Der Verkehrswert des Anwesens wurde mit fast einer Millionen Euro angegeben.
SchlebuschZwangsversteigerung für Leverkusener Villa von Großfamilie abgesagt
Diese Zwangsversteigerung war in der Stadt mit Spannung erwartet worden, jetzt ist der Termin abgesagt worden, oder aufgehoben, wie das Gericht schreibt. Ansonsten: Stillschweigen. Keine Auskünfte an unbeteiligte Dritte. Die Gläubigerin, die beim Gericht den Antrag auf Zwangsversteigerung gestellt hatte, soll nach Informationen des „Leverkusener Anzeiger“ die Stadt Leverkusen gewesen sein. Aber auch dort gibt man sich wortkarg: „Hier weiß niemand etwas“, sagt eine Stadtsprecherin.
In der Angelegenheit sei kein neuer Termin bestimmt, heißt es aus der Verwaltung des Amtsgerichts. Das kann also bedeuten, dass mögliche Schulden zuletzt bezahlt worden sein könnten, oder dass die Aufhebung des Versteigerungsverfahrens auf andere Weise erwirkt wurde. Eine Aufhebung kann auch einfach wegen eines Formfehlers im Verfahren geschehen.
Für die wegen ihrer seltsamen und eigentlich unpassenden Architektur in der Leverkusener Waldsiedlung bekannte Türmchenvilla des Goman-Familienclans hatte das Amtsgericht einen Termin zur Zwangsversteigerung angesetzt. In dem Haus leben Mitglieder dieser stadtbekannten Leverkusener Großfamilie. Dort wohnte früher einmal das wahrscheinliche Familienoberhaupt, das man gelegentlich in einem Rolls-Royce durch die Stadt fahren sieht. Auf Google Maps ist zum Haus eine Firma „Jan Moro Goman Immobilien GmbH“ eingetragen.
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Schlebuscher Villa wurde 1992 gebaut
Versteigert werden sollten laut den Angaben im offiziellen Zwangsversteigerungsportal (zvg-portal.de) eine 85 Quadratmeter große Garage und das als „Türmchenvilla“ bekannte Haus an der Haydnstraße 29 in der Schlebuscher Waldsiedlung. Das Haus, das dort zuvor gestanden hat, sei 1956 gebaut worden, laut Unterlagen ließ der Bauherr Jan Goman die Gebäude aber 1992 umbauen. Die Architektur wirkt protzig. Seinen Namen Türmchenvilla hat das Haus wegen der schiefergedeckten Kegeldächer auf drei Türmen und vier Gauben. Auf dem großen Parkplatz vor dem Gebäude stehen oftmals Luxusautos.
Das Amtsgericht Leverkusen hatte ein Sachverständigengutachten beauftragt, im ZVG-Portal hieß es aber, dass das Gutachten „ohne Innenbesichtigung des Objektes erstellt wurde … die Wertermittlung wurde auf der Grundlage der Bebauung und der vorliegenden Bauzeichnungen, Beschreibungen und Berechnungen durchgeführt. Die Übereinstimmung der baulichen Anlagen mit den vorliegenden Unterlagen wurde nicht im Detail überprüft.“ Der Gutachter schreibt, er sei zwar an der Adresse gewesen, das Objekt sei aber nur von außen in Augenschein genommen worden. „Die baurechtliche Genehmigung der baulichen Anlagen wird unterstellt.“
Stadtbekannte Leverkusener Großfamilie: Der Gutachter hat das Haus nur von außen gesehen
Allerdings ist dem Gutachter bekannt, dass das Haus unterkellert ist. Das eingeschossige Einfamilienwohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoss soll eine Wohnfläche von 244 Quadratmetern haben. Das Grundstück besteht aus zwei Parzellen von je etwas über 700 Quadratmetern. Hinter der Villa gibt es einen Rasen und eine etwa 70 Quadratmeter große Terrasse. Der Architekt und Gutachter schreibt, dass Objekt im Bereich einer Altlastenverdachtsfläche liege. Die Altlast in der Waldsiedlung stammt aus der Sprengstofffabrik Carbonit AG, die dort bis in die 1920er-Jahre hinein Sprengstoff produziert und getestet hat. Nitroaromate, Schwermetalle, Säuren und Kohlenwasserstoffe blieben im Erdreich und im Grundwasser zurück.
Waldsiedlungs-Häuser sind teuer, selbst wenn sie komisch aussehen: 600.000 Euro Verkehrswert war für die Grundstückshälfte mit der Garage angegeben (für die lag dem Gutachter keine Baugenehmigung vor). Mit 336.000 Euro ist das Wohnhaus taxiert, zusammen: 936.000 Euro.