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Alt werden in LeverkusenPolizei warnt Senioren vor den Gefahren des Internets

Lesezeit 5 Minuten
Vortrag der Polizei in Leverkusen

Kriminalkommissar Eric Dieden erklärt, wie dreist Straftäter online vorgehen, um an Geld zu kommen. Die Polizei bietet viele Vorträge zur Prävention, das Thema Internet ist nur eins unter vielen.

Was tut die Polizei, um ältere Mitbürger zu schützen - vor Betrug, Überfällen und Unfällen? Weiterer Teil unserer Serie „Alt werden in Leverkusen“.

Die Schlagzeilen sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken: „Schockanruf bei 93-Jähriger“ oder „74-Jähriger um 67.000 Euro betrogen“: Seniorinnen und Senioren sind regelmäßig im Visier von Betrügern. Ob Enkeltrick oder falscher Wasserwerker - die Betrüger lassen sich vieles einfallen.

Auch im Internet lauern viele Fallstricke: Der Alltag vieler Senioren ist mittlerweile selbstverständlich vom Internet geprägt. Statistiken zeigen, dass hierzulande in der Altersgruppe der über 70-Jährigen mittlerweile mehr als zwei Drittel das Internet nutzen - Tendenz steigend. Gerade für die Generationen, die nicht mit dem Smartphone sozialisiert wurden, bergen diese Entwicklungen Risiken. So versucht die Kriminalpolizei Seniorinnen und Senioren fit zu machen, damit sie Betrugsmaschen im Internet schneller erkennen. Wie bei dem Vortrag zur Internetsicherheit im Schlebuscher Bürgerzentrum „Altes Bürgermeisteramt“ im Winter.

Problem: Betrüger geben sich in Leverkusen als Polizisten aus

„Um einmal den Elefanten im Raum anzusprechen: Ich sehe nicht aus wie ein Polizeibeamter“, beginnt der mit übergangslosem Flattop frisierte Kriminalkommissar Eric Dieden seine Präsentation. Gerade im Raum Köln und Leverkusen gebe es aber das große Problem, dass sich Kriminelle sehr authentisch als Polizeibeamte ausgeben würden, um wertvolles Vermögen zu beschlagnahmen. Sein Tipp zu Beginn: Dienstausweis zeigen lassen und den Namen telefonisch verifizieren. „Dafür darf man auch die 110 wählen“, betont Dieden.

Ein gesundes Misstrauen, das speziell Menschen mit viel Lebenserfahrung in der „Realität“ intuitiv an den Tag legen würden, wenn ihnen etwas komisch vorkomme, sei leider beim Surfen häufig nicht vorhanden, so der Kriminalkommissar. Es gebe viele Senioren, die auf vermeintlich attraktive, aber betrügerische Investitionsangebote hereinfielen, erklärt Dieden, der jahrelang für die digitale Sicherung von Beweisdaten bei Straftaten im Internet zuständig war.

Trotz der rückläufigen Fallzahlen der Betrugsdelikte bei Senioren im vergangenen Jahr ist die Informations- und Aufklärungsarbeit über die Maschen der Betrüger wichtiger Bestandteil der polizeilichen Präventionsarbeit, schreibt die Polizei auf Anfrage. Regelmäßige Vorträge wie im Alten Bürgermeisteramt sollen ältere Menschen sensibilisieren. Bei den regelmäßigen Vorträgen der Polizei geht es grundsätzlich um Sicherheit im Alter, es werden verschiedene Themenbereiche abgedeckt wie eben Internetsicherheit oder beispielsweise Einbruchschutz.

Aber es gibt auch speziellere Themen: In einem Selbstbehauptungskurs sollen ältere Mitbürger fit und selbstbewusst gemacht werden. Ängste sollen in Energie umgewandelt werden, heißt es bei der Polizei, es wird geübt, fest und mit lauter Stimme „Ich rufe die Polizei“ zu rufen. Und auch weitere Aktionen zielen auf Seniorinnen und Senioren: Mit mobilen Beratungsstellen steht die Polizei regelmäßig zum Beispiel auf dem Schlebuscher Wochenmarkt und ist für Fragen offen.

Aktuelle Warnungen für Seniorinnen und Senioren verbreitet die Polizei darüber hinaus über die kostenlose App „Gut versorgt in Leverkusen“. In der App gibt es eine „Polizeikachel“, über die Interessierte mittels Push-Nachrichten tagesaktuelle Hinweise erhalten. Häufen sich beispielsweise konkrete Betrugsmaschen oder Trickdiebstähle, informiert die Polizei hier.

