Zwischen Hitdorf und LangelNeue Leverkusener Fähre gefunden – HGK erwägt Rückzug

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Am Fähranleger in Hitdorf.

Am Fähranleger in Hitdorf.

Der Leverkusener Rat muss am Montag über das Vorhaben beschließen.

Die Fähre „MS St. Michael“ soll, wenn es nach der Stadt Leverkusen und der Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) geht, demnächst zwischen Hitdorf und Langel fahren. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, die auf der Tagesordnung des Leverkusener Stadtrats für kommenden Montag steht. Darin heißt es: „Unter Vorbehalt der Entscheidung der übergeordneten Gremien der Gesellschafterinnen sowie unter Vorbehalt einer aktuellen technischen Zustandsprüfung der Fähre MS St. Michael an ihrem derzeitigen Liegeplatz gab es eine Einigung für den Kauf der MS St. Michael.“

Vergangene Woche hatten sich Stadtvertreter und die HGK, die beide zu je 50 Prozent die Betreibergesellschaft der Fähre halten, auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung getroffen. Darin hatte man beschlossen, den Fährbetrieb zwischen Leverkusen und Hitdorf weiterzuführen. Seit der Havarie der bisherigen Fähre „Fritz Middelanis“ im Dezember 2023 fährt kein Schiff mehr zwischen Leverkusen und Köln.

Mehr als den Beschluss über den grundsätzlichen Weiterbetrieb hatten Stadt und HGK nach der Versammlung nicht mitgeteilt. Dass es aber jetzt schnell gehen könnte, war abzusehen, weil klar war, dass der Leverkusener Stadtrat in seiner nächsten Sitzung darüber beraten sollte. Die Vorlage verschafft jetzt Klarheit.

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Leverkusen: Freude bei Bündnis

Weiter heißt es darin: „Sofern eine Freigabe erteilt wird, soll die Fähre MS St. Michael zunächst für einen kurzfristigen Zeitraum gemietet werden, um nach der Überführung ihre konkrete Eignung an der vorgesehenen Fährstelle Leverkusen-Hitdorf und Köln-Langel zu prüfen. Sofern auch diese Prüfung positiv ausfällt, ist im Anschluss der Kauf geplant.“ Die Rampen an den Anlegern müssten für die neue Fähre noch angepasst werden, das Geld hat die Stadt Leverkusen bereits eingeplant und kann ausgegeben werden. 130.000 Euro sollen anfallen. Zuletzt hieß es, dass die Fähre, die zwischen Mainz und Bingen in Oestrich-Winkel am Rhein liegt, 230.000 Euro kosten soll.

Wie die Stadtverwaltung Leverkusen am Donnerstagnachmittag  mitteilt, erwägt die HGK „sich aus der Gesellschaft zurückzuziehen wird, sofern ein wirtschaftlicher Betrieb nicht darstellbar ist“. Der „Leverkusener Anzeiger“ hatte bereits vor einigen Wochen über solche Pläne berichtet. Bis Ende 2025 soll der Betrieb noch gemeinsam laufen, dann  „könnte die Fähre dann zu einem symbolischen Preis in den alleinigen Besitz der Stadt Leverkusen übergehen“.

In den nächsten gut eineinhalb Jahren werden wir offensiv daran arbeiten, die Rheinfähre GmbH in eine alternative Gesellschafterform zu überführen.
Uwe Richrath, OB Leverkusen

Dann könne man eine alternative Gesellschafterstruktur schaffen, heißt es weiter von der Stadt. „In den nächsten gut eineinhalb Jahren werden wir offensiv daran arbeiten, die Rheinfähre GmbH in eine alternative Gesellschafterform zu überführen. Eine interkommunale Lösung mit der Stadt Köln ist, angesichts der Notwendigkeit eines starken regionalen Verkehrsnetzes, die bevorzugte. Darüber hinaus werden wir das Gespräch mit weiteren potenziellen Partnern suchen, um dem öffentlichen Wunsch nach einer Rheinfähre nachzukommen“, kommentiert Oberbürgermeister Uwe Richrath.

Die Nachricht über die Einigung bezüglich der St. Michael ruft derweil Freude beim Bündnis zum Erhalt der Fähre Langel-Hitdorf hervor. „Wir danken allen Beteiligten für ihren Einsatz und freuen uns darauf, die MS St. Michael bald im Einsatz zu sehen. Nach der technischen Überprüfung und den notwendigen Anpassungen an den Rampen kann die Fähre wohl zeitnah in Betrieb genommen werden“, sagt dessen Sprecher Mattis Dieterich.

Aus der Bürgerschaft und der Politik hatten sich in den vergangenen Monaten viele Menschen für den Erhalt der Fährverbindung eingesetzt, es gab Demonstrationen und eine Unterschriftensammlung. Die Pläne mit St. Michael gewährleisteten, dass die Fährverbindung ohne weitere Unterbrechungen weitergeführt werden könne, teilt Dieterich weiter mit. Er sieht den Kauf als eine wirtschaftlich sinnvolle Investition.

Dieterich lobt den Plan, erst zu mieten und dann gegebenenfalls zu kaufen: „Durch die Anmietung zu Beginn und die Prüfung der Fähre auf ihre konkrete Eignung an der vorgesehenen Fährstelle nach der Überführung wird keine Katze im Sack gekauft.“ Das sei nötig, damit man in ein paar Monaten nicht die nächste Havarie erlebe. Zustimmung kommt auch von der Hitdorfer CDU. Deren Vorsitzender Joshua Kraski kommentiert: „Die Vorlage der Verwaltung ist richtig und gut. Sie ist das Ergebnis eines langen Kampfes für den Erhalt der Fähre auf beiden Rheinseiten.“


Die St. Michael

Die Fähre kann maximal 250 Personen befördern, ist 35 Meter lang, 12,25 Meter breit und wiegt 60 Tonnen. Sie hat Platz für 18 Pkw und wird von drei Maschinen angetrieben. Sie hat 76 Zentimeter Tiefgang und 360 PS, teilt das Bündnis zum Erhalt der Fähre mit. (nip)

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