Leverkusen – Eine schöne Wohnlage, gute Nahversorgung und dörflicher Flair. Schlebusch gilt bei vielen Leverkusenern als „Insel der Glückseligen“, sagt Ulrich Kämmerling. Was man als Lob verstehen könnte, geht dem ersten Vorsitzenden der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch (WFG) mittlerweile gewaltig gegen den Strich. Vor allem, wenn die vermeintlich privilegierte Stellung als gottgegeben angesehen werde – und als Grund für Neiddebatten. „Das ist kein Selbstläufer“, sagt Kämmerling im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Sondern das Ergebnis von viel ehrenamtlichem Engagement der WFG und der Schlebuscher. Aktuell sieht er diese Arbeit akut gefährdet. Ein Überblick über die Kritikpunkte.
Parken
„Als damals die Rathaus-Galerie gebaut wurde, hatten wir große Sorgen, dass das die Kaufkraft aus Schlebusch wegzieht“, erinnert sich Kämmerling. Damals hieß es, Schlebusch habe ja einen großen Standortvorteil durch das kostenlose Parken im Ortskern. „Das ist uns nun einfach genommen worden.“ Im Bereich zwischen Bergischer Landstraße, Gezelinallee und von-Diergardt-Straße gelten seit kurzem Parkschein- oder Parkscheibenpflicht. Anwohner müssen für einen Bewohnerparkausweis zahlen.
Die größte Sorge bereiten Kämmerling dabei aber die mittelständischen Betriebe, die sich in diesem Gebiet angesiedelt haben. „Deren Mitarbeiter können nun nirgends mehr parken, man kann als Gewerbetreibender nicht mal einen Anwohnerparkausweis beantragen“, klagt Kämmerling. Er habe sogar schon von einem Betrieb gehört, bei dem ein Mitarbeiter aufgrund der Parksituation mit Kündigung droht. „Das darf nicht sein, zumal das schon immer ein Mischgebiet aus Gewerbe- und Wohnraum ist.“ Hier müsse die Stadtverwaltung dringend nachbessern und sich mit den betroffenen Firmen zusammensetzen.
Auflagen bei Veranstaltungen
Weihnachtsmarkt, Familienfest international, blühendes Schlebusch– in der Schlebuscher Fußgängerzone ist immer etwas los. „Wenn sich am derzeitigen Stand nichts ändert, wird das in Zukunft alles nicht mehr stattfinden können“, sagt Kämmerling. Grund seien gestiegene Brandschutzauflagen der Feuerwehr, nachdem im vergangenen Jahr auf dem Opladener Weihnachtsmarkt nachts eine Hütte in Brand gestreckt worden war. „In der ersten Version der Verordnung hieß es, Buden müssen 4,50 Meter Abstand von Gebäudefassaden haben“, sagt Kämmerling. Damit könnte in der Schlebuscher Fußgängerzone aber keine Fahrgasse für die Feuerwehr mehr gewährleistet werden.
Mittlerweile arbeitet die WFG an einer Sondergenehmigung. Dabei wird ihr zu einem Brandschutzgutachten geraten. „Das kostet zwischen 10 000 und 15 000 Euro. Das kann sich der Weihnachtsmarkt in Wiesdorf vielleicht leisten, der da vier Wochen steht. Für ein Wochenende ist das für uns nicht machbar“, sagt Kämmerling.
Sankt Martins Zug
Ab diesem Jahr darf der traditionelle Sankt Martins Umzug nicht mehr mit dem großen Feuer am Sensenhammer enden. „Das ging zwar 18 Jahre lang, aber jetzt gibt es dafür keine Genehmigung mehr“, sagt Kämmerling. Also werde das Feuer nun auf dem Marktplatz stattfinden, mit deutlich höherem organisatorischen und finanziellen Einsatz.
Den großen Martinszug hat die Werbegemeinschaft seinerzeit ins Leben gerufen, weil die Schulen es wegen der steigenden Auflagen nicht mehr bewerkstelligen konnten. Mittlerweile verursacht er auch für die WFG fast den Aufwand eines Karnevalszuges. Trotzdem tue man es gerne für das Leben im Stadtteil. „Es ärgert mich vor allem, wenn Menschen, die nicht aus dem Bezirk sind, negativ auf uns einwirken“, klagt Kämmerling „Lasst uns doch einfach mal machen.“