Über dem Eingangstor zum Museum Morsbroich hängt ein Banner, mit dem sich das Team zu den jüngsten Kriegen und Krisen positioniert.
Museum MorsbroichLeverkusener Museum ruft nach Liebe als Antwort gegen Kriege und Krisen
Die aktuelle Lage der Welt ist nicht nur besorgniserregend. Sie ist auch deprimierend und zum Verzweifeln. Zuvorderst natürlich für all jene, die von Krieg und Terror betroffen sind. 2022 waren das die Menschen in der Ukraine. Vor ein paar Wochen traf es Zivilisten in Israel nach einem Anschlag der Hamas.
Und selbst diese beiden Tragödien sind nur zwei von zahllosen weltweit. Aber: Mit dem Aufflammen von Gewalt und Hass im Nahen Osten war zuletzt auch für Jörg van den Berg, Direktor des Museums Morsbroich, ein Punkt erreicht, an dem er handeln musste und wollte. Irgendwie zumindest.
Mitarbeiter im Schloss Morsbroich verzweifeln über die Weltlage
„Ich kam hier morgens ins Schloss und sah Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Technik verzweifelt über all das, was wir täglich zu hören bekommen“, sagt er. Und diese Verzweiflung könne er nachvollziehen. „Ich habe ja einen Job mit durchaus gesellschaftlicher Relevanz. Doch selbst ich stehe manchmal morgens auf und frage mich: Wofür mache ich das alles noch? Es zerfällt ja gerade alles überall.“
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Dabei positioniert er sich gerade in Sachen Israel durchaus und mit dem Verweis auf unsere historische Verantwortung ganz unzweideutig, denn „keine seit Jahrzehnten fehlgeleitete und versagene Politik eines Staates, einer Weltgemeinschaft kann legitimieren, was die Hamas gemacht hat!“
Letztlich überlegte er sich: „Was kann derlei Ereignisse wie in Israel oder in der Ukraine oder in so vielen Teilen Afrikas verhindern oder zumindest unwahrscheinlicher machen?“ Zudem betont er: „Auch wir als Museum müssen uns positionieren und auf solche Dinge einzahlen.“
Und so setzte sich Jörg van den Berg mit der Morsbroicher Designerin zusammen und gestaltete auf der Basis der Farben, in denen auch die alle fünf Kontinente gemeinsam repräsentierenden olympischen Ringe seit jeher gehalten sind, ein Banner, das nun über dem Eingangstor zum Museum hängt.
Wer hineingeht, der liest den Spruch des jüdisch-französischen Philosophen Emmanuel Levinas „Du sollst mich nicht töten“, der stark an eines der Zehn Gebote angelehnt ist. Wer das Museum verlässt, dessen Blick fällt wiederum auf die Zeilen „Was ändert sich, wenn du nur noch aus Liebe handelst?“ Christan Jacobs, ein Mitglied der Werkstatt Morsbroich, habe diese Frage ein Jahr lang in seiner Email-Signatur mitverschickt, sagt Jörg van den Berg.
Leverkusen: Ein Statement außerhalb der Reihe
Es sei ihm dabei wichtig gewesen, quasi etwas außerhalb der Reihe zu machen – und nichts, das ins Ausstellungsprogramm des Hauses Einlass findet. Denn: „Wenn wir jetzt anfangen würden, als Kulturinstitution zu jedem aktuellen Ereignis etwas zu machen, dann könnten wir das Kuratieren gleich einstellen. Dann warten wir einfach mal ab – einen Anlass bekommen wir aktuell ja jede Woche geliefert.“
Dass dem Plakat der Vorwurf der Naivität und des Kitsches fast schon zwangsläufig innewohne, wisse er. Indes: „Ich weiß einfach nicht, was wir sonst noch tun könnten. Ich finde keine andere Antwort mehr. Wir müssen jetzt auf das Allerelementarste zurückgehen, was uns bleibt: Das eigene Glück hängt vom Glück des anderen ab.“