Die Verfahren wegen der Impfunfähigkeitsatteste laufen weiter. Der Opladener Arzt versucht, Spenden zu sammeln.
Corona-AttesteOpladener Mediziner versucht, Spendengeld zu sammeln
Der Januar vor zwei Jahren in der Gerichtsstraße war turbulent. Am 3. Februar 2022 endete eine unglaubliche Geschichte aus der Welt der Medizin in einer Razzia, bei der die Polizei die damalige Praxis des Allgemeinmediziners und Chirotherapeuten Dirk Wollny hochnahm. Bei der Aktion war ein Reporter des „Leverkusener Anzeiger“ undercover Augenzeuge. Die Polizisten müssen die Tür eintreten. Die Praxis blieb geschlossen.
Der Arzt hatte Impfunfähigkeits-Atteste quasi wie am Fließband ausgegeben, gegen 20 Euro, oft ging das Geld in bar über die Theke. Insgesamt sollen so 2000 bis 2500 dieser Atteste über den Praxis-Tresen gegangen sein. Die Behörden gehen davon aus, dass auch die „Patienten“ gewusst haben, dass sie etwas Verbotenes getan haben, wenn sie für sich, aber oft auch für Verwandte oder Bekannte Atteste abholten.
In der Corona-kritischen Szene hatte sich die Adresse in der Gerichtsstraße bundesweit herumgesprochen, sodass sich ab Ende Januar 2022 eine Schlange vor der Praxis bildete, zuletzt standen dort Trauben an Menschen.
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In der Praxis lief eine Videoüberwachung
Alles ist sauber dokumentiert, es gibt Zeugen, Listen und die Praxis-Daten wurden beschlagnahmt. Unklar ist, weshalb Wollny den Eingangsbereich und die Theke auch noch mit einer Videokamera überwacht hatte; diese Videos dienen heute den Richtern als Beweismaterial in den Verhandlungen. Nicht alle der 2500 Attest-Käufer kommen vor Gericht. Wer von ihnen einen Strafbefehl akzeptiert und 500 Euro Strafe zahlt, für den ist die Sache erledigt. Das haben 90 Prozent der Impf-Skeptiker getan. Nur wer widerspricht, wird vom Amtsgericht geladen.
Der Tatvorwurf lautet stets: Anstiftung zum Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse. Am vergangenen Montag, 20. Januar 2025, wurde in Opladen einer dieser Fälle verhandelt, aber die Verhandlung muss wiederholt werden. Zwar hatte der Richter angeboten, das Verfahren einzustellen, aber auf Anraten des Anwalts Markus Beisicht wurde daraus nichts, der schlug einen weiteren Verfahrenstag heraus. Wahrscheinlich war es der Sohn des Mitte 60 Jahre alten Rheindorfers, der sich bei beißender Kälte vor der Praxis in die Schlange gestellt hatte und für mehrere Personen Atteste geholt hatte, deshalb müssen Zeugen geladen werden.
Etwa 600 Widerspruchsverfahren soll es in der Sache geben. Zur Hälfte soll das Amtsgericht sie ungefähr abgearbeitet haben, inzwischen laufen Berufungen am Landgericht und die erste Revision soll am Oberlandesgericht terminiert worden sein.
Rechtsextremer Aktivist und Anwalt der Corona-Kritiker
Anwalt Beisicht, der als rechtsextremer Polit-Aktivist schon als Redner und Organisator von Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen aufgefallen war, vertritt eine Vielzahl dieser Mandanten. Für ihn dürfte die Corona-Aufarbeitung mit vielen Strafbefehlen durchaus einträglich sein.
Für Dr. Wollny, der mit den Attesten zuerst ordentlich Geld eingenommen hatte, hat sich das Blatt offenbar gewendet, jedenfalls ausweislich der Inhalte auf seiner Facebook-Seite, auf einer Internetseite für Spendensammlungen und auf der Plattform „Change.org“. Dort stehen nahezu gleichlautende Aufrufe, Geld für den Arzt zu spenden, die allem Anschein nach seine Frau geschrieben hat.
Aufruf zum Spenden für den Arzt, der alles verloren hat
Wörtlich: „Mein Gatte, Dr. Dirk Wollny, ein renommierter Arzt aus Leverkusen, Nordrhein-Westfalen in Deutschland, hat seit dem 3. Februar 2022 kein Einkommen mehr. Nach über zwanzig Jahren engagierter medizinischer Praxis hat die Corona-Pandemie sein Leben und seine Karriere zum Stillstand gebracht. Praxis weg, Haus weg, alles verloren! Er wird beschuldigt, unrichtige Gesundheitszeugnisse ausgestellt zu haben – eine Anschuldigung, die wir vehement bestreiten. Es waren lediglich Empfehlungen an Patienten in Bezug auf Corona-Impfungen und keine falschen Gesundheitszeugnisse oder strafbaren Handlungen.“
Seinen Wohnort gibt er mit Gummersbach an. Es folgt die Iban einer Sparkasse. Wollny ist wegen der Ausgabe der Atteste vor dem Landgericht angeklagt. Einen Termin für den Prozess hat die Kammer noch nicht festgelegt. Auf eine Anfrage reagierte der Arzt nicht.