Leverkusen greift beherzt zu und kauft eine alte Lok zurück. Sie soll später in Rheindorf stehen.
Leverkusen kauft LokomotiveNach über 40 Jahren zurück im Dorf
Das kommt nicht alle Tage vor: Die Stadt Leverkusen will sich eine Lokomotive kaufen. Eisenbahnfreunde und -historiker wird das ganz besonders freuen, denn es ist eine über 110 Jahre alte Lok von der Bahnstrecke, die durch den Hitdorfer Hafen führte. Die Lok „E11“ soll zurück in ihre alte Heimat an den Rhein überführt werden. Bei der E11 handelt sich um ein Museumsstück. Leverkusen verkaufte sie 1981 nach Österreich an die Salzburger Verkehrsbetriebe, wo sie für die Salzburger Lokalbahnen (SLB) gefahren ist.
Zuvor verkehrte die kleine zweiachsige Elektrolokomotive auf der Strecke zwischen Rheindorf über Hitdorf zum Langenfelder Bahnhof, die die Bahnen der Stadt Monheim (BSM) betrieb.
Lok wird nicht fahren, sondern stehen
Leider soll die Lok aber nicht durch Leverkusen fahren, sie soll vielmehr als Denkmal an der ehemaligen Trasse aufgestellt werden. In der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung I, zuständig auch für Rhein- und Hitdorf steht der Kauf der Lok auf der Tagesordnung– mit Dringlichkeit, damit die Sache nicht noch platzt.
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Besonders teuer wird das nicht werden, die Stadt kann die Lokomotive zum Schrottwert von 5500 Euro erwerben, den Transport nach Leverkusen und dessen Kosten müssen vertragsgemäß die Salzburger übernehmen. Dass man jetzt so einfach und billig an das eisenbahntechnische Kleinod kommt, ist offenbar einem umsichtigen Stadtbediensteten zu verdanken, der den Kaufvertrag 1981 aushandelte. Darin ist festgehalten, dass, falls Salzburg die Lokomotive ausrangieren sollte, Leverkusen ein Vorkaufsrecht zum aktuellen Schrottpreis erhalten und überdies Salzburg für den Rücktransport an den Rhein sorgen muss. Der Fall ist nun eingetreten. Mit Vereinbarung vom 2.6. 1981 hatte die Stadt Leverkusen die im Eigentum befindliche und auf Stadtgebiet Leverkusen eingesetzte, im Jahr 1913 gebaute Lokomotive E-Lok Nr. 15, heute Lokomotive E 11, an die Salzburg Stadtwerke Verkehrsbetriebe, heute Salzburg Linien Verkehrsbetriebe GmbH, übereignet.
Oberbürgermeister Uwe Richrath soll sich eigens starkgemacht haben, um die Rückkehr der historischen Lok nach Leverkusen zum schnellstmöglichen Zeitpunkt zu bewerkstelligen und aufzustellen, heißt es in einer Unterlage. Die Thematik sei engmaschig durch den Fachbereich Oberbürgermeister, Rat und Bezirke begleitet worden.
Weiter heißt es zur Geschichte: Die Lokomotive E 11 sei ab 1981 zu verschiedenen Aufgaben im Schienenverkehr in Bayern und Österreich eingesetzt gewesen. 2022 wäre eine Hauptuntersuchung fällig gewesen, darauf haben die Salzburger verzichtet, womit der Rückkauf in Fahrt kam. Auf eine Anfrage durch das Amt Oberbürgermeister, Rat und Bezirke hat Salzburg jetzt mitgeteilt, dass die Lokomotive E 11 außer Dienst gestellt werde. Die Lokomotive sei derzeit witterungsgeschützt in den Werkshallen der Eigentümerin untergestellt.
Vor kurzem hat der Aufsichtsrat der Salzburger Verkehrsbetriebe der Stadt Leverkusen angeboten, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Wenn die Politik dem günstigen Rückkauf zustimmt, wovon auszugehen ist, soll die Lok für sechs Monate auf einem privaten Werksgelände abgestellt werden, bis ein endgültiger Standort feststeht. Im Gespräch ist die Grünfläche vor der Rheindorfer Feuerwehr, die auch nahe an der ehemaligen Trasse liegt.
Die alte Bahnlinie führte von Langenfeld über Monheim und Hitdorf über die Wiesenstraße nach Rheindorf und diente sowohl dem Personen- als auch dem Güterverkehr. Ab 1963 wurde der Personenverkehr mehr und mehr auf Busse umgestellt. 1986 wurde der Güterverkehr zwischen dem Monheimer Gut Blee und Rheindorf eingestellt. An der Felderstraße mündete die Bahnstrecke im heutigen Denso-Werk. Wichtig war von Anfang an der Gütertransport, die Güterbahn soll den Städten und dem Hafen einen schönen Aufschwung beschert haben, das geht aus mehreren Quellen hervor. Eine Verlängerung nach Opladen am Nordrand von Bürrig entlang über Reuschenberg und die Schusterinsel wurde zwar geplant, aber nie gebaut.
Von Anfang an wurden auf der Strecke Personen befördert. Neun Haltestellen gab es auf dem heutigen Leverkusener Stadtgebiet. An der Hitdorfer Stadtgrenze, im Hafen und an der Fähre. In Rheindorf hielt man unter anderem am Kirmesplatz, an der Unterstraße und an der Endhaltestelle an der Felderstraße neben Norhausen, der die Gaststätte zeitweise sogar „Zur Endhaltestelle“ nannte. 1924 nutzen 550.000 Fahrgäste die Bahn zwischen Langenfeld und Rheindorf. Die Gleichstrom-Lok mit zweimal 64 PS Leistung, vor 111 Jahren bei AEG in Berlin gebaut, hat normale Spurweite, wie man an den wenigen noch liegenden Gleisstücken, etwa unter der A-59-Autobahnbrücke, sehen kann.