Vor allem Lacher brachten die Jecken auf der Zielgeraden des Sitzungsmarathons zum Weinen. Für Emotionen sorgte Prinz Mally I.
KolpingsfamilieMit „Träne in d'r Auge“ endet die letzte Karnevalssitzung Leverkusens
Wem der Auftritt von „Willi und Ernst“ in der Übertragung von „Kölle Alaaf – Die Mädchensitzung“ im ZDF zu kurz war, der oder die kam am Sonntagabend in Bergisch-Neukirchen auf seine Kosten. In voller Länge und ohne Kürzungen präsentierten die beiden ihr Zwiegespräch bei der Familiensitzung der Närrischen Kolpingsfamilie Opladen.
Dabei bekam nicht nur der Fernsehsender aus Mainz sein Fett weg. Auch Boris Becker, Florian Silbereisen und – natürlich – Kardinal Weolki mussten dran glauben. Vor neumodischen Debatten übers Gendern und Blackfacing machten die beiden in ihrer Rolle als „alte weißen Männer“ bei ihrem Auftritt keinen Halt und ernteten nicht nur Lacher, sondern auch Zugabe-Rufe. Im eng getakteten Zeitplan von Literat Klemens Hantke war das natürlich nicht eingeplant, mit den „Funky Marys“ stand schon die nächste Gruppe voll „Frauenpower“ auf der Bühne. Sieben weitere Punkte sah das Programm bis nach Mitternacht da noch vor. Verspätungen konnte sich die Sitzungsgesellschaft also nicht wirklich leisten.
Zuvor feierten über 300 Jecke pünktlich um 19 Uhr den Einzug des Elferrats der Kolpingsfamilie, gemeinsam mit den Neustadtfunken Opladen, deren Tanzmariechen zwischenzeitlich über den Köpfen der Gäste schwebte.
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Im Hinterkopf hatten es dabei wohl alle: Es war die letzte Eröffnung einer solchen Zusammenkunft in dieser doch eher kurzen Session. Traditionell läutet die Familiensitzung das Ende des Leverkusener Sitzungskarnevals ein. Während die Närrische Kolpingsfamilie, so will es die Hunderte Jahre lange Tradition, auch im nächsten Jahr wieder die sogenannte „Tränensitzung“ ausrichten wird, zog Prinz Mally I. in der Stadthalle von Bergisch-Neukirchen jedoch ein allerletztes Mal in den Saal ein. „Prinz“, das sagte er, „ist man nur einmal im Leben“. Zumindest gelte das für ihn.
Mit hörbar angeschlagener Stimme, aber nicht weniger stimmungsvoll, ließ er sich deshalb im Grande Finale gesanglich von seinem Gefolge unterstützen. Schnell mutierte der ganze Saal zum schunkelnden Background-Chor und ließ sich vom diesjährigen Prinzen dirigieren.
Zick zom Laache un Danze
Emotional wurde es schließlich auch noch. Für seine letzte Sitzung hatte sich Prinz Mally I. ein extra Stück aufgehoben. Eine persönliche Widmung an all die Menschen, die die vergangenen Monate mit ihm verbracht haben, vom Spielmannszug bis zur Prinzengarde. Die Botschaft war klar: „Ich wünsche euch Zeit fürs Leben, Zeit fürs Lachen und verrückte Sachen machen.“ Und dann zog auch er schon wieder ab. Die Tür gehe für ihn nun zwar zu, das Brauchtum werde er aber weiterhin pflegen.
Und da passte sich der Noch-Prinz wieder ganz dem Motto der Närrischen Kolpingsfamilie an. Denn traditionelle Sitzungen und alte Bräuche seien den Opladerinnen und Opladern besonders wichtig, sagte Literat Hentke. Nicht umsonst begleiteten etwa Paginnen die Redner und Sängerinnen nach ihrem Programm zum Ausgang. Früher haben diese Aufgabe zwar Männer erledigt, zumindest diese Tradition habe sich in Opladen aber schon vor langer Zeit gewandelt, so Hentke.
Die Jecken, ein bunter Mix aus Alt und Jung, schienen die frohen Stunden ganz im Sinne der Tradition zu genießen. Tränen flossen dabei eher aus Freude übers Tanzen und Feiern als vor Trauer um die letzte Sitzung. So soll es schließlich auch sein: „För alles wat ungerm Himmel passeet, jitt et en bestemmte Zick“ – und der Karnevalssonntag war von der Närrischen Kolpingsfamilie fest zum Lachen eingeplant.