Leverkusen: Polizei berät auch beim Thema Verkehr

Ein großes weiteres Feld, wo die Polizei aktiv auf Seniorinnen und Senioren zugeht, ist die Verkehrssicherheit: „Häufig nehmen Seniorinnen und Senioren seltener am Straßenverkehr teil, sodass oft wichtige Verhaltensregeln nicht mehr präsent sind“, schreibt die Polizei. Und führt Verkehrssicherheitsschulungen mit Rollatoren oder Pedelecs durch. Im Oktober fand in Leverkusen eine Ü-60-Sicherheitsfahrt auf dem Fahrrad statt.

Seniorensicherheitsfahrt in Leverkusen

Die Polizei veranstaltet regelmäßig eine Radtour durch Leverkusen und gibt Hinweise, zum Beispiel zu Helmen und Fahrrad-Straßen.

Beim Vortrag der Polizei zur Internetsicherheit in Schlebusch ist Kriminalkommissar Eric Dieden mittlerweile bei „Deepfakes“ angekommen. „Weiß jemand, was das ist?“, wendet er sich an das Publikum im Saal. „Ich habe letztens ein Video gesehen, wo Ex-Grünenchefin Ricarda Lang in einer Bäckerei arbeitet“, meldet sich eine Zuhörerin. „Das haben wir der Künstlichen Intelligenz zu verdanken“, entgegnet der Polizist. Trotz seiner umfangreichen Berufserfahrung stehe auch er bei vielen neuen Entwicklungen vor großen Herausforderungen, gesteht der erfahrene Ermittler: Sogenannte „Deepfakes“ - künstlich generierte gefälschte Bilder oder Videos - seien heutzutage mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen.

Leverkusen: Polizei rät, keine Ausweisdaten preiszugeben

Um zu demonstrieren, wie täuschend echt solche gefälschten Aufnahmen wirken können, zeigt Dieden ein mit künstlicher Intelligenz erstelltes Video, in dem er eine laut eigenen Angaben selbst nicht beherrschte Fremdsprache spricht. „Bei der Sendung mit der Maus heißt das: Das war türkisch“, verrät der Ermittler lächelnd. Ein Foto reiche aus, um ein Video zu kreieren, mit dem sogar unter Vorspiegelung einer falschen Identität online ein Kredit aufgenommen werden könne, ordnet Dieden den Ernst der Lage ein. Insofern rate er dringend davon ab, auf Internetplattformen den eigenen abfotografierten Ausweis beziehungsweise dazugehörige Daten wie zum Beispiel die Passnummer zu hinterlegen.

Die Polizei ist grundsätzlich mit der Resonanz ihrer Veranstaltungen und Beratungen in Leverkusen zufrieden. Bei Aktionen wie der im Alten Bürgermeisteramt verzeichne man „insbesondere in Leverkusen regelmäßig hohe Teilnehmerzahlen“. Die Angebote des Kriminalkommissariats „Kriminalprävention/Opferschutz“ seien durchaus bekannt und würden regelmäßig in Anspruch genommen, zieht die Polizei ein positives Fazit.


Wer mehr zum Thema Internetsicherheit erfahren will, kann sich bereits jetzt per E-Mail an onlineabend.koeln@polizei.nrw.de zu einem Online-Abend der Polizei Köln anmelden, der am Donnerstag, 24. April 2025, von 18 bis 20 Uhr stattfindet. Weitere Polizeivorträge gibt es in der App „Gut versorgt in Leverkusen“ und auf der Webseite der Polizei koeln.polizei.nrw/termine-der-polizei-koeln. Wer sich als Senior oder Seniorin grundsätzlich mit dem Thema Internet mehr beschäftigen möchte: Sowohl die VHS Leverkusen wie auch die VHS Bergisch Land in Leichlingen und Burscheid bieten regelmäßig Internet-, Computer- , Smartphone- und Social-Media-Kurse an. Auch viele Begegnungsstätten wie eben das Alte Bürgermeisteramt in Schlebusch bieten PC- und Smartphonehilfen an: www.altesbuergermeisteramt.de/index.php/computer-hilfe.

„Alt werden in Leverkusen“ - Unsere Serie

In einer mehrteiligen Serie beleuchten wir vom „Leverkusener Anzeiger“, wie es ist, in Leverkusen alt zu werden. Weitere Serienteile haben sich sich unter anderem damit beschäftigt, wie verkehrssicher es für Senioren bei uns in der Stadt ist, wie wichtig Sport für Senioren ist und was beim Alterungsprozess überhaupt im menschlichen Körper passiert.