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Dhünn zerstörte RäumeNach der Flut soll diese Leverkusener Kita nachhaltiger werden

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Kita-Leiterin Karin Kraus zeigt die abmontierten Sanitäranlagen.

Leverkusen – Wer an der aktuell tief im Flussbett unschuldig dahinplätschernden Dhünn spaziert, könnte meinen, in der Kita „Unterm Himmelszelt“ sei alles wieder in bester Ordnung. Kinder spielen fröhlich auf dem Klettergerüst, der Schaukel oder im Sandkasten. Nur ein großer Berg an Rucksäcken verrät aus diesem Blickwinkel, dass noch nicht alles ist, wie vor dem 14. Juli 2021. Und wer die Innenräume an der von-Diergardt-Straße betritt, weiß: Das wird auch zum Jahrestag des Hochwassers noch so sein.

Rohe Wände und Geröll

Einzig die von außen angebrachten Malereien an den Fensterscheibe deuten noch darauf hin, dass dies hier eine Kindertagesstätte ist. Ansonsten gibt es nur rohe Wände und Geröll. „Das Wasser der Dhünn stand hier drin nur ein paar Zentimeter hoch“, erinnert sich Kita-Leiterin Karin Kraus. Doch eine Kita kann man nicht mal eben sauber machen, wie vielleicht einen Kellerraum. Alles, was in Kontakt mit dem organischen Schlamm war, musste raus, die Bodenplatte noch tiefer als erwartet.

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Gemalte Blumen an den Fenstern sind das einzige Zeugnis, dass es sich hier um eine Kindereinrichtung handelt.

„Die Feuchtigkeit ist bis in die tiefen Schichten gezogen“, sagt Petra Kern, Finanzkirchmeisterin der evangelischen Kirchengemeinde Schlebusch, zu der die Kita gehört. Dazu kamen Corona-Probleme bei dem zunächst zuständigen Architekturbüro und dann ein Wechsel, deswegen sei seit Dezember auf der Baustelle nicht viel Geschehen.

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Die 60 Kinder, die bei gutem Wetter auf dem Kitagelände draußen spielen, werden noch viele Monate ihre provisorisch im Gemeindezentrum an der Martin-Luther-Straße eingerichteten Gruppenräume besuchen. Neue Verträge für künftige Kita-Kinder gibt die Einrichtung nicht wie üblich für den 1. August aus, sondern für den 1. Dezember.

Im Gemeindezentrum wird es zunehmend eng

„Wir hoffen sehr, dass wir dann wieder hier sind“, sagt Leiterin Kraus auf der Baustelle. Und die Räume der evangelischen Gemeinde zurückgeben können. „Hier finden normalerweise verschiedene Gruppenangebote statt“, erklärt Pfarrer Gunnar Plewe. In Corona-Zeiten war das kein großes Problem, da die Gruppen sich ohnehin nicht treffen durften. Nun soll aber alles langsam wieder losgehen – und es wird noch enger im Gemeindezentrum.

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Kita-Leiterin Karin Kraus (v.l), Pfarrer Gunnar Plewe und Finanzkirchmeisterin Petra Kern nehmen vom Rotary Club Leverkusen Rhein-Wupper eine große Spende entgegen.

Das Unglück soll aber zumindest einen positiven Effekt haben, wünscht sich die Kirchengemeinde: Die Kita soll nachhaltiger werden. „Anstelle der Gas-Brennwert-Therme wollen wir die Kita künftig über Photovoltaik und Luftwärmepumpe energieautark machen“, sagt Pfarrer Plewe.

Die Kosten für den puren Wiederaufbau trägt wohl das Land, die Aufrüstung müsste allerdings die Gemeinde zahlen. Allerdings handelt es sich inklusive der dann notwendigen Fußbodenheizung um einen deutlich sechsstelligen Betrag. „Das könnten wir als Gemeinde alleine nicht stemmen“, sagt Plewe.

Viele Spenden sind bereits eingegangen und eine große kam gerade noch hinzu: Vergangene Woche hat der Rotary Club Leverkusen Rhein-Wupper der Einrichtung einen Check über 13.000 Euro überreicht. „Wir haben direkt nach dem Hochwasser angefangen, Spenden zu sammeln und dazu auch Benefizkonzerte veranstaltet“, sagt Mitglied Hans-Jörg Schaefer. Für den erst 2020 gegründeten Verein war es die erste große Kampagne. „Unser Ziel ist, vor allem Projekte in der Region für Kinder und Jugendliche zu unterstützen“, sagt Schaefer. Was wäre passender als flutgeschädigte Kitas.

Zehn Tage - dann kam das Wasser

Die Kinder der Kita „Unterm Himmelszelt“ freuen sich sehr auf den Tag, an dem sie wieder zurückziehen können. Und Karin Kraus sowieso. Sie hat am 1. Juli 2021 die Kita-Leitung übernommen. „Es waren schöne erste zehn Tage“, sagt die Pädagogin schmunzelnd. Und dann kam das Wasser.

„Für viele Kinder war es schwer, nicht mehr in die gewohnte Umgebung zu kommen“. Deswegen sei es ihr besonders wichtig gewesen, dass zumindest das Außengelände schnell wieder hergestellt wird. „Hier haben die Kinder ein Heim-Gefühl, sie freuen sich immer, wenn wir rüber gehen können.“ Und die 100 Meter Fußweg vom Gemeindezentrum sind mittlerweile auch Routine.