Leverkusener CannabisplantagenFinanzermittler finden Hinweise auf illegale Geschäfte
Leverkusen – Handelt es sich um Plantagen für den Drogendeal oder den Eigenbedarf? Es ist eine der Grundfragen des Prozesses am Kölner Landgericht gegen zwei Leverkusener. Die Polizei fand in den jeweiligen Wohnungen hunderte Pflanzen. Am fünften Prozesstag sagten nun Polizeibeamte über die Finanzermittlung aus.
„Es ist alles sehr dubios“, meint der Hauptverantwortliche über die Finanzen und mutmaßlichen Geschäfte von Serkan R. Bei einer Durchsuchung von dessen Wohnung in der Hardenbergstraße wurden 30000 Euro Bargeld gefunden. Daraufhin wurde eine Finanzermittlung angeordnet. Es sollte überprüft werden, ob das Geld legaler Herkunft ist oder aus Drogengeschäften stammen könnte.
Bargeldströme zogen Aufmerksamkeit auf sich
Dafür wurde zunächst sein Bankkonto für den Zeitraum März bis Juli 2021 überprüft. Während legale Einkünfte von einem Familienprozess und Gehalt nachvollzogen werden konnten, seien Bargeldein- und auszahlungen auffällig gewesen. So habe R. in dem untersuchten Zeitraum von drei Monaten insgesamt 17.000 Euro eingezahlt. An manchen Tagen habe er die gleiche Summe abgehoben, die er zuvor eingezahlt hatte.
Was mit dem Bargeld passiert ist, könne man nie sagen, meint einer der zuständigen Beamten. Allerdings sei es typisch für die Drogenszene, mit Bargeld zu arbeiten. Eben weil die Geschäfte so nicht nachvollzogen werden können.
Durch die Kontoüberprüfung konnte zudem festgestellt werden, dass R. ein Schließfach hatte. Auf Frage der Polizei gab Serkan R. den Beamten den Schlüssel. Sie fanden dort weitere 3000 Euro. Woher das ganze Bargeld stammt, ist die große Frage.
Serkan R. hatte Auto mit falschem Kennzeichen in Garage
Eine mögliche Antwort gab R. selbst und zeigte den Polizisten Verträge über von ihm verkaufte Autos für insgesamt 21.000 Euro. Er hatte bereits im Laufe des Prozesses angegeben, dass er Unfallautos kaufe, diese repariere und dann wieder verkaufe. Die Verträge waren für einen Mercedes und einen Mustang, die dann auch in seiner Garage gefunden wurden.
Bei dem Mustang sei der gesamte Innenraum sowie die Reifen ausgebaut gewesen. Er habe aber eine neue Lackierung gehabt. Der Mercedes wiederum habe verstaubt daneben gestanden und ein Kennzeichen gehabt, auf das ein anderes Fahrzeug gemeldet war. Der Zeuge wunderte sich darüber, dass Kunden die Autos bar bezahlt hatten, obwohl die Fahrzeuge nicht ansatzweise fertig waren. Ob es sich bei dem gefundenen Bargeld um die Bezahlung der Autos handelt oder nicht, kann nicht nachgewiesen werden.
Psychologisches Gutachten über Henriko M. ist sehr positiv
Bei dem Angeklagten Henriko M. sollte ebenfalls eine Finanzermittlung durchgeführt werden. Allerdings hatte er zu dem Zeitpunkt kein Bankkonto, weshalb nichts überprüft werden konnte. Auch das lässt wieder Interpretationsspielraum für Kammer, Staatsanwaltschaft und Verteidiger.
Was sich jedoch positiv auf das Urteil von M. auswirken könnte, ist ein psychologisches Gutachten, das am Prozesstag vorgelesen wurde. Vorrangig ging es dabei um die Frage, ob er künftig wohl weiterhin gegen Verkehrsregeln verstoßen werde. Denn er war zusätzlich für das Autofahren ohne Führerschein angeklagt worden, was dem Cannabisprozess angefügt wurde.
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Das Gutachten geht über das Verhalten im Verkehr hinaus. Die Psychologen stellten eine positive Wandlung beim Angeklagten fest. Er sei einen neuen Weg im Leben gegangen, lebe nun abstinent, habe neue Freunde außerhalb der Drogenszene und reflektiere sein Fehlverhalten. Laut Gutachten könne von einer Beibehaltung dieser Veränderungen ausgegangen werden.