Die Lokomotive soll in Rheindorf vor die Feuerwache gestellt werden.
Städtische Museums-LokE11 wartet im Chempark Leverkusen auf die letzte Heimfahrt

Jens Munk guckt aus der AEG-Lokomotive E11, die zwischenzeitlich auf dem Museumsgleis bei Chemion im Chempark in Flittard steht.
Copyright: Ralf Krieger
Irgendwie lustig sieht sie aus, die kleine rote Lokomotive, die jetzt gewissermaßen zum Fuhrpark der Stadt Leverkusen gehört. Jedem echten Freund historischer Lokomotiven wird es beim Anblick der 110 Jahre alten E11 warm ums Eisenbahnerherz. Ob das schöne Stück allerdings jemals wieder aus eigener Kraft über Gleise rollen wird, ist ziemlich unsicher.
Im Moment steht das Stück auf einem als Museumsgleis deklarierten Schienenstück im Chempark und wartet auf den Weitertransport nach Rheindorf. Unweit ihrer früheren Stammstrecke (Rheindorf, Hitdorf-Hafen, Monheim) soll sie auf einem Stück Rasen vor der Feuerwehr an der Straße Auf der Grieße als Denkmal aufgestellt werden.

Der Führerstand der E11, Baujahr 1915
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So weit ist es aber noch nicht, vorher muss die Lok vielleicht auch noch umlackiert werden, denn derzeit trägt sie noch die Beschriftung „Salzburger Lokalbahn“, für die sie seit 1981 im Güterverkehr gefahren ist. Zurzeit wachen die Chemion-Mitarbeiter über die kleine Elektrolok. Als die Salzburger die Leverkusener Lokomotive nicht mehr behalten wollten und sie zur Stadt Leverkusen zurückgeführt wurde, erklärte sich Currenta bereit, sie erstmal im Chempark gratis auf dem Museumsgleis abzustellen, bis der endgültige Abstell-Ort bereitet ist. Sie wurde im Herbst 2024 auf einem Tieflader in den Chempark geliefert.
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Die Ärzte an der Strecke sind noch auf der Listevon 1981
Jens Munk ist Eisenbahner bei Chemion durch und durch und sagt: „Die Lok ist technisch fahrbereit“. Was ihr aber fehle, seien die Zulassungen, ähnlich dem Tüv beim Auto. Die Zulassungen sind 2022 abgelaufen, in Österreich wäre eine Hauptuntersuchung fällig gewesen, darauf haben die Salzburger verzichtet, so kam es zum Rückkauf durch die Stadt Leverkusen, die sich ein Vorkaufsrecht im Kaufvertrag gesichert hatte; 5500 Euro Schrottwert zahlte die Stadt für ihre E11, aber: Für den Schrott ist sie zu schade. Die E11 gibt es sogar für die Spielzeugeisenbahn, das Modell ist aber vergriffen.

Eine Warnglocke war Pflicht.
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Der „Leverkusener Anzeiger“ hatten Gelegenheit, in die Lok hineinzuschauen. Im Führerstand sieht alles blitzsauber aus. Große Ampère- und Voltmeter bilden die Anzeigetafel. Dass die Lok 40 Jahre in Österreich fuhr, sieht man ihr nicht an. Auf der Innenverkleidung aus Holz, gelb-beige oder nikotinfarben lackiert, klebt noch ein alter Monheim-Aufkleber.
Die Österreicher hatten offenbar sehr viel Sinn für Historie, denn im hölzernen Verbandskasten findet sich ein altes laminiertes Papier, mit Schreibmaschine sind dort neben anderen Notfall-Nummern die Telefonnummern von Ärzten eingetragen, die entlang der Strecke ihre Praxis hatten. Für Rheindorf ist ein Dr. Kann, für Hitdorf Dr. Esser (Telefon 2247) verzeichnet. Bei Unfällen wurden die gerufen, vielleicht auch, wenn ein Fahrgast Probleme hatte.

Das Typenschild
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In eine Tafel am Fahrgestell ist das Datum der Inbetriebnahme eingraviert, das war der 7. August 1915. Weiter steht dort „Lokomotive Nr. 14“, gebaut bei AEG. Die Fachzeitschrift „Lok-Report“ widmet der Leverkusener E11 einen Artikel. Sie schreibt, dass die Lok erst bei der Kleinbahn Wesel–Rees–Emmerich fuhr, dann zur Kleinbahn Siegburg–Zündorf, dann zu den späteren Bahnen der Stadt Monheim/BSM bis 1981.

Notfall-Zettel in der Sanitätskiste
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Die AEG-Lokomotive E11, Baujahr 1915, steht zwischenzeitlich auf dem Museumsgleis bei Chemion im Chempark in Flittard . Foto: Ralf Krieger
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Die alte Bahnlinie führte von Langenfeld über Monheim und Hitdorf über die Wiesenstraße (heute Radweg) nach Rheindorf und diente sowohl dem Personen- als auch dem Güterverkehr. Ab 1963 wurde der Personenverkehr auf Busse umgestellt. Güterverkehr war immer wichtig, 1986 wurde er in Rhein- und Hitdorf eingestellt. An der Felderstraße endete die Bahnstrecke vor der Gaststätte Norhausen, die zeitweise „Zur Kleinbahn“ hieß. Wichtig war von Anfang an der Gütertransport durch den Hitdorfer Hafen, das geht aus mehreren Quellen hervor. Eine Verlängerung nach Opladen über Reuschenberg und die Schusterinsel wurde zwar geplant, aber nie gebaut.
1924 fuhren 550.000 Fahrgäste die Bahn zwischen Langenfeld und Rheindorf, über zwei Millionen sollen es 1948 gewesen sein. Neun Haltestellen lagen auf dem heutigen Leverkusener Stadtgebiet. Die Gleichstrom-Lok mit zweimal 75 PS Leistung hat eine normale Spurweite, deshalb passte sie auch im Chempark aufs Museumsgleis. Wenige der alten Gleisstücke liegen noch, etwa unter der A-59-Autobahnbrücke in Rheindorf oder am Stadtrand neben dem Heerweg.