Am Freitag war ein Pferd auf der A3 bei Opladen in einem Anhänger durchgegangen.
Die hinzugerufene Tierärztin aus Burscheid kritisiert die Umstände solcher Noteinsätze.
Das Pferd starb kurze Zeit später in der Pferdeklinik Leichlingen.
Leverkusen – Nachdem am vergangenen Freitag auf der A3 in Höhe Anschlussstelle Opladen ein Pferd in seinem Anhänger durchgegangen war und sich dabei schwer verletzt hatte, prangert die Tierärztin, die vor Ort die Erstversorgung leistete, die Umstände solcher Noteinsätze an.
Die Feuerwehr Leverkusen war am Freitagmittag gegen 11:20 Uhr zum Standstreifen auf die A3 in Fahrtrichtung Oberhausen gerufen worden. Dort war ein Pferd in seinem Anhänger durchgegangen und versuchte, sich durch die vordere Eingangsluke zu befreien. Als die Einsatzkräfte eintrafen, hatte das Tier den Anhänger bereits teilweise zerstört und ragte daraus hervor. Da das Pferd sich nicht beruhigen ließ und weitere Panikreaktionen zu befürchten waren, sperrte die Polizei in Folge die A3 in beide Richtungen.
Zur Behandlung des Pferdes musste ein Veterinär hinzugezogen werden. Einen Tierarzt zur Unfallstelle zu bekommen, gestaltete sich laut einer Mitteilung der Feuerwehr aber „äußerst schwierig und zeitintensiv“. Schließlich konnte Anja Caßardelli von der Tierarztpraxis am Flügel in Burscheid erreicht werden. Sie wurde von der Polizei zur Unfallstelle eskortiert. Dort stabilisierte sie zunächst den Kreislauf des Pferdes, das nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen konnte. Anschließend versetzte Caßardelli es in eine Vollnarkose, damit der Transport mit dem Ambulanz-Anhänger des Pferdesportverbandes Rheinland in die Pferdeklinik Leichlingen möglich war. Dort verstarb das Tier später.
Keine zentrale Verteilung von Noteinsätzen bei Tierärzten
Dass die Polizei Probleme hatte, einen Veterinär zum Unfallsort zu bekommen, ist für sie keine Überraschung. „Das ist ein altbekanntes Problem“, teilt sie am Montag auf Nachfrage dieser Zeitung mit. „Niemand fühlt sich zuständig.“ Denn eine zentrale Verteilung von Noteinsätzen an Tiermediziner gibt es nicht. Die Feuerwehr telefoniert sich mehr oder minder durch die Praxen. Grundsätzlich herrsche ein starker Tierärztemangel. Dazu komme, dass viele Tierärzte keine Notdienste mehr machen würden. „Also bleibt es immer an den gleichen hängen“, beklagt sie.
Auch für sie selbst sind solche Einsätze wie am Freitag schwierig. Schließlich werde sie aus ihrem Praxisalltag herausgerissen. „Im Zweifel kann ich mich dadurch nicht um eigene Notfälle kümmern, von Tieren, die ich regelmäßig betreue", berichtet sie am Telefon auf dem Weg zu ihrer nächsten Behandlung.
Veterinäre bleiben oft auf ihren Kosten sitzen
Ein viel größeres Problem habe sie als Tierärztin jedoch oft im Anschluss an Noteinsätze – dann wolle nämlich niemand die Kosten für ihre Behandlung bezahlen. Nicht selten blieben Tierärzte dann als Dank für ihre spontane Hilfe auch noch unentlohnt. „Natürlich behandle ich die Tiere. Aber es macht keinen Spaß, im Nachhinein hinter seinem Geld herzurennen", erklärt Caßardelli. Grundsätzlich gilt die Feuerwehr bei solchen Angelegenheiten als Auftraggeberin, die sich dann wiederum an die Tierhalter wendet. Diese wollen dann aber oft nicht zahlen.
Tierärzte brauchen Unterstützung der Behörden
Im konkreten Fall schreibt Caßardelli nun eine Rechnung an den Tierhalter. Von der Feuerwehr wünscht sie sich verbindliche Zusagen, dass diese im Zweifel die Einsatzkosten übernimmt. Dazu stehe sie aktuell bereits mit Zuständigen in Kontakt. Für eine dauerhafte Lösung auch für innerstädtische Noteinsätze und Fundtiere brauche es jedoch die Unterstützung der Städte und Kommunen, meint Caßardelli. Das Ordnungsamt sei nachts nicht mehr zu erreichen, die Polizei sehe sich nicht in der Verantwortung. Doch für das Tierwohl sind eindeutige Zuständigkeiten unverzichtbar.