Leverkusen – Wer mit dem Bus fährt, hat es nun wieder besser. Wer den Bus fährt, noch nicht: Der Sanitär- und Aufenthaltsraum für die Fahrer gehört zu den Bereichen, die noch mit Flatterband abgesperrt sind am neuen Busbahnhof in Wiesdorf. Das könnte noch zwei Monate so bleiben, schätzt Wolfgang Herwig am Dienstag. Der Chef der Technischen Betriebe Leverkusen ist vorsichtig bei dieser Baustelle. Die städtischen Tiefbauer hatten schon weniger komplexe Aufgaben zu koordinieren. Und Projekte, die reibungsloser über die Bühne gingen und auch nicht so stark beachtet wurden.
Zweieinhalb Jahre lang mussten im Schnitt 10.000 Busnutzer täglich lange Umwege in Kauf nehmen. Die Unbequemlichkeit war aber nur eines der Probleme. Die Kosten allein für das Dach sind erheblich höher, aus 2,1 rund 3,6 Millionen Euro geworden. Diesen Ansatz werde man aber halten können, sagt Herwig auf dem Festakt am Bahnhof. Das Problem: Nachdem sich die Brandschutz-Ingenieure mit der spektakulären und sehr filigran anmutenden Dachkonstruktion des Architekten Burkhard Pahl auseinander gesetzt hatten, konnte die leichte Bauweise nicht so bleiben. Die Stützen aus Stahl mussten stärker werden, ebenso die Fundamente.
Zahlen
1500 Busse fahren jeden Tag die Station in Wiesdorf an. 21 Linien verkehren dort, zehn Bussteige sind durch das Dach in der Mitte geschützt.
An den Baukosten von knapp 8,6 Millionen Euro beteiligte sich der Nahverkehr Rheinland mit vier, Land und Bund mit weiteren 2,8 Millionen Euro.
Die neue Verkehrsanordnung mit zehn Buskaps am überdachten Mittelbahnsteig hat erhebliche Vorteile: Weil die Busse nicht mehr in großen Schleifen um die Haltestellen herumfahren müssen, werden allein dort 120 000 Kilometer gespart. (tk)
Auch sonst wurden beim Bau immer wieder die Ziele verfehlt. Die Firmen erfüllten Fristen nicht – die Einweihung der Station, an der sich 21 Buslinien kreuzen, erfolgt Wochen nach dem Fahrplanwechsel. Deshalb ist das Fest für Andrea Deppe ein Anlass, „tief durchzuatmen“. Die Baudezernentin hatte für den neuen Busbahnhof sehr viel Kritik geerntet, spätestens seit klar war, was das extravagante Dach kosten wird.
Es ist 18.000 Quadratmeter groß, seine weiße Haut musste sehr aufwendig verspannt werden. Ingenieure schnalzen mit der Zunge, Buchhaltern graut unter anderem vor den Folgekosten: Ob die Haut 15, 20 oder 25 Jahre hält, lässt sich nicht abschätzen: Vergleichbare Konstruktionen gibt es nicht.
Holger Fritsch vom Nahverkehr Rheinland findet den Hingucker allerdings gut. Für den Mann, der Busse und Bahnen in der Region fahren lässt, ist so ein aufwendiger Bau Symbol für die größere Bedeutung des öffentlichen Verkehrssektors. Dass der bei den Städten bestens aufgehoben ist, betont der Oberbürgermeister. Uwe Richrath lobt die Wupsi als „starken Partner“ bei der Verkehrswende. Für die sei der Busbahnhof ein sehr wichtiger Baustein – wenn auch nur einer von weiteren, die noch folgen. Denn das Bauwerk mit dem 114 Meter langen und 18 Meter breiten Mittelbussteig, an dem allein zehn Haltebuchten liegen, wirkt noch wie eine Insel.
In Zukunft autofrei
Im Osten liegt die Bahn-Baustelle für das weitere RRX-Gleis, das den Knoten Leverkusen-Mitte weiter aufwerten soll – obwohl auch in Zukunft fast kein Fernzug in der Großstadt hält. Im Süden hat der Investor Gerd Esser auf dem Postgelände Großes vor. Weil dort auch eine neue Verbindungsstraße zum Europaring gebaut werden soll, ist das Projekt für den Busbahnhof wichtig. Am Ende soll dort nämlich kein Auto mehr fahren – es sei denn, es ist ein Taxi. Derzeit können noch alle vom neuen Kreisel auf der Rathenaustraße profitieren. Auch der gehörte zu dem umfangreichen Programm, das die TBL abarbeiten mussten. Und von dem noch Reste bleiben.