Leverkusen – Bilder von der Überflutung hat sie schon gesehen, aber die Schäden am Ort selbst zu betrachten, beeindruckt Svenja Schulze doch deutlich. Die Bundesumweltministerin von der SPD, zurzeit gut im Bundestagswahlkampf auf Achse, ist am Montagabend nach Opladen gekommen, um sich selbst ein Bild davon zu machen, was das Starkregenereignis vom 14. Juli mit den folgenden Überflutungen auf dem Naturgut Ophoven angerichtet hat. Bei einem Rundgang informiert Einrichtungsleiter Hans-Martin Kochanek ausführlich, wie das Wasser unaufhörlich gestiegen war und alles mit sich riss, was nicht schnell genug noch in Sicherheit gebracht werden konnte.
Die Brücke neu eingesetzt
Darunter auch eine Brücke, die den zum reißenden Fluss angeschwollenen Wiembach überspannt hat. 50 Meter weit war das vier Tonnen schwere Teil mitgerissen worden – am Morgen nach dem Besuch der Ministerin ist es von einem Kran wieder neu eingesetzt worden. Kochanek, Marianne Ackermann als Vorsitzende des Fördervereins sowie Britta Demmer und Ute Rommeswinkel berichteten beim Rundgang von der dramatischen Nacht der Überschwemmung, der knappen Evakuierung, dem engagierten Einsatz vieler Helfer bei den folgenden Aufräumarbeiten und dem nun andauernden Bemühen, die durchnässten Gebäude und Einrichtungen wieder zu trocknen und in einen reparierbaren Zustand zu versetzen.
Scheinwerfer leuchten die geleerten Räume des Erlebnismuseums Energiestadt aus, in denen die Bautrockner rund um die Uhr laufen. Der Estrich ist herausgerissen, die Wände kahl. Einzig die jahrhundertealte Burg, in der die Verwaltung des Naturguts untergebracht ist, hat die Flut nur gering beschädigt überstanden. Auf 3,5 Millionen Euro schätzt die Stadt Leverkusen den Gebäudeschaden auf dem Naturgut insgesamt.
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„Wichtig ist, dass wir unsere Arbeit möglichst bald fortsetzen können“, unterstreicht Kochanek. Allein die persönliche Ansprache und Information können seine Umweltthemen nachhaltig rüberbringen. Im Internet rausche so etwas zu schnell vorbei. Die Ministerin äußert Verständnis, verspricht möglichst unbürokratische Unterstützung, wo eben möglich. Bei ihr bringt der Naturgutleiter auch seinen Wunsch nach der Wiedererrichtung eines zusätzlichen Gebäuderiegels für Ausstellungs- und Schulungsräume unter. Ein solches Gebäude war im Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Jetztwürde es sehr gut ins Konzept passen – allerdings auch gut drei Millionen Euro kosten. „Da fällt mir nicht so direkt etwas ein“, sagt Schulze, verspricht aber: „Wir werden mit wachem Auge durch die Förderlandschaft gehen.“
Oberbürgermeister Uwe Richrath hat sich dem Rundgang angeschlossen, unterstreicht die Bedeutung der weithin bekannten Umweltbildungseinrichtung für Leverkusen. Und der ebenfalls wahlkämpfende Karl Lauterbach, der im Garten selbstironisch von seinen Kindertagen berichtet, als er im riesigen Garten der Eltern bei Düren mithelfen und graben musste: „Diese Kinderarbeit war eine moderne Form der Sklaverei! Und essen mussten wir das Geerntete dann auch noch!“ Und der Gesundheitspolitiker bekennt zur allgemeinen Erheiterung: Da sei ihm das Essen vom Imbiss lieber gewesen.
Am Ende steht das Versprechen im Raum, dem Naturgut zu helfen und dessen Arbeit fortsetzen zu wollen. Und die Einsicht: Es ist noch ein langer Weg bis dahin.