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ExporteSo wirkt der Zoll-Schock auf Leverkusener Unternehmen

Lesezeit 3 Minuten
Blick in den Chempark

Im Chempark bereiten die neuen Handelshemmnisse durchaus Sorgen.

Für Lanxess zahlt sich die US-Orientierung beim Konzern-Umbau aus. Bayer hofft, dass Pharma-Produkte außen vor bleiben. 

Die Einfuhrzölle, die US-Präsident Donald Trump für Importe aus den USA verhängt hat, sorgen bei den weltweit operierenden Konzernen im Chempark für beträchtliche Unruhe. Wie stark sie das ohnehin durch die schwache Binnennachfrage und hohe Energiekosten belastete Geschäft weiter beeinträchtigen, lässt sich konkret noch nicht beziffern, zeigt eine Umfrage. Sicher ist: Die zusätzlichen Abgaben machen es nicht leichter. 

Bei Covestro soll sich nun die Strategie bewähren, „in der Region für die Region“ zu produzieren. Lieferungen zwischen Asien oder Europa und den USA dienten daher hauptsächlich der Abdeckung von Bedarfsspitzen. „Sie sind für Covestro von untergeordneter Bedeutung.“ Die bedeutendste Produktionsstätte in den USA befindet sich in Houston. Deshalb könne der Kunststoff-Konzern seine US-Kunden überwiegend lokal beliefern, „wodurch wir weniger direkt von Zöllen betroffen sind“, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Das heißt aber nicht, dass man im Chempark glücklich ist mit der neuen Situation. „Solche Maßnahmen können die globalen Wettbewerbsbedingungen verändern. Daher bleiben wir wachsam gegenüber möglichen Auswirkungen“, heißt es bei Covestro. „Wir sind überzeugt, dass offene Märkte und starke transatlantische Beziehungen entscheidend für den Erfolg unserer Branche sind, insbesondere in Zeiten globaler Transformation.“

US-Orientierung hilft Lanxess jetzt

Für Lanxess-Chef Matthias Zachert zahlt sich nun aus, dass er beim fortwährenden Umbau des Spezialchemie-Konzerns gelegentlich in den USA zugekauft hat. „Wir haben unsere Produktionsbasis in Amerika in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausgebaut“, so ein Sprecher auf Anfrage. Rund 30 Prozent des weltweiten Umsatzes und der weltweiten Produktion lägen inzwischen dort. Das, so die Einschätzung, „wird uns mit Blick auf angekündigte Importzölle der USA sicher helfen und die direkten Auswirkungen abfedern“. Und sofern die Zölle für Importe für Konkurrenzprodukte aus China wie jetzt geplant höher ausfallen als für die aus der EU, „ist das für uns eher positiv“, ergänzte der Sprecher.

Trotzdem ist Trumps Zoll-Attacke auch bei Lanxess Anlass zur Sorge. Ihre indirekten Auswirkungen seien „viel schwieriger zu bestimmen“. Die gesamte Weltwirtschaft werde betroffen sein. Vor allem, wenn China Gegenmaßnahmen ergreift. Dann bestehe die Gefahr, dass sich das weltweite Wirtschaftswachstum verlangsamt. Auch im Lanxess-Tower ist klar: „Am Ende des Tages sind Zölle Gift für den globalen Handel und schaden allen Seiten.“

Bayer könnte von einer Ausnahme profitieren

Bayer beobachte „die Entwicklungen in den USA aufmerksam“ und prüfe „mögliche Auswirkungen auf unsere Lieferketten, Kunden und Geschäftsbeziehungen“, sagte ein Sprecher. „Für uns ist es von elementarer Bedeutung, die Stabilität unserer Lieferketten aufrechtzuerhalten und etwaige Auswirkungen zu minimieren.“

Bayer-Zentrale

In der Bayer-Zentrale beoachtet man die Entwicklung in den USA „aufmerksam“.

Allerdings sieht es derzeit so aus, als würden pharmazeutische Produkte von den USA nicht mit Einfuhrzöllen belegt. Das wäre für zwei Bayer-Sparten ein Segen: Sowohl für die rezeptfreien, als auch die rezeptpflichtigen Arzneien des Konzerns gibt es in Europa große Kapazitäten.    


Zölle verschärfen Situation für Auto-Zulieferer

Beim Burscheider Autositzhersteller Adient sorgt die Gewissheit, dass Autos aus Europa mit Einfuhrzöllen belegt werden, für weitere Sorgen. Zwar müsse man noch sehen, „wie unsere Kunden reagieren“, sagte auf Anfrage Sprecherin Claudia Steinhoff. Würde etwa BMW Produktion in US-Werke verlagern, um dem Einfuhrzoll zu entgehen, „würden natürlich unsere amerikanischen Standorte profitieren“. Europa und Burscheid allerdings verlören Geschäft.

Nicht geklärt sei ja, ob die Hersteller den Zoll komplett oder in Teilen auf den Verkaufspreis aufschlagen. Eine andere Möglichkeit stellte die Adient-Sprecherin auch nicht in Abrede: dass die Autokonzerne den Preisdruck auf ihre Zulieferer weiter erhöhen, um den Zollaufschlag wenigstens zum Teil kompensieren zu können.

Wiederum eine andere Reaktion wären weniger Auto-Ausfuhren. Auch das ist nachteilig für Adient. Unterm Strich sei klar, so Steinhoff: „Der Druck wird nicht kleiner werden.“ Die Zölle „verschärfen die Gesamtsituation“ für die Autobranche, die nun seit Jahren unter schwierigen Rahmenbedingungen leide. Die US-Zölle werfen nun weitere Fragen auf – „und Unsicherheit ist das schlimmste.“