AboAbonnieren

Schloss MorsbroichLeverkusener SPD feiert 150. Geburtstag

Lesezeit 3 Minuten

SPD-Jubiläumsgäste: (v.l.) OB Uwe Richrath, EU-Kandidat Ingo Wagner, Eva Lux MdL, Ehrenvorsitzender Ernst Küchler, NRW-SPD-Chef Sebastian Hartmann, Wolfgang Westmeier (der seit 74 Jahren Mitglied, mithin das älteste in Leverkusen ist), Aylin Doğan und Karl Lauterbach MdB.

Leverkusen – Wenn die älteste deutsche Partei ihr 150-jähriges Bestehen feiert, dann darf es auch in Leverkusen etwas feierlicher zugehen. Dann geht es statt ins Alkenrather Bürgerhaus auch einmal in den Spiegelsaal von Schloss Morsbroich.

So geschehen am Freitagabend, als Parteivorsitzende Aylin Doğan eine Festgesellschaft zur „Geburtstagsfeier“ begrüßte, die trotz krisenhafter Lage und fatalen Umfragewerten der Partei in Bund und vielen Ländern Optimismus ausstrahlen sollte. Was überwiegend gut gelang, war man doch aus so frohem Anlass und bei noch schönem Wetter zusammengekommen.

Viele Ehrengäste

Als Ehrengäste in den vorderen Reihen hatten der SPD-Landesvorsitzende Sebastian Hartmann, Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach und Landtagsabgeordnete Eva Lux Platz genommen. Oberbürgermeister Uwe Richrath begrüßte seine Amtskollegen Frank Steffes (Leichlingen) und Stefan Caplan (Burscheid), aus Köln gaben sich die Parteigrößen Jochen Ott und Martin Börschel die Ehre. Aber die SPD feierte nicht unter sich, auch Vertreter anderer Parteien erwiesen der Jubilarin die Ehre.

Alles zum Thema Uwe Richrath

Dabei stimmt „150 Jahre SPD“ nur insofern, als sich die Vorgängerorganisationen in dieser Zeit gründeten, die sich 1890, nach dem Fall der Bismarck'schen Sozialistengesetze, unter dem Namen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) zusammenfanden. Erst einmal starteten der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) und die Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei.

Historischer Rückblick

Reinhold Braun vom Bergischen Geschichtsverein, selbst seit 45 Jahren SPD-Mitglied, erläuterte das Werden der Partei und das Wirken ihrer Protagonisten an Rhein und Wupper in einem halbstündigen Lichtbildvortrag.

Der begann mit der Gründung der ADAV-Ortsgruppe in Schlebusch, im Lokal der Witwe Boddenberg – heute die Brandruine von „Alt Schlebusch“. Nach einem Streik bei Bayer folgte 1904 die Gründung des Sozialdemokratischen Volksvereins Küppersteg. Anfang der 1920er Jahre gründete sich die Arbeiterwohlfahrt, zunächst in Opladen, dann in Wiesdorf.

Neu gegründet

Nach der Neugründung der SPD nach NS-Zeit und Zweitem Weltkrieg im Herbst 1945 übernahm die SPD eine gestaltende Rolle in Leverkusen, war über viele Jahre die stärkste politische Kraft und stellte die Stadtspitze. Oberbürgermeister Uwe Richrath nannte die Namen der Hauptakteure wie Wilhelm Dopatka, Wolfgang Nahl, Marianne Zauter, Bruno Wiefel, Bruno Krupp, Horst Henning, Walter Mende und Ernst Küchler, die alle ihre Spuren in der Entwicklung der jungen Stadt hinterließen.

Heute sei wieder eine Zeit des Wandels, der Digitalisierung und ihrer gesellschaftlichen Folgen, die verantwortlich gestaltet werden müsse. „Demokratie entsteht in den Kommunen“, erinnerte Richrath die Versammelten an ihre persönliche politische Verantwortung für die Gestaltung des Gemeinwesens. Gleiche gesellschaftliche Chancen allen Menschen zu ermöglichen, das sei zu jeder Zeit und heute wieder die Aufgabe besonders der SPD, ergänzte Parteivorsitzende Aylin Doğan.

Aufmunternde Worte

Aufmunterung hatte sich auch der junge SPD-Landesvorsitzende Sebastian Hartmann in seinem freigehaltenen halbstündigen Festvortrag auf die Parteifahne geschrieben: „Wir müssen uns wieder nach vorne kämpfen! Wir dürfen nicht zu verzagt sein. Wir haben auch vieles richtig gemacht.“ Dafür müsse die SPD konsequent eine Politik für die Mitte der Gesellschaft betreiben, Aufstiegschancen durch Bildung eröffnen, solidarische Absicherung im technischen Wandel sicherstellen.

„Die Geschichte ist noch nicht auserzählt, unsere Aufgabe ist noch nicht getan.“ Sebastian Hartmann forderte seine Partei auf, mit Mut und Zuversicht ans Werk zu gehen statt in Angst und Resignation zu verharren. „Wir stehen jetzt in der Verantwortung, uns neu zu erfinden.“

Dass es nun gesellig werden konnte, nachdem der Festredner – „Ich weiß: Ich bin der Puffer zwischen Ehrung und Buffet“ – sein Werk geleistet hatte, stand von vornherein fest. Und das geschah in aufgeräumter Stimmung, denn unter Auslassung der Erwartungen für die nächsten Wahltermine. Dazu hatte während des Festaktes schon die von Tobias Weindorf am Flügel begleitete Sängerin Angelika Görs eingestimmt, die mit den Gästen gemeinsam und händchenhaltend ein tapferes „We shall overcome“ angestimmt hatte.