen Begründung: ‚Kein Geld‘. Das ist viel teurer, was da mit den Einsparungen angestellt wird“, urteilt der Betriebswirt.
In Leverkusen sei für ihn in seiner Zeit bei der Caritas die Wohnungslosenhilfe ein ganz zentrales und bedeutendes Thema gewesen, erklärt Klein. Bereits an seinem zweiten Arbeitstag, als der Tagestreff der Caritas in Wiesdorf eingeweiht wurde, habe er zum ersten Mal obdachlose Menschen erlebt: „Da wurde ein Gebet gesprochen, die standen ganz ruhig da, falteten die Hände und, wer es konnte, betete mit. Das war für mich ein ganz einschneidendes Erlebnis“, schildert er sichtlich bewegt seine Erinnerungen.
Neue Obdachlosenunterkunft der Caritas in Leverkusen
„Diese Menschen haben überhaupt keine Lobby“, stellt Klein fest. Insofern freue es ihn sehr, dass die Caritas die entweihte Kirche St. Thomas Morus in Schlebusch zu Wohnzwecken für Menschen ohne Obdach umbaue. Genau so gebe es aber Projekte, die bisher leider nicht realisiert werden konnten, wie zum Beispiel eine Unterkunft für psychisch kranke, wohnungslose Menschen. „Das werde ich dann auch bei meinem Abschied am Freitagmorgen der Stadt mit auf den Weg geben: Wir müssen Prioritäten setzen. Den Sparhebel ansetzen, das bringt uns nicht weiter. Letztendlich trifft es die Ärmsten der Armen.“, so der Fast-Ruheständler.
„Das ist eine Aufgabe, die mein Nachfolger ganz vehement angehen muss!“, bekräftigt Klein. Dieser stehe mit Carsten Wellbrock, der seit drei Jahren Vorstandsmitglied der Leverkusener Caritas sei, schon bereit. „Er hat nun die Möglichkeit, aus seinem eigenen Gefühl heraus, die Geschicke hier zu gestalten. Das ist wichtig!“ Trotz der Wehmut sei es nach so langer Zeit irgendwann auch gut, wenn er den Platz räume, macht Klein deutlich. Was er in der Zeit des Ruhestandes machen wolle, stehe noch nicht fest. „Ich bin jetzt gerade dabei, hier Abschied zu nehmen und begrüße dann nicht schon das Neue.“ Aber: „Ich bin überzeugt davon, dass mir nicht langweilig wird!“, gibt er sich lächelnd zuversichtlich.