Expertinnen zeigten im Katholischen Bildungswerk Leverkusen ihre Ideen auf.
DiskussionsrundeWie die Stadt Leverkusen dem Kita-Notstand beikommen könnte
Mehr als 1000 Kita-Plätze fehlen in Leverkusen, Betreuungszeiten müssen gekürzt werden, Kita-Neueröffnungen verzögern sich, weil das Personal fehlt. Die Kita-Lage auch in Leverkusen ist dramatisch. Der Frauenring Leverkusen hatte jetzt eine Podiumsdiskussion organisiert, in der es darum gehen sollte, pragmatische Lösungen gegen den Kita-Notstand zu finden.
Die Expertinnen auf der Bühne im Katholischen Bildungsforum: Kitaleiterin Ute Seibertz-Waldecker, Sabine Höring von der Familienbildung, Tünde Licz-Egharevba, Mitgründerin der Großtagespflege „KintaWelt“ und Roswitha Kneip vom Frauenring Leverkusen, dazu kamen weitere Gäste. Kaya Seliger von Radio Leverkusen moderierte die Diskussion.
Leverkusen: Zu wenig Plätze für dreijährige Kinder
Die Anwesenden skizzierten die Lage: Weil die Kitas nur eine begrenzte Zahl an Dreijährigen aufnehmen dürften, bekämen einige Kinder keinen Platz. Wie viele Ü- und U-Drei-Kinder eine Kindertagesstätte aufnehmen darf, ist genau festgelegt. Davon hänge dann auch ab, wie viel Geld in den jeweiligen Träger fließe.
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Großtagespflegen könnten die Situation entzerren, wenn die Fachkräfte dort auch Kinder betreuen dürften, die älter als drei Jahre sind, so die Meinung der Expertinnen. Denn das sei bisher nicht so, egal, ob die Tagespflegekraft fünf Kinder zu Hause oder neun Kinder in extra angemieteten Räumen betreue.
Stadt trägt Teilkosten der Tagespflegekurs
In Leverkusen hätten einige Erzieherinnen ihren Job in den Kitas bereits aufgegeben, weil sie überlastet seien, möglicherweise könnten sie in der Tagespflege wieder einsteigen, heißt es in der Diskussion. Dafür müssten Erzieherinnen eine rechts- und betriebswirtschaftliche Weiterbildung in 80 Stunden absolvieren. Als Tagespflegekräfte wären sie selbstständig. Eine weitere Möglichkeit, Personal in der Tagespflege zu gewinnen, wäre die Vorfinanzierung des zu absolvierenden Kurses. Der kostet über 3200 Euro.
Zwar unterstützt die Stadt Leverkusen, indem sie über rund 2600 Euro zurückerstattet (2000 € nach Beginn der Tätigkeit, 600 € nach zwei Jahren Tätigkeit in Leverkusen), aber die Absolventen und Absolventinnen müssen erst in Vorleistung treten. Eine weitere Chance, Fachkräfte zu gewinnen, könnten mehr PIA-Auszubildene sein. Das sind Kräfte einer praxisintegrierten Ausbildung. Die Auszubildenden arbeiten drei Tage in einer Kita und gehen zwei Tage zur Schule.
Azubis ständen sofort zur Verfügung
In diesem Jahr habe es in Leverkusen mehr als 100 Interessentinnen und Interessenten gegeben, finanziert habe die Stadt 18. In den Einrichtungen fielen neben der pädagogischen und pflegerischen Arbeit am und mit dem Kind auch viele organisatorische Aufgaben an. In der akuten Phase der Corona-Pandemie finanzierte der Bund sogenannte Alltagshelfer, die beim Desinfizieren, Putzen oder in der Küche halfen. Diese Arbeiten dürfen auch von nicht-pädagogischem Personal ausgeführt werden.
Sie wären eine große Entlastung für die Kita-Kräfte. Ehrenamtler könnten den Kindern auch vorlesen. Gerade diese Tätigkeit sei eine der wichtigsten Tätigkeiten, um die Kinder bei ihrem Spracherwerb zu unterstützen. In einer Gruppe oder Kita, in der das Personal im Notbetreuungsmodus läuft, bleibe jedoch dafür viel zu wenig Zeit.
Eine Kitaleitung erzählte, dass in ihrer Einrichtung eine Kollegin, die inzwischen in Rente ist, auf Minijobbasis die Randstunden mitbetreut, was für die anderen eine große Entlastung bedeute. „In unserer Kita schließen wir aktuell täglich eine halbe Stunde früher“, berichtet die Leitung weiter. Es ist nicht viel, aber es entlastet die chronisch unterbesetzte Belegschaft.
Langfristig gesehen müsse der Fokus darauf liegen, Nachwuchs zu finden, möglicherweise auch mit ungewöhnlichen Mitteln. Der Frauenring will nun Anträge bei der Stadt Leverkusen stellen, um die Ideen der PIA-Azubis und Azubinen sowie die Optimierung der Tagespflegemöglichkeiten so schnell wie möglich anzuschieben.