Es herrscht Skepsis über die Idee, auf der Trasse auch noch eine Tram fahren zu lassen – aber eine Studie lehnt der Förderverein nicht ab.
Bahn-Projekt in LeverkusenDie Macher halten den Balkan-Radweg für unteilbar
Vor zehn Jahren wurde aus der Eisenbahntrasse von Opladen nach Burscheid der „Panorama-Radweg“. Und der sollte auch so bleiben und nicht durch eine Straßenbahn oder ein anderes öffentliches Verkehrsmittel geschmälert oder beeinträchtigt werden. Da ist das Stimmungsbild eindeutig beim Förderverein Balkantrasse, der übrigens vier Jahre älter ist und derzeit noch 940 Mitglieder hat. Die sorgen für ein stabiles finanzielles Fundament, wie der scheidende Kassenwart Manfred Haußmann am Donnerstagabend darlegte: knapp 172.000 Euro sind bei der Volksbank und der Sparkasse deponiert.
Die Idee, die Uhr Jahrzehnte zurückzudrehen und auf der Balkantrasse wieder Schienen zu verlegen, ist in den vergangenen Monaten wieder aufgeploppt, weil es in Burscheid und Wermelskirchen viel Zuspruch dafür gibt. Der Rheinisch-Bergische Kreis und der Nahverkehrsorganisator Go.Rheinland wollen eine Studie erstellen lassen. Experten sollen untersuchen, ob es möglich ist, dass sich Radler und Fußgänger den Platz mit einer Straßenbahn teilen, die – soviel ist jetzt schon klar – eingleisig geführt werden müsste.
Hauchdünne Mehrheit im Leverkusener Rat
Doch während im Bergischen, das seit rund vier Jahrzehnten von der Schiene abgehängt ist, so ein Projekt mit größter Sympathie betrachtet wird, stößt es im gut an die Rheinschiene angebundenen Leverkusen auf sehr viel Skepsis. Das hat sich zuletzt im Stadtrat gezeigt: Dort musste über eine finanzielle Beteiligung der Stadt an der Finanzierung der Studie abgestimmt werden. 37.500 Euro sind dafür veranschlagt. In geheimer Abstimmung kam eine hauchdünne Mehrheit zustande. Sicher ist, dass die SPD-Fraktion die Sache wenigstens untersuchen lassen will.
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Die Grünen – und das wurde auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins Balkantrasse von deren Stadtverordneten Dirk Danlowski unterstrichen – können der Idee nichts abgewinnen. Hier sind die Befürworter der Verkehrswende gegen Öffentlichen Nahverkehr. „Die Trasse soll so bleiben, wie sie ist“, so Danlowski. Das entspricht ziemlich der vorherrschenden Meinung im Verein. Jedenfalls jener knapp fünf Prozent der Mitglieder, die den Weg nach Bergisch Neukirchen ins evangelische Gemeindehaus gefunden hatten.
Kein Vortrag, aber eine E-Mail aus der Kreisverwaltung
Im Vorstand herrscht auch eher Skepsis. Allerdings bemühte sich die später in ihrem Abend bestätigte Vorsitzende Petra Haller, das Projekt nicht zu einseitig zu betrachten. Gerne, berichtete sie, hätte sie einen Vertreter des Rheinisch-Bergischen Kreises oder des Verbands der Verkehrsunternehmen in der Versammlung gehabt, um Details zu erfahren zum Projekt Straßenbahn auf der Balkantrasse. Aber der Einladung sei niemand gefolgt. Immerhin: Es gab eine E-Mail vom Kreis, in der ein paar Fragen beantwortet wurden.
Für Haller ist klar: Eine Straßenbahn auf der Balkantrasse „ist nicht das, wofür wir gekämpft haben“. Mit Blick auf die unstreitig erforderliche Verkehrswende sei eine autofreie Anbindung von Burscheid, Wermelskirchen und im weiteren Verlauf Remscheid „sicher sinnvoll“. Aber sie bedeute „eine gigantische Investition“ und neue Parkplätze entlang der Strecke. Denn die neue Linie „verläuft ja nicht da, wo die Leute wohnen“. Weil es – um des Geschwindigkeitsvorteils gegenüber der Busverbindung willen – nur wenige Haltestellen geben könne, seien Anlaufstellen wohl umso wichtiger. Und falls die neue Balkan-Bahn die Fahrt nach Köln ohne Umstieg gewährleisten solle, würde es sicher noch viel komplizierter.
Ohne Zaun ist das Gleis kaum vorstellbar
Haller kann sich auch nicht vorstellen, dass so ein Bahngleis ohne Zaun auskommt. „Dann müsste man Panorama streichen“, sagte sie mit Blick auf die Namensgebung des Fuß- und Radwegs. Was wiederum dem touristischen Aspekt schaden würde. Der sei nicht zu vernachlässigen, sekundierte Sabine Krämer-Kox, die in Burscheid und Wermelskirchen den ADFC vertritt.
Indes: Das Projekt Balkan-Bahn befindet sich noch in der frühestmöglichen Phase. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Studie überhaupt erst beauftragt werden; für ihre Ausarbeitung veranschlage man in der Bergisch Gladbacher Kreisverwaltung 15 bis 20 Monate, berichtete Petra Haller. Dazu kommt: Vor jeglicher Planung steht eine Kosten-Nutzen-Analyse. Falle die negativ aus, sei das Projekt gestorben.
Darauf wies auch Frank Schopphoff hin. Er kommt aus Wermelskirchen, ist Mitglied im Leverkusener Verein und outete sich am Donnerstagabend als Befürworter der Idee. Er hält es für machbar, Bahn, Rad- und Fußweg auf der Trasse unterzubringen. Das sei natürlich Bedingung. „Es gibt kein Entweder, Oder.“
Gut findet man offenbar im Förderverein, dass noch eine Menge Schritte getan werden müssen, bevor das Projekt überhaupt angegangen werden könnte. Die Vorsitzende Haller ist sicher: „Ich gehe davon aus, dass wir unsere Argumente vorbringen können.“