Leverkusen – Das hat Reiz: Sollen wir ein paar Hunderttausend Euro ausgeben für ein Ersatzteil, oder kann das noch warten? Dermaßen weitreichende Entscheidungen wird Jakob Hahn ab nächsten Dienstag zunächst nicht mehr treffen. Dann beginnt seine Ausbildung zum Industriemechaniker bei Lanxess.
Den Freitag jedoch verbrachte der 17 Jahre alte Opladener auf einer Spitzenposition, der von Michael Ertl. Der leitet den Betriebsverbund für Benzylprodukte und anorganische Säuren bei Lanxess; dazu gehört auch der älteste Betrieb im Chempark: die Schwefelsäure-Produktion. Gut 100.000 Tonnen der Basischemikalie werden dort im Jahr hergestellt – neuerdings unter der Leitung von Sladjana Baljak. Das steht dem Konzern gut an.
Appetithappen für junge Leute
Am Freitag war das Thema aber nicht „Frauen in Führungspositionen“, sondern es ging um „Meine Position ist spitze“. Die bringt junge Leute für einen Tag in die Chemische Industrie und dort zu spannenden Aufgaben mit richtig viel Verantwortung. Ein Appetithappen soll das sein, denn die Branche steht zwar im Ruf, gut zu bezahlen und recht sichere Jobs zu bieten. Aber es ist eben Industrie, also nicht schick.
Jakob Hahn, der gerade die Marienschule mit der Mittleren Reife verlassen hat, wusste das schon vorher besser, sonst hätte er ja nicht zu Lanxess gewollt. Aber auf die Idee, sich die Firma einen Tag lang aus einer herausgehobenen Position anzuschauen, habe ihn erst ein Handzettel gebracht, der in der Schule auslag. Auf dem bot die Brancheninitiative Chem-Cologne diesmal 21 Leitungsjobs in 15 Unternehmen aus der gesamten Region an, zwei davon in Leverkusen.
Beeindruckt von der Größe
Und dann seine Schwester: Elisabeth Hahn hatte vor vier Jahren einen Tag die Öffentlichkeitsarbeit des Chempark-Betreibers Currenta geleitet.
Einen Tag den altehrwürdigen Schwefelsäure-Betrieb führen – Jakob fand es „ganz schön anstrengend“ und war allein von der Größe der Anlagen „sehr beeindruckt“. Auf einen Rundgang folgte die Produktionsbesprechung mit weiteren Chefs aus dem Anorganischen Säureverbund, dessen Betriebe auf der ganzen Welt verteilt sind. Dann waren noch logistische Fragen zu klären – auch ins Betriebsrestaurant ging es zwischendurch. Alles so normal wie möglich.
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Michael Ertl war durchaus zufrieden mit dem jungen Mann: „Er hat viel hinterfragt, war interessiert.“ Tatsächlich gibt es viel zu lernen über den Betrieb. Zum Beispiel, dass die hochreine Lanxess-Schwefelsäure lebensmitteltauglich ist. Und dass man sie braucht, um Computer-Chips herzustellen. Das ist schick.