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Leverkusens größter ZugViele Puzzleteile ergeben den längsten  Schlebuscher Zoch

Lesezeit 4 Minuten
Menschen auf Karnevalszug

Die Waldschule ergibt als großes Puzzle ein Ganzes.

Durch einen medizinischen Notfall stand der Schlebuscher Schul- und Veedelszoch eine Weile lang.

Was ist das Wahrzeichen von Schlebusch? Die Villa Wuppermann ist häufig zu sehen, die Torbogen-Skulptur am Lindenplatz und gelegentlich auch das Schloss Morsbroich, das gerne aus Alkenrath eingemeindet wird. Ganz klar vorne bei der bildlichen Umsetzung des Schlebuscher Mottos „Gemeinsam jeck in unserem Veedel“: Die beiden charakteristischen Türme der Kirche St. Andreas. Sie prangen auf Wagen und Hüten.

Menschen auf Karnevalszug

Der Nachwuchs geht voraus: Die Schlebuscher Pänz

Wie stellt man „gemeinsam jeck“ dar? Auf jeden Fall mit ganz viel Farbe, wie es vor allem die Grundschulen zeigen: Die Kinder und Erwachsenen der GGS Morsbroicher Straße sind über und über mit bunten Pompons bestückt, die Thomas-Morus-Schule zeigt mit bunten Handabdrücken auf den Umhängen, dass sie Hand-in-Hand feiern.

Menschen auf Karnevalszug

Hand -in-Hand: Die Thomas-Morus Schule in Schlebusch

94 Fußgänger stark ist die Gruppe der KGS Gezelinschule, die ihr Veedel mit bunten Blumen „blöhe“ lassen. Auf dem Kopf tragen die meisten Erwachsenen – natürlich – ein Abbild von St. Andreas. Viele der Kinder aber tragen die historische Fassade ihres Schulgebäudes durch die Stadt. Möglicherweise ist es die letzte Chance: Ab dem Frühjahr soll der Neubau der Schule starten, dem auch das charakteristische alte Gebäude zum Opfer fallen wird.

Menschen im Karnevalszug

Die Kirche St. Andreas oder die Gezelinschule auf dem Kopf

Die mit Abstand größte Gruppe stellt erneut die Waldschule: 148 Kinder, Eltern und Mitarbeitende der Schulgemeinschaft ziehen als bunte Puzzleteile von der Reuterstraße durch die Fußgängerzone bis zur Zugauflösung an der Morsbroicher Straße. Durchaus politisch kann das Motto gelesen werden: „Jemeinsam un' jeck sin mir en Janzes“. Ein Schild erklärt, wie die Puzzleteile zusammen passen: „Wir sind wie Konfetti – alle Farben, außer braun.“

Menschen auf Karnevalszug

Die KG Bullenwiese kam direkt aus dem Weltall nach Schlebusch

Das Besondere am Schlebuscher Zug: Neben der veranstaltenden Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß Schlebusch ziehen auch viele Freundes- und Nachbarschaftsgruppen durch die Stadt: Die Schlibijer Brauchtumsfründe als Flamingos vom Oulu-See, die KG Bullenwiese kommt aus dem Weltall, „Ökumene and Friends“ rund um Rudolf Müller als Tortenstücke mit Stadtteilnamen drauf und Sahnehäubchen auf dem Kopf. Das süße Stück vom Veedel eben.

Menschen im Karnevalszug

St. Andreas auf dem Hut, Schlebusch im Herz: die Feundesgruppe "Spaß an d´r Freud"

Dass die letzten Wagen des 36. Schlebuscher Schull- und Veedelszoch erst nach dreieinhalb Stunden am Ziel ankamen, lag nicht an der durchaus beachtlichen Länge von 37 Gruppen mit fünf Musikkapellen und mehr als 1600 Teilnehmenden. Ein medizinischer Notfall hatte den Zoch aufgehalten. Ein Krankenwagen wurde an das St.-Elisabeth-Altenheim gerufen, er musste kurz vor Ankunft des Zugs durch die Fußgängerzone das Seniorenzentrum anfahren. Während des Einsatzes musste der Zug, der zu dem Zeitpunkt kurz vor dem Lindenplatz stand, angehalten werden. „Der Zug muss warten, bis der Krankenwagen wieder rausgefahren ist“, erklärt Tim Feister, Einsatzleiter der Malteser. „Das ist eine kleine Herausforderung, aber es geht bald weiter“, verspricht er den sehnsüchtig auf Kamelle wartenden Jecken.

Menschen im Karnevalszug

Bunter geht es kaum: Die GGS Morsbroicher Straße.

Menschen im Karnevalszug

Wie viele Bommel hat die Morsbroicher Schule wohl verarbeitet?

Rund 20 Minuten mussten die Tanzgruppen sich mit kleinen Darbietungen warmhalten und die Kapellen ihr Repertoire zum Besten geben, bis es weiter gehen konnte. So wurde bei manchen Gruppen gegen Ende des Zugweges auch das Wurfmaterial knapp – Kinder werden schließlich nie müde, nach Kamelle zu verlangen, ob der Zug nun steht oder nicht.

Menschen im Karnevalszug

Die Schlebuscher Tanzgarde hält sich mit Hebefiguren warm

Der Vorfall aber zeigt: Das Sicherheitskonzept funktioniert. Die hilfsbedürftige Person konnte erreicht werden, obwohl der Zugweg und vor allem die immer mit Tausenden Zuschauern voll besetzte Fußgängerzone noch einmal deutlich schärfer abgeriegelt war. Ein tonnenschweres Einsatzfahrzeug des Technischen Hilfswerks versperrte zum Beispiel die nördliche Zufahrt in die Fußgängerzone – offensichtlich eine Maßnahme gegen einen möglichen Anschlagsversuch.

Zugleiter Andreas Beljan war hochzufrieden: „Wir sind langsam gegangen, um es mal wieder voll auszukosten.“ Nicht nur wegen der Notfall-Unterbrechung war es so der längste Schlebuscher Zug seit sehr langer Zeit.

Von Sorgen war an diesem trockenen und teilweise sogar sonnigen Samstag nichts zu spüren in Schlebusch - selten war Leverkusens größter Zug so fröhlich und bunt. In den Gruppen und am Straßenrand. Die Polizei schätzt die Besucherzahl auf 40.000 glückliche Jecken.


Der Karnevalssamstag verlief in Leverkusen weitgehend friedlich, nur einen Einsatz listet die Polizei Köln in ihrer Übersicht auf: Ein 30 Jahre alter Randalierer war am Samstagabend in Polizeigewahrsam genommen worden. Der aggressive Mann hatte zuvor eine Gaststätte in Schlebusch verlassen müssen. Als er dann vor dem Lokal einen unbeteiligten Mann mit einem Kopfstoß attackierte und dem erteilten Platzverweis nicht nachkam, brachten ihn die Beamten zur Ausnüchterung nach Kalk.