Leverkusen – Günther Thiel fuhr 39 Jahre lang die Profis von Bayer 04 Leverkusen im Bus durch die Fußballwelt. Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren gestorben. Bayer-Legende Ulf Kirsten erinnert sich – an sichere Fahrten und einen gut gefüllten Kühlschrank.
„Der Günther hat uns schonmal das eine oder andere Bier hinten im Bus in den Kühlschrank gestellt“, sagt der ehemalige Nationalspieler im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ und ergänzt: „Auch wenn wir keins haben durften.“ Günther Thiel, der von allen immer nur Günni genannt wurde, sei „immer sehr nett, sehr freundlich“ gewesen, sagt Kirsten, „ein angenehmer Typ“. Und dann macht Kirsten ihm das wohl beste Kompliment, das man einem Busfahrer nach 13 gemeinsamen Jahren machen kann: „Er hat uns immer sicher von A nach B gebracht.“
Ein goldenes Lenkrad von Reiner Calmund
Vor mehr als 18 Jahren ging Günther Thiels Busfahrerkarriere zu Ende. Beim Heimspiel der Saison 2003/04 gegen Bayern München überreichte ihm der damalige Manager Reiner Calmund eine Ehrenkarte für die nächste Saison – und ein goldenes Lenkrad mit dem Logo seines Vereins. Das hatte Thiel sich auch redlich verdient. Er war es, der die Werkself zum Sieg im Uefa-Cup 1988 und zum DFB-Pokalsieg 1993 kutschierte.
Dass die Werkself in Thiels Dienstzeit letztendlich immer sicher ankam, lag wohl auch am Sondertraining für Busfahrer, das Thiel mehrmals wahrnahm. Gemeinsam mit anderen Bundesliga-Chauffeuren studierte er in einem Sicherheitszentrum von Daimler regelmäßig Zielbremsungen, Rangierübungen und Ausweichmanöver ein. Auch kurz vor dem Karriereende nahm Thiel solche Gelegenheiten wahr.
Eine heikle Situation erlebte der Busfahrer 1999, als er die Mannschaft von Trainer Christoph Daum zu einem Testspiel in Hessen brachte: Der Bus rollt über den Gleisübergang vor dem Stadion-Parkplatz. Die scharfe Kurve dahinter schafft Thiel mit dem langen Bus nicht im ersten Versuch. Er muss zurücksetzen. Was dann passiert, beschrieb der „Express“ wie folgt: „Dann ein Kreischen und ein lauter Knall: Die Schranke ist auf das Heck des Busses geknallt, das Gefährt ist auf dem Bahnübergang eingeklemmt.“ Die Spieler verlassen umgehend den Bus, den Thiel schließlich doch von den Gleisen bewegt bekommt. Er berichtet später: „Ich fahre den Bayer-Bus schon seit 35 Jahren, aber so etwas ist mir noch nie passiert. Das ging einfach alles zu schnell.“
Auf dem Weg ins Trainingslager verletzt
Und manchmal ging dann noch mehr schief: 2004, es ist für Thiel die letzte Fahrt ins Trainingslager mit der Mannschaft, stürzt der Busfahrer bei der Fährüberfahrt von Barcelona nach Palma de Mallorca in der Nacht von einer Eisentreppe und zieht sich eine Platzwunde am Kopf zu. Nach der Behandlung im Krankenhaus in Palma kann Thiel aber zurückkehren zur Mannschaft.
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Immer wieder war Thiels Ruhe gefragt, um schwierige Situationen zu lösen: 2002 griffen Anhänger von Werder Bremen den Bayer-04-Bus an. „Die Verrückten haben den Bus aufgehalten und mit dicken Stangen draufgekloppt“, sagt Thiel damals. Schöner und lustiger ging es ein Jahr zuvor zu. Bayer 04 gewinnt das Auswärtsspiel beim SSV Ulm 9:1. Wiederum der „Express“ schreibt, im Mannschaftsbus sei sogar das Alkoholverbot außer Kraft gesetzt worden – und Busfahrer Günther Thiel sei sich vorgekommen „wie der Kutscher vom Spaß-Mobil“.
Bayer 04 Leverkusen gedenkt Günther Thiel nun auf der Klubwebseite und auf Twitter: „Ruhe in Frieden, Günni!“