Bis 2032 soll unter anderem eine vierte Reinigungsstufe gebaut werden. Die Trennung von Currenta ist dann perfekt.
VorschauSo plant der Wupperverband sein eigenes Klärwerk in Leverkusen
Beträge kursieren noch nicht. Aber der Bau einer eigenen Kläranlage in Leverkusen ist für den Wupperverband derzeit das „größte Projekt“, sagt Vorstand Ingo Noppen. Im Jahresbericht, den der Verband am Mittwoch vorlegte, nennen Noppen und weitere Kollegen Details zu dem Neubau in Bürrig. 2032 soll die Zusammenarbeit mit dem Chempark-Betreiber Currenta beendet sein. Allerdings „bleiben wir weiterhin in enger Kooperation mit unserem langjährigen Partner“, unterstreicht Noppen. Die Trennung sei aber Voraussetzung dafür, dass man „die Reinigung unseres kommunalen Abwasserstroms so optimieren“ kann, wie es steigende Anforderungen mit sich bringen, so Noppen.
Gemeint ist unter anderem eine vierte Reinigungsstufe für die Abwässer aus Leverkusen, Leichlingen, Burscheid, Teilen Solingens und Bergisch Gladbachs. Das wird eine Membrananlage in Kombination mit Pulveraktivkohle. Diese weitere Klärstufe für das Abwasser aus rund 275.000 Haushalten sei „von vornherein Bestandteil der Planung“, unterstreicht Thomas Klein, der beim Wupperverband den Geschäftsbereich Technik / Flussgebietsmanagement leitet.
Die Aufgaben sind aufgeteilt
Der Trennung von Currenta sei nicht einfach so beschlossen worden, daran erinnert Martin Freund, der Leiter des Ressorts Siedlungswasserwirtschaft: Zuvor seien Varianten geprüft worden zum kostspieligen Neubau in Bürrig. Bislang läuft es so: In der Gemeinschaftskläranlage Leverkusen werden kommunale Abwässer zunächst mechanisch gereinigt. Das ist Job des Wupperverbands. Danach werden Haushalts- und Abwässer aus dem Chempark biologisch geklärt. Dafür sorgt Currenta.
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Die neue, eigene Anlage könne man hingegen „gezielt auf die Anforderungen des kommunalen Abwassers ausrichten und optimieren und nicht zuletzt auch die Themenfelder Energiegewinnung sowie Spurenstoffelimination vorantreiben“, ergänzt Freund. Ein beziehungsloses Nebeneinander der beiden Bürriger Anlagen solle es nicht geben: „Durch die enge Nachbarschaft und gemeinsame Betriebserfahrung werden mit dem langjährigen Partner Currenta auch zukünftig mögliche Synergien und Kooperationsfelder entwickelt.“
Neu gebaut werden Rechen, Sandfang und die mechanische Vorklärung, ein Hochwasserpumpwerk, das Betriebsgebäude und eine neue Zufahrtsstraße. Die biologische Reinigungsstufe mit der Membrananlage bezeichnet Freund als „Herzstück“ der neuen Anlage. Dort könnten Spurenstoffe entfernt werden; das sind zum Beispiel Rückstände aus Arzneimitteln. Die Technik ermögliche auch „eine weitgehende Entkeimung des Abwassers“, so Freund. Damit werde das neue Klärwerk „auch für die Herausforderung multiresistenter Bakterien bestens gerüstet sein“.
Leverkusens neues Klärwerk soll ab 2026 entstehen
Mit dem Bau beginnen will der Wupperverband 2026. Zunächst soll die neue Zufahrtsstraße entstehen. Das künftige Betriebsgebäude sei derzeit in der Entwurfsplanung, für die neue Anlagentechnik sollen die Entwürfe im kommenden Herbst vorliegen.
Die neue, eigene Kläranlage ist für den Wupperverband allerdings nicht die einzige Baustelle in Bürrig, zeigt der Jahresbericht. Der Deich an der Dhünn, der das gesamte Entsorgungszentrum gegen Hochwasser schützt, das aus dem Rhein in den Nebenfluss zurückstauen kann, ist seit dem vorigen Jahr Sache des Verbands und damit der öffentlichen Hand. Das habe die Kölner Bezirksregierung so festgelegt, berichtet Wolfgang Simon, der dieses Projekt beim Wupperverband unter sich hat.
Die letzte Bewertung des Deichzustands aus dem Jahr 1970 werde gerade durch weitere Untersuchungen ergänzt. So soll geklärt werden, ob Sanierungsbedarf besteht. Simon geht offenbar davon aus, dass der Deich angepackt werden muss. Es gehe darum, „die sensible kritische Infrastruktur an dem Standort bestmöglich vor Hochwasserschäden zu schützen“.
Auch in Leichlingen hat der Wupperverband einiges vor. Der 15 Kilometer lange Wuppersammler wird abschnittsweise saniert. Das Stück zwischen Balken und der Bahnquerung an der Wupperschleife in Leverkusen soll in diesem Jahr angepackt werden. Dabei setze der Verband auf das Wickelrohrverfahren. Damit spare man Platz, und das "ermöglicht im Naturschutzgebiet im engen Tal der Wupper eine schonendere Sanierung als herkömmliche Schlauchliner", erklärt Jörg Michutta, der Betriebsleiter für Kanalnetze.
Ein neuer Hochwasserpegel soll ebenfalls in diesem Jahr gebaut werden. Darüber wird das meteorologische Messnetz durch weitere Klimastationen verdichtet. Sie zeichnen zum Beispiel Niederschlag und Temperatur auf. 2024 seien schon vier neue Klimastationen in Leichlingen und Leverkusen gebaut worden.
Noch nicht gebaut, aber untersucht werden höhere Deiche in Leichlingen. Einigkeit herrscht zwischen Wupperverband und Stadtverwaltung darüber, dass sie saniert werden müssen. In einer Studie soll geprüft werden, ob und welcher Ausbau der "wirtschaftlich vertretbar" sei, heißt es vom Verband. Die Untersuchung sei Voraussetzung dafür, dass das Land einen höheren Schutz als für ein 100-jährliches Hochwasser fördert.
Mit der Stadt Burscheid wollen Vertreter des Wupperverbands über eine vertiefte Zusammenarbeit sprechen. Seit einigen Jahren gebe es schon Unterstützung beim Kanalbau. Denkbar wäre, dass der Verband auch Anlagen betreibt.