Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

94 ProzentSPD Leverkusen wählt Uwe Richrath erneut zum OB-Kandidaten

Lesezeit 4 Minuten
Uwe Richrath will zum dritten Mal Oberbürgermeister von Leverkusen werden.

Uwe Richrath will zum dritten Mal Oberbürgermeister von Leverkusen werden.

Der Rheindorfer Sozialdemokrat möchte zum dritten Mal Oberbürgermeister von Leverkusen werden.

Jetzt ist es auch offiziell. Nachdem Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath Anfang des Jahres schon seine Bereitschaft verkündet hatte, für die SPD zum dritten Mal ins Rennen um den Oberbürgermeisterposten zu gehen, haben das jetzt auch seine Genossinnen und Genossen abgesegnet. Knapp 94 Prozent der Stimmberechtigten stimmten am Freitagabend in der Villa Wuppermann für Uwe Richrath.

In absoluten Zahlen: Der amtierende OB bekam 60 Ja-Stimmen, drei Personen stimmten gegen ihn, es gab eine Enthaltung. Einen anderen Kandidaten oder eine andere Kandidatin gab es nicht.

„Uwe, Uwe“, skandierten die Sozialdemokraten, als das Ergebnis verkündet wurde. Der war sichtlich erfreut. „Es ist mir eine große Ehre. Wir werden das schaffen, wir werden das rocken“, sagte Richrath und stimmte damit sein Team und die gesamte Leverkusen SPD auf den Wahlkampf ein.

64 stimmberechtigte Mitglieder waren zur Versammlung in die Villa Römer gekommen.

64 stimmberechtigte Mitglieder waren zur Versammlung in die Villa Römer gekommen.

Richraths ärgster Konkurrent dürfte Stefan Hebbel von der CDU sein, die Grünen schicken Sven Weiss ins Rennen, für die AfD tritt Stephan Erpenbach an, für die FDP Valeska Hansen und der parteilose Schauspieler Massimo Nigordi hatte ebenfalls angekündigt, für das Oberbürgermeisteramt kandidieren zu wollen.

Es ist mir eine große Ehre. Wir werden das schaffen, wir werden das rocken
Uwe Richrath nach seiner Nominierung zum Oberbürgermeisterkandidaten der SPD

Es sei ein bisschen, wie in einem Wohnzimmer zu sprechen, sagte Uwe Richrath in seiner Bewerbungsrede in der ehemaligen Fabrikantenvilla in Schlebusch. Das hänge einmal mit seiner familiären Vergangenheit zusammen, denn sein Vater sei Betriebselektriker bei Wuppermann gewesen. Und andererseits mit der akuten Gegenwart, mit den Menschen, die sich gerade mit ihm im Raum befänden: „Die Sozialdemokratie ist für mich eine Lebensphilosophie, sie erdet mich und gibt mir Halt.“

OB Uwe Richrath ist mit knapp 94 Prozent wieder zum Kandidaten für die SPD gewählt worden.

OB Richrath bekam 60 Ja- und drei Nein-Stimmen, es gab eine Enthaltung.

Der amtierende OB, der 2015 ins Amt gewählt worden war, gab aber auch zu: „Ich hatte es mir etwas einfacher vorgestellt, als ich 2015 ins Amt gekommen bin.“ Man werde überrannt von Krisen – Geflüchtete, Corona, Ukraine. Der OB verwendete einen großen Teil seiner Rede darauf, herauszustellen, was er in den vergangenen zehn Jahren angestoßen habe. Das Klinikum habe man verstärkt, fast 3000 Wohnungen gebaut, den Ausbau des ÖPNV vorangetrieben.

Leverkusen: OB steht zu niedrigem Gewerbesteuersatz

Außerdem steht der OB weiterhin dazu, den Gewerbesteuerhebesatz auf 250 Punkte gesenkt zu haben, um Unternehmen nach Leverkusen zu holen. Wohlstand heiße, ausreichend und sichere Arbeitsplätze in der Stadt zu haben. Und 2015 habe die Stadtkasse nicht genug Einnahmen gehabt. Mehrfach sagte der OB, dass er mit den 250 Punkten keine Briefkastenfirmen nach Leverkusen holen wolle, sondern es darum gehe, „Industriebereiche zurückzuholen“.

Auf die aktuelle Haushaltslage ging Richrath nur oberflächlich ein. Der Stadt sind die Gewerbesteuereinnahmen weggebrochen, 285 Millionen Euro fehlen, das stürzt Leverkusen in eine Finanzkrise. „Wir müssen auch jetzt schauen, wie wir den Haushalt wieder zusammenkriegen“, sagte er dazu. Das will er, indem er weitere Firmen nach Leverkusen holt, um so wieder mehr Steuern einzunehmen. Und in der Verwaltung möchte er durch Digitalisierung dem demografischen Wandel Rechnung tragen. Richrath hatte im Interview mit dem „Leverkusener Anzeiger“ zuletzt bereits gesagt, dass durch fehlende Fachkräfte die Personalkosten in der Verwaltung zwangsläufig sinken würden.

OB Uwe Richrath ist mit knapp 94 Prozent wieder zum Kandidaten für die SPD gewählt worden.

Freude nach der Abstimmung: OB Uwe Richrath ist mit knapp 94 Prozent wieder zum Kandidaten für die SPD gewählt worden.

Bildung ist für Richrath ein wichtiges Thema, das erwähnte er oft in seiner Rede. Nicht zufrieden ist er mit dem Ausbau der Kita-Plätze. „Da müssen wir mehr Gas geben.“ Er lobte aber den Ausbau von Schulen. Mit 30 Millionen Euro habe man im vergangenen Jahr so viel Geld in die Schulen gesteckt wie noch nie. Denn vieles sei marode gewesen, als er OB geworden sei. „Und es ist wichtig, weiter zu finanzieren.“

Leverkusen: OB tritt gegen Ausgrenzung ausländischer Bürger ein

Denn: „Wir lassen kein Kind zurück.“ So oder so ähnlich formulierte der OB mehrfach, auch um sich von Tendenzen abzugrenzen, die in vielen Teilen Deutschlands und der Welt Einzug gehalten haben. „Hier wird keiner ausgegrenzt und zurückgelassen“, sagte er deutlich. Dafür stehe er. In einer Anekdote berichtete er, es sei einmal ein Leverkusener Kind auf ihn zugekommen, das Angst hatte. Angst davor, dass sein Vater trotz deutschem Pass wieder in sein Herkunftsland Syrien zurückmüsse. Richrath: „Es kann nicht, dass das erneut passiert.“ Dafür gab es spontanen Applaus der Parteimitglieder.

Mit Blick auf das Paket in Höhe von 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur, das die sich anbahnende Koalition im Bund aus CDU/CSU und SPD auf den Weg bringen will, erhofft sich der OB auch einen Anteil für Leverkusen.