Vor 80 Jahren fielen Bomben auf Opladen
Bomben auf OpladenGedenkveranstaltung soll in Leverkusen das Geschehene greifbarer machen
Bürgermeister Bernhard Marewski tritt ans Rednerpult und beginnt seine Ansprache. Seine Stimme ist ruhig. Am Samstagmorgen sind viele Menschen auf den Ehrenfriedhof an der Rennbaumstraße nach Opladen gekommen, um der Opfer des verheerenden Luftangriffs vom 28. Dezember 1944 zu gedenken.
Denn genau vor 80 Jahren, um 06:23 Uhr, sei Opladen von einem der schwersten Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs getroffen worden, erinnert Marewski die Anwesenden. „Der Angriff dauerte eine halbe Stunde. 234 Menschen starben – nur vier Minuten nach Bombenalarm. Knapp die Hälfte davon waren Zwangsarbeiter, die im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk arbeiteten.“
Die Zahlen hallten nach. 274 Verletzte, hunderte zerstörte Wohnhäuser, Schulen, Kirchen und Krankenhäuser. Fast 1800 Minen- und Sprengbomben seien von der britischen Royal Air Force und der Royal Canadian Air Force abgeworfen worden. „Das Bombardement zielte auf die Infrastruktur und das Bahnausbesserungswerk. Die Alliierten setzten zunehmend auf Flächenbombardements, um die Moral der Bevölkerung zu brechen“, erklärt Marewski weiter.
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Einige Gäste senkten den Kopf. Die Namen der Opfer seien oft nicht mehr zu ermitteln gewesen, besonders unter den Zwangsarbeitern, denen der Zugang zu Luftschutzbunkern verwehrt worden sei. „Über 150 Erwachsene und Kinder wurden in einem Massengrab in Lützenkirchen beigesetzt“, sagt Marewski. Dort erinnere heute ein Gedenkstein an sie.
Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten und Stadtdechant Heinz-Peter Teller folgen mit kurzen Ansprachen. Gedenkveranstaltungen seien unverzichtbar, betont Scholten. Weil sie helfen könnten, das Geschehene greifbarer zu machen. „Vielleicht wird Unbegreifliches so doch etwas greifbarer“, zitiert er Marewski, der auf die Bedeutung von Zeitzeugen hingewiesen hatte.
Die Dokumentation „Bomben auf Opladen“ der verstorbenen Lehrerin Karin Hastenrath spiele dabei eine wichtige Rolle. Ihre Sammlung von 52 Augenzeugenberichten bewahre sie die Erinnerungen derer, die die Schrecken dieser Nacht miterlebten. „Diese ergreifenden Berichte sollen uns und den nachfolgenden Generationen Lehre und Mahnung sein“, betont Marewski.
Leverkusen: Lesung am Nachmittag
Der Bürgermeister erinnert auch an die, die in Opladen schon vor dem Bombenangriff unter dem NS-Regime gelitten hatten. „Im Bahnausbesserungswerk waren vereinzelt Arbeiter beschäftigt, die Widerstand geleistet haben“, sagt er. Zum Abschluss legen Marewski, Superintendent Scholten und Stadtdechant Teller Kränze nieder. Die Gedenkveranstaltung endete still und nachdenklich.
Am Nachmittag fand im Künstlerbunker eine Lesung mit dem Titel „Dann fiel alles vom Himmel“ der Studiobühne Leverkusen statt. Die Veranstaltung in den Galerieräumen des Bunkers bot eine weitere Gelegenheit, sich mit den Augenzeugenberichten auseinanderzusetzen und die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten.