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„Auf Kopf eingeschlagen“Eine Axt bringt Hausbewohner und Vermieter vor Gericht

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Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Leverkusen – Kopfschüttelnd sitzt Andreas L. (Name geändert) vor dem Leverkusener Amtsgericht. Mit den Vorwürfen, die am Mittwochmorgen über ihn hereinprasseln, kann er sich nicht so recht identifizieren. Von zwei Polizisten wird er in den Saal geführt, aktuell ist er inhaftiert. Drei Mal ist er wegen Diebstahls angezeigt worden. Am gestrigen Verhandlungstag soll es aber hauptsächlich um einen Nachbarschaftsstreit gehen: Am 19. Juli 2018 soll der Angeklagte die Vermieter seiner Wohnung mit einer Axt bedroht und sogar geschlagen haben. „Ja, ich habe mal Mist gebaut. Aber seit 2015 habe ich wie ein Heiliger gelebt und mich auch so benommen“, widerspricht der 45-Jährige der Staatsanwaltschaft.

Geräusche aus dem Flur

Die mehrstündige Gerichtsverhandlung, die auf seine Worte folgt, lässt dann doch an der Glaubwürdigkeit des Satzes zweifeln. Alles habe damit angefangen, dass eine türkische Familie im vergangenen Jahr das Haus in Opladen gekauft habe, in dem Andreas L. zu diesem Zeitpunkt wohnte. Eines Nachts hörte ein Familienmitglied Geräusche aus dem Flur des Hauses – als würde jemand Holz hacken. Ein Blick ins Treppenhaus am nächsten Morgen bringt Klarheit: Offensichtlich hat jemand mit einer Axt auf Treppenstufen und den Putz der Wände eingeschlagen. „Ich habe damit nichts zu tun“, beteuert Andreas L.

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Am 19. Juli habe der Großvater der Familie das Gespräch mit dem Angeklagten gesucht – und eine Axt in seiner Wohnung entdeckt. „Er hat die Axt genommen und mich am Handgelenk hinterhergezogen. Ohne etwas zu sagen. Was weiß ich, was der mit mir vor hatte?“, verteidigt sich Andreas L. Der Vermieter des Hauses habe den Streit zwischen dem Angeklagten und seinem Vater schlichten wollen. Und dabei mehrmals auf Andreas L. eingeschlagen. Mit Verletzungen am Hinterkopf kommt er ins Krankenhaus, wird dort verhaftet. Auch Vater und Großvater der Familie verletzen sich.

Urteil steht aus

Im weiteren Gespräch knüpfen sich viele kleine Einzelteile zu einem halbwegs schlüssigen Ereignisverlauf zusammen. Oder? Andreas L. hat die Hand ans Kinn gelegt, schaut aus dem Fenster. Schüttelt wieder den Kopf über das, was dort über ihn gesprochen wird. „Jedes Kaugummi-Papier, was hier weggeworfen wird, wird zuallererst auf meine DNA geprüft“, fühlt sich der Angeklagte als „Opfer“ des Vorfalls zu Unrecht beschuldigt. Auch ihm wird vorgeworfen, Vater und Großvater bei dem Vorfall geschlagen zu haben. „Meine Kinder haben heute noch Angst und trauen sich nicht, alleine über den Hof zu gehen“, wirft der Sohn der Familie ihm vor.

Bevor ein Urteil gefällt wird, soll auch der beteiligte Großvater befragt werden. Fortsetzungstermin ist am 28. Mai.