Seit der Explosion in der Sondermüllverbrennungsanlage sind die Sinne vieler Bürriger extrem geschärft
Harmlos, Quelle unbekanntWeiße Flocken rieseln in Leverkusen-Bürrig nieder
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Benjamin Roth mit einer Probe der weißen Flöckchen, die auch am Bendenweg niedergingen. Sie stellen sich als kleinste Styrol-Teilchen heraus, in Bürrig machte man sich Sorgen.
Copyright: Ralf Krieger
Wenn in Bürrig am Bendenweg an einem der heißesten Tage des Jahres weiße Flöckchen niedergehen, dann ist garantiert, dass das Aufmerksamkeit erzeugt. Besonders seit der Explosion in der Sondermüllverbrennungsanlage sind die Sinne vieler Bürriger extrem geschärft, wenn es um Gerüche und Niederschläge geht, denn damals lagen dicke schwarze Rußflocken im Stadtviertel.
Am Freitagabend fanden sich auf Autos und in Gärten am Bendenweg kleine, etwa Linsen-große, weiße Flocken, die sofort in Einzelpartikel zerfallen, wenn man sie anfasst. Weil man in Bürrig am Freitag eine Geruchsbelästigung wahrgenommen hatte, wurden die Leverkusener Feuerwehr und Currenta alarmiert, die am Samstagmorgen nach Bürrig kamen, um Proben zu nehmen.
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Weiße Flöckchen auf einem Auto in Bürrig, im Hintergrund die Kirche
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Laut Analyse in den Labors von Currenta kommen die Teilchen weder aus der Sondermüllverbrennungsanlage, noch vom Deponieberg. Es soll sich um kleinste Styrol-Partikel handeln, die zu Flocken zusammengeballt sind. Das teilte ein Unternehmenssprecher mit. Damit könne er auch ausschließen, dass der Ursprung der Teilchen bei Currenta liege, denn man verarbeite dieses Material zurzeit nicht. Das Material könnte vielleicht bei einer Sprühisolierung in die Umwelt gelangt sein, sagte er. Fundorte meldeten Nachbarn an der Pastor-Louis-Straße, am Benden- und am Rüttersweg und in der Kleingartenanlage Feierabend.
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Zum Vergleich: ein Tennisball in halber Größe.
Copyright: Ralf Krieger
Die Flocken bestehen also aus kleinsten Kunststoffteilchen und sind so erstmal nicht als giftig zu bezeichnen, in der Umwelt haben sie allerdings nichts zu suchen. Dem Bürriger Benjamin Roth fehlt eindeutig eine gute Informationskultur der Behörden. Die Teilchen seien schon am Freitag gesichtet worden, am Samstag seien Feuerwehr und Currenta-Mitarbeiter nach Bürrig herausgekommen. Er fragt: Wieso werde nicht im ersten Schritt die Bevölkerung darauf hingewiesen, auf die Flöckchen zu achten und zu melden, auch um ein Gefühl für den Radius zu bekommen? Dann habe bis Dienstag niemand eine Warnung oder eine Entwarnung erhalten, auch nicht die Nachbarn, die der Feuerwehr das Auftauchen der Flöckchen gemeldet hatten. „Einige Leute hier haben Swimmingpools im Garten, in denen Babys baden.“
Das sei kein funktionierendes System, befindet er. Dass Informationen von Currenta nach Bürrig allenfalls durchsickerten, könne nicht befriedigen, so Roth. So käme es in den letzten Monaten wieder zu teils heftigen Geruchsbelästigungen mit unterschiedlichen Geruchsnoten: Weil klare Informationen fehlten, werde in Bürrig über die Gründe spekuliert.