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Mehr Leerstand als sonstCafés retten die Opladener Fußgängerzone

Lesezeit 4 Minuten

Die Opladener Fußgängerzone an einem milden Oktobertag: gut besucht.

Leverkusen – Energiekrise, Inflation, Corona und Flut: Wie ist die Stimmung unter den Opladener Händlerinnen und Händlern? Einer, der es wissen muss, ist Dirk Pott, zweiter Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Opladen, die sich seit Jahren für eine lebendige Fußgängerzone einsetzt.

Pott sieht den Strukturwandel in seinem Stadtteil: „Opladen ist nicht mehr die Einkaufsdomäne von 1975. Wir haben 2022, Opladen ist mittlerweile mehr Verweilarea als Einkaufsstraße.“

Es herrscht allerdings mehr Leerstand als sonst.

Der 59-Jährige zeigt in die Fußgängerzone: Cafés und Bäckereien reihen sich einaneinder, überall sind Tische und Stühle aufgestellt, an einem milden und sonnigen Werktag genießen erstaunlich viele Menschen mittags hier ein wenig Dolce Vita. „Die Leute nehmen das Angebot an“, freut sich Pott, „damit hat Opladen etwas Neues gefunden, das funktioniert“.

Die Cafédichte ist in der Tat sehr hoch. Die Menschen nehmen das an.

Trotzdem fallen einem die leeren Schaufenster auf, wenn man von der Aloysiuskapelle Richtung Amtsgericht schlendert. Der Laden, wo früher Zeemann war, ist leer. Ein Kiosk hat ebenfalls aufgegeben, das Geschäft Köttgen Hörakustik ist immerhin nur umgezogen, hat aus zwei Filialen eine gemacht.

Imbussbuden gibt es neben Cafés aber auch viele in Opladen. Gleich zwei Händler bieten frisches Obst und Gemüse an.

Richtung Bahnhof hat ein Café zugemacht, vielleicht war die Konkurrenz durch Yocoto nur wenige Meter weiter zu groß. Oder es ist das Ambiente: Spielhallen und Imbissbuden mehren sich, je weiter man in Richtung Busbahnhof geht.

Risiko von Trading down?

Dennoch ist Dirk Pott sehr optimistisch: Das Risiko des Trading-down-Effekts, wenn die Ansammlung von günstigen Läden eine Abwärtsspirale nach sich zieht, sieht er in Opladen als gering an.

Opladen (10)

Je näher man dem Bahnhof kommt, umso mehr Spielhallen sieht man.

Das habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, auch durch die hohe Cafédichte. „Der Trend wird sich langsam aber sicher, fortsetzen“, glaubt er. Das Stadtteilmanagement und die gute Beratung habe großen Anteil daran gehabt.

Allerdings räumt er ein, dass es aktuell mehr Leerstand als sonst in Opladen gebe. An den Mieten liege es seiner Meinung nach nicht. Die sind auf einem „vernünftigen, machbaren Niveau“. Klar gebe es immer Ausreißer, aber der Markt regele das schon. Immerhin hänge an vielen leeren Schaufenster kein „Zu vermieten“-Schild, merkt Dirk Pott an, was er als Hinweis sieht, dass sich hinter den Kulissen bereits etwas tut.

Nachfolger vom Schreibwarengeschäft Paffrath

Sehr gespannt ist er, was in die Räume des früheren Schreibwarengeschäfts Paffrath kommt. Das Traditionsgeschäft hatte Ende 2019 geschlossen, nach 123 Jahren Bestand. Auch die ehemalige Kneipe Gerichtsstube und der Teppichhändler nebenan sind fort.

Was wohl hier hineinzieht? Noch ist es unklar.

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Noch fleißig gewerkelt wird wenige Meter weiter auf der Düsseldorfer Straße in der Deitersfiliale. Die Wiederöffnung wird sich verzögern, das steht bereits fest.

Viele Geschäfte nach Flut wieder offen

Grundsätzlich hätten die meisten Geschäfte nach dem verheerenden Hochwasser im vergangenen Jahr wieder eröffnet, sagt Dirk Pott von der AGO. Neben Deiters hat nur noch das gegenüberliegende Touch Down und ein weiteres Geschäft noch geschlossen.

Der Deiters will wieder Ende des Jahres eröffnen. 

Opladen ist durch den Start des Standorts der Technischen Hochschule Köln in der Neuen Bahnstadt mittlerweile auch Studentenviertel. Was er sich von der neuen Klientel erhofft? „Gute Frage“, räumt Pott ein. Er hoffe durchaus auf einen Schub und mittlerweile gebe es auch n Opladen Essensangebote wie die seit Jahren trendigen Bowles für die jüngere Generation. „Man muss gucken, dass man ihnen etwas anbietet, damit sie erst nicht in den Zug nach Köln einsteigen“, betont der 59-Jährige. Das sei schwierig. Doch das seien „alles Chancen“, auch die Neue Bahnstadt, wenn sie auch erstmal komplett fertig ist.

Auf LED umgestiegen

Doch eins nach dem anderen: Erst einmal muss die Energiekrise bewältigt werden. „Die Händler versuchen Energie zu sparen“, betont der Opladener. Viele würden auf LED-Beleuchtung umsteigen „wenn sie es nicht sowieso schon getan haben“. Das mache sich sofort bei den Kosten bermerkbar. Die Aktionsgemeinschaft Opladen versucht die Betreiber zu unterstützen: Im kommenden Jahr soll es vier verkaufsoffene Sonntage geben und auch verschiedene Feste sind wieder geplant. Als nächstes ist erstmal der Weihnachtsmarkt dran. Das Programm stehe bereits und werde kommende Woche veröffentlicht.

Wie geht es den anderen Leverkusenern Fußgängerzonen derzeit? Hier finden Sie den Bericht zu Wiesdorf und Schlebusch.