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Leverkusener starb im ZeltlagerCampingplatz wird nach Katastrophe erneut begutachtet

Lesezeit 3 Minuten

Alles wurde 2018 zerstört auf dem Platz der Jugendförderung St. Antonius. Allein für den Verein betrage der Sachschaden bis zu 700.000 Euro.

Leverkusen/Saint Julien de Peyrolas – Im August ist es vier Jahre her, dass eine verheerende Flutwelle in Südfrankreich den Campingplatz des Vereins „Jugendförderung Sankt Antonius“ verwüstete. Ein Mann kam damals ums Leben. Die Prozesse der französischen Justiz sind noch immer nicht abgeschlossen. Jetzt muss der Zeltlager-Chef Michael Prenzlow erneut auf den vereinseigenen Platz an der Ardèche reisen, weil es vor Ort einen Gerichtstermin gibt.

Dieses Mal geht es um den Nachbarn. Besser gesagt, um einen Damm, den mutmaßlich der Mann, ein ehemaliger stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde, im Jahr vor der Flut angeschüttet haben soll. Die Vermutung der Wiesdorfer ist, dass er sein Land damit vor einer möglichen Überschwemmung habe schützen wollen. Dieser Damm aus Schutt, Steinen und Straßenbauschutt hat nach Meinung der Sankt-Antonius-Fahrer die Flut am Vormittag des 9. August 2018 auf ihrem Campingplatz erst richtig angestaut, bis alles tief im Wasser stand.

Der Damm wurde vor der Flut gut dokumentiert

Dann, so analysiert Prenzlow die Vorgänge, sei der Damm gebrochen. Wie in einem Becken, in dem plötzlich der Stöpsel gezogen wird, habe das schnell abfließende Wasser viele Gegenstände und das Material vom Platz mit sich gerissen. Andernfalls, so glauben die Zeltlager-Leiter, wäre das Wasser langsamer abgeflossen und hätte nicht so viel vernichtet und weggezogen.

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Das St.Antonius-Ardèche-Zeltlager 2017 (Archivbild)

Der Damm wurde schon vor der Flut sehr gut dokumentiert, denn der Erbauer vom Nachbargrundstück hatte laut Prenzlow den Fehler gemacht, den Damm auf dem Grundstück der Wiesdorfer anzuschütten, weshalb man ihn anwaltlich begutachten ließ. Das Gericht will nun mit einem Gutachter vor Ort am Campingplatz der Deutschen im Dreieck zwischen den beiden Departementsstraßen D 141 und D 901 die Gegebenheiten ergründen.

antonius zeltlager vermisst

Die Region an der Ardéche war im August vor vier Jahren von heftigen Regenfällen getroffen worden. Campingplätze wurden verwüstet.

Je nachdem, wie das Gutachten ausfällt, kann eine mögliche Schadenersatzzahlung den Wiesdorfern aus ihren finanziellen Schwierigkeiten heraushelfen, mit denen sie nach der Flut und auch wegen Corona kämpfen. Der Sachschaden durch die Flut soll bei 700.000 Euro liegen.

Mitfahrer gesucht

Die nächste Fahrt des Vereins Jugendförderung Sankt Antonius Wiesdorf soll in den Großen Sommerferien auf einen Zeltplatz nach Flossenbürg in der Oberpfalz gehen. Noch gibt es nur wenige Anmeldungen.

Am 24. April wäre der in diesem Jahr an Corona verstorbene Gründervater Leo Verhülsdonk 95 jahre alt geworden. Zu seinen Ehren gibt es am Nachmittag eine kleine Feier mit Kaffee und Kuchen im Jugendhaus an der Große Kirchstraße 73. (rar)

Der Campingplatz gehört noch dem Verein, soll aber verkauft werden, sobald alle Prozesse abgeschlossen sind. Zum Zelten darf er nach einem Urteil der französischen Behörden sowieso nicht mehr verwendet werden, er muss später renaturiert werden. Eine Gruppe aus Wiesdorf wird Prenzlow begleiten, weil der Verein Jugendförderung für die Verkehrssicherung auf dem Platz verantwortlich ist. Auch sie dürfen nicht auf dem eigenen Platz campieren.

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Noch laufen die Ermittlungen der französischen Behörden gegen die beiden Leverkusener Zeltplatzleiter wegen Körperverletzung und Körperverletzung mit Todesfolge; Michael Prenzlows und Jörg Essers Anwältin wartet in der Sache auf Akteneinsicht. Während der Flut war ein 66-jähriger Mann ums Leben gekommen, etwa 20 Personen wurden verletzt. In der Sache strengt die deutsche Justiz ein sogenanntes Spiegelverfahren gegen Esser und Prenzlow an; hier wartet man aber erst das französische Urteil ab.

Rettungskräfte arbeiteten sich durch die Trümmer.

Ein anderes Verfahren hatte sich recht schnell erledigt: Eine erste Anzeige konnten die Wiesdorfer abwenden. Jemand hatte auf einem der Trümmerbilder viele rote Bayer-Räder gesichtet, eine Firma aus dem Chempark erstattete Anzeige. Tatsächlich stammen die Räder ursprünglich wirklich aus dem Werk – dort hatte man sie allerdings aussortiert. Ein Fahrradhändler hatte sie an die Wiesdorfer vermittelt.