Leverkusen – Natürlich hat Karl Lauterbach auch am Freitag einen Stand in der Wiesdorfer Fußgängerzone aufbauen lassen und für sich und seine SPD geworben. Der Mann, der seit 16 Jahren Leverkusen und den Norden des rechtsrheinischen Köln im Bundestag vertritt, ist ein unermüdlicher Wahlkämpfer. Musste er schon immer sein, denn die Genossen haben den Professor noch nie so auf der Landesliste abgesichert, dass er den Sieg im Wahlkreis 101 nicht gebraucht hätte. Daran hat auch Lauterbachs auf ein Allzeithoch gestiegener Bekanntheitsgrad nichts geändert.
Mit Stand Freitag, 12.30 Uhr, konnte der SPD-Mann bei 37.565 Wählerinnen oder Wählern nichts mehr ausrichten: Denn sie haben schon per Brief abgestimmt. Das sind knapp 32,8 Prozent der 114.601 Wahlberechtigten in der Stadt – im Kölner Teil dürfen 94.296 Menschen ihre Stimme abgeben. Betrachtet man die Zahl der schon ausgestellten Wahlscheine, dann dürften es noch einige mehr werden: 41.275 hatte die Stadtverwaltung am Freitagmittag auf den Weg gebracht. Das sind rund 15.000 mehr als bei der Wahl zum Bundestag im September 2017. Bis Sonntagabend haben die letzten Briefwähler noch Zeit, ihre Zettel abzugeben. Natürlich nur bis 18 Uhr, wenn auch die 108 Wahllokale in der Stadt schließen. Am Sonntag müssen Briefwähler ins Rathaus gehen – das Bürgerbüro in der Hauptstraße 105 hat am Freitag um 18 Uhr seine Pforten erst einmal geschlossen.
Ein Team für jeden Briefwahlbezirk
Der absehbare Rekord an Briefwählern hat die Stadtverwaltung veranlasst, wesentlich mehr Personal abzustellen: Für jeden der 26 Briefwahlbezirke gibt es jetzt ein acht- bis neunköpfiges Team. Denn beim ersten Urnengang unter Pandemie-Bedingungen – das war die Kommunalwahl am 13. September 2020 – hatte sich gezeigt, dass die Wahlhelfer nicht mit dem Zählen nachkamen. Vor einem Jahr hatte die Stadtverwaltung zwölf Vollzeitkräfte für die Briefwahl abgestellt. Jetzt sind es 16. Weil auch die Einheiten drumherum vergrößert wurden, kümmern sich damit rund 50 Leute mehr um die Abwicklung der Briefwahl, erklärte jetzt Oliver Gäcke, der Leiter des Bereichs Bürger und Integration im Rathaus.
Die Wahllokale öffnen am Sonntag um 8 Uhr, 20 der 108 konnten nicht barrierefrei hergerichtet werden. Sobald die Wahl abgeschlossen ist, beginnt im Forum eine Präsentation der Ergebnisse. Ab 18 Uhr finden sich im Terrassensaal auch Politiker ein. Einlass zur Veranstaltung ist um 17.30 Uhr; wegen der Pandemie bittet die Stadtverwaltung Gäste darum, sich bis 12 Uhr am Sonntag anzumelden. Das geht mit einer E-Mail: Sitzungsdienst@stadt.leverkusen.de
Vier Wahllokale verlegt
Neben der Corona-Pandemie hat auch ein anderes Ereignis Einfluss auf den am Sonntag: Vier Wahllokale in der Stadt sind wegen des Juli-Hochwassers nicht benutzbar; die beiden Opladener Stimmbezirke 221 und 222, die sonst im DRK-Heim an der Düsseldorfer Straße angesiedelt sind, müssen umziehen: Wähler aus dem Bezirk 221 gehen ins Kolpinghaus, An Sankt Remigius 7, der Bezirk 222 wird zu einem Zelt vor dem Amtsgericht gebeten. Das Wahllokal in der Remigiusschule zieht in ein Zelt am Straßenverkehrsamt in der Haus-Vorster-Straße. Am wenigsten ändert sich noch im flutgeschädigten Lindenhof: Vor dem Jugendhaus in der Weiherstraße wird ebenfalls ein Zelt als provisorisches Wahllokal aufgebaut.
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Wie immer bei einer Wahl zum Bundestag hat man zwei Stimmen: Die Erststimme entscheidet darüber, welcher Kandidat den Wahlkreis 101 vertritt. Angetreten sind diesmal elf Personen. Mit der Zweitstimme wählt man eine Partei. Hier ist die Auswahl wesentlich größer: 27 politische Gruppierungen bewerben sich um Stimmen. Das Zweitstimmen-Ergebnis ist für die Direktkandidatinnen und -kandidaten ebenfalls bedeutsam, das dürfte vor allem für Serap Güler gelten, sofern sie nicht mehr Erststimmen bekommt als Karl Lauterbach: Die Christdemokratin ist auf der Landesliste auf Platz 8. Ob das für ein Mandat im nächsten Bundestag reicht, ist angesichts der schwachen Umfragewerte für die CDU gar nicht mehr sicher. Für die enge Vertraute von Kanzlerkandidat Armin Laschet wird der Sonntagabend womöglich noch länger spannend als für Karl Lauterbach.