Ein Oberbürgermeister, der „eine Schussfahrt ins Schuldenloch“ hingelegt hat, gehört abgelöst, findet die Tollität Marco I. – so geschah es.
LuminadensturmSo wurde Leverkusens OB den Rathausschlüssel los
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Keine Chance, nicht mal als alter Handballer: OB Uwe Richrath im Wettstreit mit Prinz Marco I.
Copyright: Thomas Käding
Der ganze Spott half nichts: Zum Schluss schwenkte der Prinz doch den Rathausschlüssel über dem Kopf. In der Mix-Disziplin Torwandschießen und -werfen hatte der Mann, der normalerweise das Regiment führt im Rathaus, keine Chance: Dafür war die Ball-Loch-Ratio einfach zu schwierig. Auch wenn Uwe Richrath alter Handballer ist und tatsächlich einen Ball versenkte. Was übrigens mit erheblichem Jubel quittiert wurde. Nicht nur von seiner Dezernenten-Riege, die der OB zuvor in höchsten Tönen gelobt hatte. Prinz Marco I. indes musste einen Fußball durch ein Loch bekommen, das womöglich elfmal so groß war. Da saß fast jeder Schuss.
Was soll das überhaupt für ein Trikot sein? Grün-Weiß ...
Beim Luminadensturm gab sich die Stadtspitze „meisterlich jeck“, die Vorhut machte Andrea Deppe, diesmal in den Farben von Bayer 04. Kaum hatte sie ihren Platz auf der Galerie eingenommen, zeigte sie den Jecken unten auf der Bühne gleich mal eine Gelbe Karte. Aber die machten sich ja erst noch warm, von der Tollität und ihrem Gefolge noch keine Spur.
Ein paar Minuten sah es so aus, als könnte Leverkusens Regierung das Unheil ganz abwenden: Als es 11.11 Uhr schlug, sah es noch kein bisschen nach Rathaussturm aus. Die närrischen Truppen hatten sich zwar mit Getrommel vor dem verglasten Einkaufspalast versammelt. Aber drin war noch niemand, als ihre Stunde schlug.
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Es war schon einiges los beim Kampf um den Rathausschlüssel in den Luminaden.
Copyright: Thomas Käding
Zwei Minuten später aber drängten die Gesellschaften mit Macht herein – und für die Rathausspitze begann die Abwehrschlacht. Richrath ging das ganze so offensiv an, als säße ihm Xabi Alonso im Nacken und er müsste Bayern München an die Wand spielen. „Ich bleibe die Nummer eins“, schleuderte der OB dem Narrenherrscher entgegen. Ein zweiter Platz sei für Marco genug, Vizekusen ließ grüßen. Er, setzte der OB nach, habe ein topfittes Team hinter sich, „in unzähligen Ratssitzungen gestählt“. Das ist natürlich ein Trumpf.
Überhaupt: „Was soll das überhaupt für ein Trikot sein? Grün-Weiß“, da fiel Richrath Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen und als Gipfel der Häme Greuther Fürth ein. Die Tollität könne sich anderswo in der Stadt verdient machen. Mit Gefolge zum Beispiel als Ruderknechte auf der Hitdorfer Fähre: Dann fahre die wenigstens regelmäßig. Oder als Trupp, der auf der neuen Rheinbrücke Eis und Schnee von den Pylonen klopft: Die Autobahn-GmbH suche da dringend Leute …
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Die Schlebuscher Pänz beehrten den Luminadensturm zum ersten Mal.
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Als der OB schließlich anbot, mit seinem Rathaus-Raumschiff zum Mond aufzumachen – und natürlich den Schlüssel mitzunehmen – half auch das Kamelle-Bombardement nicht mehr, mit dem das Team Rathaus die Jecken überzogen hatte: Der Prinz grätschte beherzt rein. Der ach so sportliche Richrath habe „eine Schussfahrt ins Schuldenloch hingelegt“, merkte Marco I. mit Blick auf die tiefe Haushaltskrise an. Als das im Spätsommer klar wurde, sei er froh gewesen, „dass nächste Woche Bierbörse war“. Anders könne man die Katastrophe nicht ertragen.
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Das Wiesdorfer Kinderprinzenpaar Sophie Rubeque und Lennart Geressen mit Moderatorin Diana Dahlmann.
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Mit Blick auf Leverkusens Autobahn-Kampfparole „Keinen Meter mehr“ spottete die Tollität: „Hier geht es wirklich keinen Meter weiter.“ In so einer Lage helfe nur sein Regierungsprogramm: „Zesammejonn, zesammestonn.“
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Das Opladener Kinderprinzenpaar, Nathalie Hebbel und Michael Frank, umrahmt von seiner Tanzgarde
Copyright: Thomas Käding
Wie das geht, hatten alle Korps und Garden gezeigt, die vor dem Showdown um den Rathausschlüssel die Luminaden gerockt hatten. Die Pänz vom Rosenhügel umrahmten das Opladener Kinderprinzenpaar Nathalie und Michael, das Kinder- und Jugendtanzcorps der Rheinkadetten das Wiesdorfer Pendant mit Sophie und Lennart.
Eine Premiere gab es auch: Die Schlebuscher Pänz zeigten ihr Können und verzückten mit ihren Tänzen nicht nur ihr eigenes Maskottchen Schliebby. Sondern alle, die sich darauf freuten, dass jetzt mal die Jecken das Sagen haben in Leverkusen.
In diesem Jahr schwappt die Krankheitswelle schon früh durch Deutschland. Auch im Opladener Alexianer-Sankt-Remigius-Krankenhaus verzeichne man sehr viele Aufnahmen von Patientinnen und Patienten, die wegen Vorerkrankungen geschwächt sind. Deshalb müssten sie stationär wegen Grippe, Atemwegserkrankungen oder dem Norovirus behandelt werden, berichtete am Donnerstag Sascha Wihstutz, der Ärztliche Direktor des Krankenhauses. Das seien Patienten, deren Allgemeinzustand sich durch einen zusätzlichen Infekt noch einmal verschlechtern könne.
Daher bitten Wihstutz und das Hygieneteam die Besucherinnen und Besucher, ihre Visiten auf einen kleinen Personenkreis zu reduzieren und bei Erkältungssymptomen auf ein persönliches Erscheinen zu verzichten. Gerade während des Straßenkarnevals und den anschließenden Feiern kämen viele Menschen zusammen, das Infektionsrisiko steigt. „Aber“, so Wihstutz, „jeck sein heißt nicht unvernünftig sein.“