Am 18. Februar geschah ein Drama in Schlebusch: Die Staatsanwaltschaft wirft zwei Männern gemeinschaftlichen Totschlag vor.
ProzessNach mindestens 18 Messerstichen verblutete ein Mann in Leverkusen

Einer der Angeklagten im Totschlagsprozess. Er besitzt eine Änderungsschneiderei in Bergisch Gladbach.
Copyright: Thomas Käding
Täter und Opfer kannten sich gut. Am Abend des 18. Februar, einem Sonntag, sollte auf der Mülheimer Straße in Schlebusch eine alte und existenzielle Streitigkeit geklärt werden. Stattdessen geschah eine Katastrophe vor der „Stadtgrenz-Schänke“: Aus einem Streit mit Beleidigungen wurde ein Kampf, der tödlich endete. Mindestens 18 Messerstiche versetzten zwei Männer aus Syrien dem Opfer. Das konnte er nicht überleben, obwohl ihm die Ärzte im Klinikum noch fünf Liter Blut zuführten. Am 1. März verstarb der Mann im Krankenhaus.
Die beiden anderen Männer wurden noch am Tatort festgenommen, seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Am Dienstagmorgen begann die 11. Große Strafkammer am Kölner Landgericht mit der Aufarbeitung der Tat. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern gemeinschaftlichen Totschlag vor. Denn noch ist unklar, wer von beiden dem Schwager die tödlichen Messerstiche versetzt hat.
Ein Angeklagter schweigt, der andere redet
Einer Antwort kommt die Kammer unter Vorsitz von Sabine Kretzschmar am ersten Tag des Prozesses keinen Schritt näher. Zwar lässt der jüngere der beiden Angeklagten von seiner Verteidigerin eine recht ausführliche Erklärung verlesen. Darin legt der Mann, der 2014 nach Deutschland kam, ein Jahr später seine Familie nachholte und seit drei Jahren in Bergisch Gladbach eine Änderungsschneiderei betreibt, seine familiären Verhältnisse dar.
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Vor der Stadtgrenz-Schänke wurde am Abend des 18. Februar auf einen Mann eingestochen. Er starb am 1. März im Klinikum an seinen Verletzungen.
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Feras R. (Name geändert) macht auch Aussagen zum Hintergrund des Streits. Eine Familiensache sei das, die für eine seiner Schwestern existenziell sei. Der Streit sei an jenem Februar-Wochenende ausgeufert; letztlich sei ein Treffen vereinbart worden, um die Sache zu klären, so der 40-Jährige. Und: Er sei ursprünglich nur Begleiter gewesen, habe Beistand leisten wollen. Denn das spätere Opfer sei sehr aggressiv aufgetreten.
Wüste Beschimpfungen für die beiden Syrer
Auch die Begegnung auf der Mülheimer Straße an diesem verregneten Sonntagabend sei von Anfang an kein bisschen friedlich gewesen, so der jüngere der beiden Angeklagten. Der Kontrahent habe ihn und seinen Verwandten von der anderen Seite der Mülheimer Straße beschimpft. „Schwule Weicheier“, „Pussis“: Solche Worte seien gefallen. Man habe allerdings auch befürchtet, dass der Gegner eine Waffe mitgebracht hat. Daraufhin, räumt er ein, bewaffnete er sich mit einer Zaunlatte, die er in der Nähe abgebrochen habe. Beide Männer hätten die Straße überquert, an der „Stadtgrenz-Schänke“ habe es dann einen Kampf gegeben.
Das spätere Opfer habe ihm eine volle Bierflasche über den Kopf geschlagen. Davon sei er benommen und weitgehend orientierungslos geworden. Ja, er habe auf den Kontrahenten eingeschlagen, gibt Feras R. am Dienstag vor Gericht zu. Auch eine kaputte Bierflasche habe eine Rolle gespielt. Aber: Das alles sei Notwehr gewesen. Dass das Opfer lebensgefährlich verletzt wurde, sei ihm „nicht bewusst“ gewesen, sagt er. Dass sein Kontrahent die Attacke nicht überlebt hat, „bereut er zutiefst“, sagt seine Verteidigerin.
Nur: Ein Messer kommt in der Schilderung des 40-Jährigen nicht vor. Was die Vorsitzende Richterin Sabine Kretzschmar zu der lakonischen Frage veranlasst: „Wo kommen die Messerstiche her?“ Der zweite Angeklagte trägt dazu auch nichts bei. Der 54-Jährige schweigt.