AboAbonnieren

Erstwähler aus Leverkusen„Endlich kann man mitbestimmen, was in dem Land los ist“

Lesezeit 5 Minuten
Der Wahlkampf hat begonnen, das ist auch in der Wiesdorfer Fußgängerzone sichtbar.

Der Wahlkampf hat begonnen, das ist auch in der Wiesdorfer Fußgängerzone sichtbar.

Zwei Erstwähler erzählen, wo sie sich über Politik informieren, ob sie schonmal an einem Wahlkampfstand stehen geblieben sind und ob wählen zu gehen heutzutage noch wichtig ist.

Wie habt ihr von den Ereignissen am 6. November, vom Bruch der Ampelkoalition, erfahren?

Jan Broll: Durch die Standardmedien, zum Beispiel Radio Leverkusen. Welt und Ntv gucke ich immer auf Youtube abends.

Louisa Kolk: Zuerst habe ich das bei Google gesehen, dann vielleicht auch durch meine Eltern? Ganz genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern.

Welche Gedanken sind euch dabei durch den Kopf gegangen?

Louisa Kolk: Groß gedacht hab ich mir dabei nichts, ich glaube, damals war ich mir der Folgen noch gar nicht bewusst.

Jan Broll: Ich hab es erstmal einfach nur zur Kenntnis genommen.

Wie informiert ihr euch grundsätzlich über aktuelle Ereignisse?

Jan Broll: Ich schau fast jeden Abend Youtube und gucke, was in der Welt so los ist.

Louisa Kolk: Das meiste erfahre ich durch den Tagesschau-Instagram-Account. Was jetzt die Wahl angeht, hab ich auch etwas auf Youtube geschaut.

Fernsehen guckt keiner mehr heutzutage?

Jan Broll: Ab und zu.

Louisa Kolk: Eigentlich nicht.

Geht ihr im Februar wählen?

Jan Broll: Ja.

Louisa Kolk: Auf jeden Fall. Ich weiß noch nicht, ob ich zu dem Zeitpunkt in Deutschland sein werde, dann mache ich Briefwahl.

Ist das etwas Besonderes für euch, etwas Spannendes? Oder sagt ihr: Na ja, wenn man 18 wird, bekommt man das Recht und gut ist?

Jan Broll: Ich würd sagen, das ist schon etwas Besonderes, da kann man endlich mitbestimmen, was in dem Land los ist.

Louisa Kolk: Ich schließe mich an. Vor allem jetzt, wo es politisch so unruhig ist, empfinde ich, dass es einen noch höheren Wert hat als vorher.

Habt ihr euch speziell zu Parteien oder Direktkandidaten informiert?

Jan Broll: Ich hab mich bei zwei Parteien schon etwas mehr eingelesen, auch bei deren Kandidaten.

Darf ich fragen, welche das sind?

Jan Broll: CDU und SPD, also die „Altparteien“.

Louisa Kolk: Zu den Kanzlerkandidaten hab ich auf Youtube ein Video geguckt, von „Mr. Wissen to go“ (Angebot von ARD und ZDF, Anm. d. Red.), das fand ich gut, da wurden alle Kandidaten relativ neutral vorgestellt: Punkte, die für sie sprechen, aber auch, was Kritiker sagen. Grob weiß ich, was im Wahlprogramm der meisten Parteien steht, darüber hinaus habe ich mich noch nicht so intensiv informiert.

Welche Themen sind euch besonders wichtig?

Louisa Kolk: Das Thema Umwelt. Für meine eigene Zukunft ist das wichtig, dass sich etwas verändert. Und auch, dass Mietpreise bezahlbar bleiben. Generell, dass die Zukunft unserer Generation gesichert ist.

Jan Broll: Klimawandel und Mietpreise halte ich auch für wichtig. Und Innere Sicherheit, da sollte man etwas verschärfen. Auch das Thema Kriminalitätsbekämpfung sollte wichtiger werden.

Glaubt ihr, dass die Themen, die euch wichtig sind, auch die Mehrheit der Deutschen umtreibt?

Jan Broll: Ich denke, dass beim Thema Klimawandel und den Mietpreisen auch andere Menschen zustimmen. Ich glaube aber, dass viele auch das Thema Flüchtlinge beschäftigt.

Auf welchen sozialen Netzwerken seid ihr grundsätzlich unterwegs?

Louisa Kolk: Viel auf Instagram.

Was ist mit Facebook?

Louisa Kolk: Das benutzt keiner mehr aktiv, den ich kenne. Ich bin auch auf Tiktok, aber ich glaube, die meisten seriösen Informationen habe ich schon von Instagram, zum Beispiel hat auch das ZDF dort einen Account. Bei Tiktok suche ich nicht aktiv nach politischen Inhalten. Auf Instagram folge ich den Accounts direkt.

Jan Broll: Ich bin viel auf Youtube, aber ich lese auch online, auch mal den „Kölner Stadt-Anzeiger“. Instagram und Tiktok nutze ich nur privat, nicht für Politisches oder Nachrichten. Bei Facebook bin ich auch noch manchmal.

Erstwähler Louisa Kolk und Jan Broll im Gespräch mit Agatha Mazur.

Erstwähler Louisa Kolk und Jan Broll im Gespräch mit Agatha Mazur.

Es gibt ja auch noch den guten alten Wahlkampfstand, an dem man sich informieren könnte. Seid ihr jemals an einem stehengeblieben?

Jan Broll und Louisa Kolk: Nein. (schmunzeln)

Wart ihr schonmal Wahlhelfer?

Jan Broll: Ja, letztes Jahr bei der Europawahl.

Und überlegst du, das noch mal zu machen?

Jan Broll: Nein, das ist schon viel Arbeit. Den ganzen Tag da sitzen, Stimmen auszählen, dann nochmal neu zählen, wenn man sich verzählt hat, das zieht sich alles. Ich fand es aber trotzdem gut, dass ich es gemacht habe, es war eine Erfahrung.

Wie denkt ihr grundsätzlich über Demokratie, gerade nach dem Sturm auf das Kapitol in den USA und auf den Berliner Reichstag vor einigen Jahren. Ist Demokratie selbstverständlich?

Jan Broll: Ich finde Demokratie wichtig, dass alle mitbestimmen können. Jeder kann sich miteinbringen.

Louisa Kolk: Das würde ich auch sagen.

Kann man sich als junger Mensch vorstellen, dass Leute früher für Demokratie gekämpft haben und auf die Straße gegangen sind?

Louisa Kolk: So ganz realistisch kann man sich das nicht vorstellen. Aber dadurch, dass es diese Anstrengungen in anderen Ländern auf der Welt noch gibt, wird es etwas realer.


Jan Broll, 18 Jahre, aus Schlebusch, geht aufs Geschwister-Scholl-Berufskolleg und macht bald sein Abitur, er möchte gern zur Polizei gehen und ist bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.

Louisa Kolk, 18 Jahre, aus Bergisch Neukirchen, hat vergangenes Jahr auf dem Landrat-Lucas-Gymnasium ihr Abitur gemacht und möchte Medienwirtschaft und Journalismus studieren. Zurzeit macht sie ein Praktikum beim „Leverkusener Anzeiger“.