Dreieinhalb Jahre nach dem Beginn der Arbeiten meldet die Projektleitung den Abschluss der Rekultivierung.
FerngasleitungVom Rohr, das keiner wollte, sieht man in Leverkusen nichts mehr
Der Projektleiter macht einen Haken dran. John-Volkmar Abert spricht aber von „manchen Herausforderungen“, die vor und beim Verlegen von 23,6 Kilometern Gas-Pipeline um und durch Leverkusen zu bestehen waren. Die Nordrheinische Erdgastransportleitungsgesellschaft, kurz NETG, hat seit Anfang 2021 insgesamt 1364 Rohre zwischen den Schieberstation Voigtslach in Hitdorf und in Paffrath verlegt.
Das Großprojekt hatte schon vor dem Beginn der Bauarbeiten mächtig Staub aufgewirbelt. Dass überhaupt eine neue Ferngasleitung verlegt werden kann, musste die Betreiberfirma Open Grid Europe erst einmal höchstrichterlich durchsetzen. Leverkusens Stadtverwaltung war strikt dagegen, der Kampf um die Verlegung einer weiteren Pipeline in Leverkusener Boden dauerte sieben Jahre. 2013 hatte die Kölner Bezirksregierung einen Planfeststellungsbeschluss gefasst, im Januar 2020 wurde er zum Leidwesen der Leverkusener vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigt.
Ende Februar 2023 war die letzte von 2050 Nähten geschweißt; die Reparatur des Bodens, in dem die Gasleitung versenkt worden war, zog sich deutlich länger hin. Vorigen Herbst musste die Rekultivierung der Trassen unterbrochen werden: Es hatte dermaßen stark geregnet, dass alles im Schlamm versunken war.
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Nach Darstellung von NETG „konnten alle beanspruchten Flächen in der vorgesehenen Zeit in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden“, sagt Sprecherin Lisa Nohl. Die Rekultivierung und Wiederherstellung aller durch den Bau der Ferngasleitung in Anspruch genommenen Flächen und Wirtschaftswege sei damit abgeschlossen. Das hätten „routinemäßige Kontrollen ergeben“, ergänzt sie.
Punktuell soll es schnell gegangen sein
Als Beispiel für die gelungene Rekultivierung der Landschaft preist NETG den Bereich Opladen: „Hier war von den Baumaßnahmen bereits nach kurzer Zeit nichts mehr zu sehen.“ Auch die Rohrlagerplätze, auf denen es naturgemäß besonders wüst aussah, „konnten in ihrem ursprünglichen Zustand an die Eigentümer zurückgegeben werden“, so Nohl. Selbstverständlich habe man bei der Rekultivierung von Äckern und Wiesen darauf geachtet, „dass die einzelnen Bodenschichten ihre ökologische Funktion wieder erfüllen können“. Damit stehe deren erneuter landwirtschaftlicher Nutzung „nichts mehr im Wege“.
„Die ehemals beanspruchten Flächen zu rekultivieren war uns und allen Beteiligten ein wichtiges Anliegen und impliziert den letzten Meilenstein für die erfolgreiche Durchführung unseres Projekts“, bilanziert Projektleiter Abert.
Zwischendurch gab es allerdings erhebliche Pannen. Die größten Auswirkungen hatte der misslungene Durchstich für die Erdgas-Pipeline unter der A 3 bei Opladen. Dort wellte sich die Fahrbahn deutlich, nachdem die belgische Baufirma versucht hatte, die 90 Zentimeter dicken Rohre Richtung Osten zu führen. In der Folge mussten Fahrstreifen über Wochen gesperrt werden.
Ärger um die Trassenführung gab es vor allem in der Waldsiedlung. Nachdem bekannt geworden war, dass die Leitung in geringem Abstand an der Waldschule vorbeigeführt wird, regte sich Protest, vor allem von Eltern. Als dann Waldarbeiter in diesen Bereich Bäume abholzten, gab es erneut Stress: Weil sie nicht genügend auf die Sicherheit geachtet hatten, stoppte die Stadt die Rodung.
Auch mit Landwirten hatte NETG immer wieder Auseinandersetzungen. Meist ging es um die Höhe der Entschädigung für die Nutzung ihrer Böden. Auch beim katastrophalen Hochwasser Mitte Juli 2021 spielte die Pipeline eine Rolle, und zwar in Hummelsheim. Dort hatten die Leitungsbauer zuvor Erdwälle aufgeschüttet. Die lenkten die Wassermassen in die falsche Richtung und brachten Anwohner in Not.
Zwischendurch hatte sich dann sogar die Sinnfrage gestellt: Der Bau der neuen Pipeline war als unabdingbar dargestellt worden, um das vor allem auf niederländischen Gasfeldern L-Erdgas durch solches mit höherer Energiedichte zu ersetzen. Als Lieferant für H-Gas war indes ursprünglich Russland im Gespräch. Das Land kommt indes nach seinem Angriff auf die Ukraine auf keinen Fall mehr in Frage. Überhaupt steht hinter Gas als Energieträger inzwischen ein sehr großes Fragezeichen. Der Stoff wird allenfalls noch als Übergangslösung wahrgenommen. Allerdings wird inzwischen ein anderer Lieferant für H-Gas genannt: Norwegen. Damit hätte die aufwendig um die Stadt verlegte neue Leitung doch noch ihre Existenzberechtigung.