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Sparen bei CurrentaBerufsschule im Leverkusener Chempark steht auf der Kippe

Lesezeit 3 Minuten
Die ehemalige Bayer- jetzt Currenta-Berufsschule im Chempark an der B8.

1964 bezog die Berufsschule ihre jetzigen Gebäude an der B8. Gegründet wurde sie 1903 in der Ära Carl Duisberg. Jetzt steht ihre Existenz in Frage.

Die Leverkusener Ausbildungsstätte für rund 1200 junge Menschen ist hoch defizitär und könnte aufgegeben werden.

Die Schule ist eine Institution: Sie geht auf das Jahr 1903 zurück, gehört also zu den Pioniertaten von Carl Duisberg bei Bayer. 120 Jahre später steht die Berufsschule auf der Kippe. Sie sei „hoch defizitär“, heißt es bei ihrem Betreiber Currenta. Das könne man sich angesichts des enormen Kostendrucks auf anderen Gebieten – zum Beispiel bei den Energiepreisen – nicht mehr leisten. „Es braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung mit den Chempark-Partnern, um das hervorragende Bildungsnetzwerk, das wir heute bieten, auch in diesen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zu erhalten“, so formuliert es auf Anfrage Maximilian Laufer, Sprecher bei Currenta.

Anders gesagt: Die Unternehmen, die ihre Azubis – es sind derzeit 1200 - auf die Berufsschule schicken, sollen mehr bezahlen. Das sind neben Currenta selbst vor allem Lanxess und Covestro, die jeweils Hunderte junge Leute auf die Schule an der B 8 schicken. Bayer schickt zunehmend weniger Schüler auf den Campus in der Nähe von Tor 11, der aus drei Gebäuden besteht und inzwischen außerhalb des Werkszauns liegt. Das macht es für die zunehmende Zahl auswärtiger Schüler einfacher: Nattermann und Madaus schicken Auszubildende, auch Familienunternehmen. Neben der Chempark-Feuerwehr vertrauen die Feuerwehren des Düsseldorfer Flughafens und von Henkel auf die Berufsschule.

Die Ausstattung ist gut – und teuer

Die Corona-Pandemie habe dafür gesorgt, dass die technische Ausstattung noch einmal besser wurde: Alle Klassen haben elektronische Tafeln, Schüler, die keinen eigenen Laptop haben, bekommen einen gestellt. „Das ist technisch wirklich high end“, sagt ein Kenner. Und ein ehemaliger Lehrer berichtet, dass es in der Bayer-Berufsschule schon Beamer und weitere Ausstattung gegeben habe, als so etwas in staatlichen Schulen noch Zukunftsmusik war.

Zum Standard gehört auch ein Technikum, in dem Chemieanlagen im Kleinformat aufgebaut sind. So würden Theorie und Praxis auf unnachahmliche Weise verzahnt, schwärmt ein ehemaliger Lehrer. Das werde in der Chemie-Branche sehr anerkannt.

Aber: Das kostet auch Geld. Die Berufsschule ist – wie jedes privat getragene Institut – eine Ersatzschule und wird zu 94 Prozent vom Staat finanziert. Der Rest von sechs Prozent muss anders aufgebracht werden – und damit ist es längst nicht getan: Gebäude, Wartung der Infrastruktur kommen noch dazu. Das läppert sich – und deshalb ist die Berufsschule teuer für Currenta.

Aus dem Chempark fließen Umlagen

Während auswärtige Firmen für jeden Schüler einen bestimmten Betrag zahlen müssen, laufe das bei Bayer, Lanxess, Covestro und Co. anders: Es gibt Umlagen, über deren Höhe übrigens jetzt nicht zum ersten Mal hart verhandelt werde, sagt ein Ehemaliger: 2006 habe es schon einmal heftigen Streit um die Kostenverteilung für die Berufsschule gegeben. Am Ende habe Bayers damaliger Vorstandschef Werner Wenning die Sache klären müssen. Ihm sei klar gewesen: „Bildung kostet Geld.“

Wie nah man dieser Erkenntnis in der jetzigen Debatte gekommen ist, lässt sich aus den Worten von Sprecher Maximilian Laufer kaum erkennen: „Currenta prüft vor diesem Hintergrund, ob der Betrieb der Berufsschule auch in Zukunft noch möglich sein wird. Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, wir befinden uns in guten Gesprächen und arbeiten gezielt an Lösungen.“

Eine mögliche Lösung ist also, das Institut aufzugeben und die Azubis an die Leverkusener Berufsschulen zu schicken. Das allerdings wäre ein Kulturbruch.