Schon bald fährt zwischen dem Kölner Norden und Leverkusen wieder eine Fähre.
Testbetrieb steht kurz bevorNeue Fähre zwischen Köln und Leverkusen liegt am Anleger
Nach diesem intensiven Vorlauf hätte die neue Fähre St. Michael eigentlich bei der Einfahrt mindestens mit einer Blasmusikkapelle in Hitdorf begrüßt werden müssen. Den musikalischen Part übernahmen am frühen Nachmittag schließlich die sangesfreudigen Männer der Hitdorfer Fährgarde unter der Leitung und Begleitung von Annette Mörsburger mit ihrem Schifferklavier. Heidewitzka, Herr Kapitän und natürlich das Hitdorf-Lied wurden angestimmt.
Die Empfangs-Kapelle hätte ohnehin vor leerem Rheinufer gespielt. Die St. Michael lag schon seit 8.45 Uhr am Freitagmorgen am Hitdorfer Anleger, der allerdings noch nicht genau passt. An die Stahl-Rampe muss noch eine Vorrichtung angeschweißt werden, an die sich die Fähre mit ihrer Bugklappe einhaken kann. Das wird bald erledigt.
Vor Ort waren nicht nur die Fähr-Kapitäne und der neue Chef der Gesellschaft, Bernd Hibst, später kamen noch eine Menge Lokalpolitiker und Neugierige, um dem kleinen inoffiziellen Festakt beizuwohnen. Auch der großzügige Hitdorfer Spender und Unternehmer Heinz Brinkschulte war da. Er hatte 100.000 Euro zum Kauf der Fähre dazugelegt. Erstmal regnete es in Strömen, die Gesellschaft versammelte sich unter den großen Pappeln am Anleger, deren dichtes Blätterdach aber bald auch nicht mehr standhielt: Es tropfte durch.
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Auch auf Kölner Seite hatte es eine Menge aktiver Fürsprecher für eine neue Fähre gegeben. Selbstverständlich waren einige von der anderen Rheinseite nach Hitdorf gekommen; notgedrungen über den Umweg Straße. Oberbürgermeister Uwe Richrath erschien mit großem Gefolge: Pressesprecher, Büroleiterin, für die städtischen Social-Media-Kanäle wird von einer Mitarbeiterin alles gefilmt.
Etwas argwöhnisch merkt einer aus der Opposition an: Der „OB“, seine Partei, die SPD, und die Grünen hätten zunächst nur eine Fähre für Radfahrer und Fußgänger anschaffen wollen, sich aber dem überwältigenden Willen im (Hitdorfer) Volk beugen müssen. Richrath sagte am Freitag im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“, dass man seine Meinung auch mal ändern müsse, wenn es in der Bevölkerung eine so klare Meinung gebe.
Fähre liegt gut im Wasser
Die gebrauchte Fähre fahre sich gut, sagte Tan Minh Nguyen, einer der beiden Fährmänner, die bei der Fährgesellschaft noch an Bord sind. Einer der Fährleute hatte während der Auszeit gekündigt. Die St. Michael hat wohl etwas mehr Kraft als die Fritz Middelanis, dafür verfügt sie nur über drei schwenkbare Schiffspropeller (Schöttel-Antriebe), die alte Fähre hatte vier Schiffsschrauben. Die St. Michael habe etwas weniger Tiefgang, das sei eigentlich günstig, sagt Nguyen.
Die Fahrt von Rheinland-Pfalz hoch nach Leverkusen lief ohne Probleme, aber nicht ohne Unterbrechung. Gestern noch lag das Schiff zur Begutachtung von unten kurz in Oberwesel im Trockendock, sagte Bernd Hibst. Dort habe sich der Eindruck der Gutachter von zuvor bestätigt: Die „Michael“ sei nicht nur gut, sie sei in einem sehr guten Zustand. Sie hat vier Jahre SUK (Schiffs-Untersuchungs-Kommission), das ist der Schiffs-TÜV. Überhaupt wirken alle zufrieden. Der Oberbürgermeister ruft: „Eine schöne Fähre!“ Die Flaggen stimmen noch nicht. Die Fähre wird zuerst testweise als Miet-Fähre genutzt werden, dann will man sie kaufen.
Der Wind blies in Böen, wie an der Nordsee, irgendwann hatte er den Regen vertrieben, die Gäste kletterten aufs Schiff. Von der Empore hielt Richrath eine kurze Ansprache, er dankte dem Spender.
Die St. Michael wird in der nächsten Woche in den Testbetrieb gehen, die Fährleute müssen sich mit dem Schiff vertraut machen. Sobald ein regulärer Betrieb mit Fahrgästen anläuft, will die Stadtverwaltung informieren.