Selbst Neubauten kosten noch unter 20 Euro Miete. Damit punktet die Stadt gegenüber den viel teureren Nachbarn Köln und Düsseldorf.
AnalyseWarum Leverkusen keine Bürokrise fürchtet

Klein, aber fein: Das Bürohaus „Grüner Bogen“ in Manfort wird ganz aus Holz gebaut
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Home-Office, Wirtschaftskrise, Zins-Schock: Dem Leverkusener Büromarkt dürfte das alles nach Einschätzung der Wirtschaftsförderung (WfL) und der Experten vom Dortmunder Institut für Raumforschung und Immobilienwirtschaft auf Dauer nicht viel anhaben. Das zeigt der neue Büromarktbericht für 2022, den die WfL erstmals mit den Dortmundern gemeinsam verfasst hat.
Seit 2020 habe sich zwar die Dynamik der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre, als viele Neubauten entstanden, deutlich auf ein Plus von zuletzt 7000 Quadratmeter verringert. Davor hatten die neue Covestro-Zentrale an der B 8 sowie die Unternehmenssitze von Med 360° und „Der Weidener“ einen Büroboom in der Stadt ausgelöst. Insgesamt sind gut 123.000 Quadratmeter Fläche nach 2010 gebaut worden, zwischen 2000 und 2009 waren es mit gut 137.000 sogar noch mehr.
Leverkusen: Boom in den Siebzigern
Der größte Teil der Leverkusener Büros stammt aber aus den Jahren zwischen 1970 und 1989: gut 230.000 Quadratmeter. Zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und 1969 entstanden knapp 195.000 Quadratmeter. Weitere 100.000 Quadratmeter sind noch älter. Dass sich zuletzt wenig getan hat, begründen die Experten mit den Unsicherheiten, die auch die gesamte Wirtschaft beeinträchtigt haben oder noch wirken: die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise sowie die Vollbremsung im Bausektor wegen der gestiegenen Zinsen. Voriges Jahr wurden in Leverkusen immerhin noch rund 2700 Quadratmeter Bürofläche neu errichtet.
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Hoffnung machen zahlreiche Projekte in der Bau- und Projektierungsphase, „so dass mit steigenden Baufertigstellungs- und Flächenumsatzvolumen zu rechnen ist“, heißt es im Bericht. Dabei spielt die Opladener Bahnstadt mit der „Cube Factory“ (7000 Quadratmeter) und dem Bahnhofsquartier (9350 Quadratmeter) eine Rolle. Dazu kommt IP 13 als Ergänzung von IP 11 mit 8200 Quadratmeter Fläche, der „Grüne Bogen“ von Klaus Kugelmann mit 1500 Quadratmeter im ersten Bauabschnitt sowie „Level up“ (6500 Quadratmeter) im Innovationspark.
Nahezu 50.000 Quadratmeter in Wiesdorf
In Wiesdorf wird die City einerseits zum Chempark hin mit dem „Loft Office“ an der Breidenbachstraße (8000) und dem Montanusquartier von Gernot Paeschke (gut 20.000 Quadratmeter) abgerundet. Fast genauso viel sollen auf dereinst auf dem Postgelände entstehen. Weil zuletzt kaum gebaut wurde, seien seit 2021 so gut wie keine neuen Flächen dazu gekommen. Die Zahl der Bürobeschäftigten sei jedoch seit 2021 um 371 auf 31.114 gestiegen. Ein Beleg auch für steigende Nachfrage. Derzeit äußert sie sich in einer Leerstandsquote von nur 2,3 Prozent. Sie sei niedriger als in den Metropolen Köln (2,7), vor allem aber in Düsseldorf, wo zuletzt 7,3 Prozent der Büroimmobilien leer standen.
Die Mietpreise in Leverkusen liegen indes deutlich unter denen der beiden Rhein-Metropolen: Zwar hätten hochwertige Neubauten, die seit 2018 vor allem im Manforter Innovationspark und in der Neuen Bahnstadt Opladen entstanden, einen deutlichen Anstieg der Spitzen- und damit auch der Durchschnittsmieten bewirkt: Aber mit 18,50 Euro pro Quadratmeter liege sie weiterhin deutlich unter den Spitzenmieten der Nachbarn Köln (27) und Düsseldorf (28,5 Euro pro Quadratmeter). Im Schnitt zahlen Büromieter in Citylagen 10,70 Euro.
Die weitaus meisten Büros – insgesamt gibt es in der Stadt 868.586 Quadratmeter – befinden sich unter dem Bayer-Kreuz: 330.000 Quadratmeter. Es folgt Opladen, was nicht nur an der Neuen Bahnstadt liegt, sondern auch an vielen Flächen in der Fixheide. In Wiesdorf liegen rund 140.000 Quadratmeter Bürofläche, im Manforter Innovationspark etwa 75.000. Auch rund ums Klinikum gibt es viele Büros, außerdem in Bürrig am Overfeldweg und an der Reuschenberger Mühle.