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Eklat auf ParteitagNachbeben in Ortsvereinen - SPD stellt Opladener Bezirksbürgermeister kalt

Lesezeit 4 Minuten
Mehrere Menschen stehen an einem öffentlichen Bücherschrank.

Solche Termine wird es in Opladen künftig ohne Bezirksbürgermeister Ulrich Liebetrau (M.) geben: die Einweihung des neuen Bücherschranks am Bracknell-Square Mitte Juni 2024 in Opladen mit Counciller Mary Temperton und Bracknells Mayor Elizabeth Mary Baker (v.l.).

Bezirksbürgermeister Ulrich Liebetrau ist einer Intrige in seiner Partei zum Opfer gefallen.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Milanie Kreutz ist nicht das einzige Opfer der parteiinternen Ränkespiele. Auf der Wahlkreiskonferenz der Partei am Samstag, 5. April, in Rheindorf stellten die Sozialdemokraten auch dem Opladener Bezirksbürgermeister Ulrich Liebetrau den Stuhl vor die Tür.

Liebetrau, Vorsitzender des Ortsvereins Opladen seiner Partei, stand nicht auf der Liste der Namen, die die SPD als Kandidaten in der Kommunalwahl für die Bezirksvertretung II vorschlug. Der 68-Jährige kandidierte dann trotzdem für den Listenplatz 1, unterlag in der Kampfabstimmung aber deutlich Sebastian Kocks, einem der beiden Vorsitzenden der Jusos in Leverkusen. Auch um Listenplatz 2 gab es eine Kampfkandidatur. Claudia Droste-Schmeißer, Schriftführerin im Ortsverein Opladen, trat gegen die vom Unterbezirk vorgesehene Joelina Peters an, die mit Kocks den Jusos in der Stadt vorsteht. Auch Droste-Schmeißer unterlag klar.

Opladen: Amtswechsel nach der Hälfte

Liebetrau sagte dem „Leverkusener Anzeiger“, er sei „nicht wirklich enttäuscht. Ich habe das kommen sehen.“ In den Vorverhandlungen, als es um Milanie Kreutz ging, habe er gemerkt, „wie sich der Wind drehte. Ich habe auf der Konferenz am Samstag aber meinen Hut dennoch in den Ring geworfen. Ich stehe für dieses Amt und habe das gern gemacht.“

Der pensionierte Neurologe hatte das Amt des Bezirksbürgermeisters Mitte Mai 2023 gemäß einer Absprache zur Hälfte der Wahlperiode von seinem CDU-Amtsvorgänger Heinz-Jürgen Pröpper übernommen. Liebetrau sagte, er sei „glücklich und stolz, was wir im Stadtbezirk II geschafft haben. Ich dachte, eine Wiederwahl ist eigentlich selbstverständlich.“

Liebetrau erinnerte daran, dass es die SPD 2020 in der vergangenen Kommunalwahl geschafft hatte, die CDU in Opladen hinter sich zu lassen. „Wir haben den Bezirk II vor fünf Jahren zum ersten Mal seit den 1980 Jahren geholt. Sonst war immer die CDU die stärkste Partei.“ 

Leverkusen: Rücktritte im SPD Ortsverein Schlebusch-Alkenrath

Auch im Ortsverein Schlebusch-Alkenrath sitzt das Entsetzen über die Geschehnisse auf der Wahlkreiskonferenz offensichtlich tief. Am Montagnachmittag erreichten E-Mails aus dem Ortsverein diese Zeitung, in denen mehrere Mitglieder des Vorstands den Rücktritt von ihren Ämtern mit sofortiger Wirkung verkünden. Gisela Eickhoff-Prochno, Nicole Ilbertz und Jens Fraustadt betonen ihren Einsatz für ihre Partei in der Vergangenheit. Und weiter: „Umso schmerzlicher ist es für uns feststellen zu müssen, dass das für eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit unerlässliche Fundament – das gegenseitige Vertrauen – im Vorstand nach den Begebenheiten um die Vorbereitung der Wahlkreiskonferenz der SPD Leverkusen nicht mehr gegeben ist.“

Sie werfen der Ortsvereinsvorsitzenden Lena Marie Angermann Vertrauensbruch vor. Angermann hatte zunächst Kreutz als Spitzenkandidatin unterstützt, in der Konferenz wie die meisten Ortsvereinsvorsitzenden aber für die überraschend präsentierte neue Reserveliste mit Löb als Spitzenkandidaten der SPD in der Kommunalwahl gestimmt.

Dhünnstraße SPD-Parteibüro

Das SPD-Parteibüro in der Dhünnstraße

Fraustadt hatte bereits auf der Konferenz seine Kandidatur für den Wahlkreis 32 und für die Reserveliste zurückgezogen. Auch Günter Nahl aus dem Schlebusch-Alkenrather Ortsverein schloss sich der Mail seiner drei Vorstandskolleginnen und -kollegen an und trat gleichfalls von seinem Amt zurück. Nahl, seit 55 Jahren SPD-Mitglied, schrieb, die Geschehnisse in Rheindorf hätten ihn tief erschüttert. Er hatte Angermann bereits am Samstag scharf kritisiert. 

Nach Informationen dieser Zeitung wird es nicht bei den Rücktritten in Schlebusch/Alkenrath bleiben. 


Bezirksliste der Grünen

Deutliche Veränderungen wird es auch in der Besetzung der Bezirksvertretungen aus den Reihen der Grünen geben. Man habe sich entschieden, Ratsmitglieder eher nicht mehr in Bezirksvertretungen einzusetzen, um eine klarere Trennung der Aufgaben zu haben, erklärt die Fraktionsvorsitzende Claudia Wiese. Mit dem allgemeinen Rückzug von Roswitha Arnold ergibt sich damit vor allem im Bezirk III eine komplette Neubesetzung. Aktuell sitzen dort neben Arnold noch Wiese und Christoph Kühl, die es mit vorderen Listenplätzen beide in den Stadtrat schaffen sollten. Folgende Vertreter für die Bezirke haben die Grünen für die jeweils ersten drei Plätze aufgestellt: Bezirk I: 1. Dirk Trapphagen, 2. Matthias Mayer, 3. Irina Prüm; Bezirk II: 1. Dirk Danlowski, 2. Stefan Pausch, 3. Henning Kaltheuner; Bezirk III: 1. Stefanie Henke; 2. Stephanie Krause; 3. Laura Herrmann.